Was macht eine gute integrierte Berichterstattung aus?

Ganz kurz und knapp die achtsame Einhaltung der 19 Anforderungen des International Framework. Das hilft in der Praxis und gerade beim Einstieg in die integrierte Berichterstattung allerdings nicht so richtig weiter.

Also, was ist aussagekräftig und prägnant?

Das Integrated Reporting Committee (IRC) von Südafrika hat sich auf sechs Schwerpunktbereiche festgelegt.

Stimmige Ausrichtung der Gesamtberichterstattung

Optimierung und Ausrichtung des Berichtswesens, des sog. „R2R“-Prozesses („Record-to-Report“). In Südafrika wenden Ersteller gerne ein „Kraken-Modell“ auf ihre Unternehmensberichterstattung an.

Es ist eine sinnvolle Methode, um alle gesetzlichen, regulatorischen und Stakeholder-Berichte, die ein Unternehmen veröffentlicht, zu ordnen und aufeinander abzustimmen.

Der integrierte Bericht ist der Kopf der Krake: Er erzählt die Wertschöpfungsgeschichte der Organisation auf hohem Niveau, vollständig und prägnant und umfasst alle wesentlichen Angelegenheiten. Der Kopf der Krake ist mit einer Vielzahl von Armen verbunden, von denen jeder eine detaillierte Berichts-/Informationsquelle darstellt: zum Beispiel der Jahresabschluss, der Nachhaltigkeitsbericht, der Governance-Bericht, der Bericht des Sozial- und Ethikausschusses, der Risikobericht, der Vergütungsbericht oder andere gedruckte oder Online-Informationen. Dabei kann es sich um Compliance-Berichte handeln, die aufgrund von Gesetzen oder Vorschriften erforderlich sind, um Details zu den übergeordneten Informationen im integrierten Bericht oder um Informationen, die den Bedürfnissen bestimmter Stakeholder-Gruppen entsprechen.

Der integrierte Bericht ist nicht als bloße Zusammenfassung von Informationen gedacht, die in anderen Berichten/Informationsquellen enthalten sind; vielmehr verbindet er die relevanten Informationen, um zu vermitteln, wie kurz-, mittel- und langfristig Werte geschaffen werden. Der integrierte Bericht wird die Nutzer auf andere Berichte/Informationsquellen verweisen, um bei Bedarf zusätzliche Informationen zu erhalten. Der integrierte Bericht selbst ist nicht dazu gedacht, die gesamte Compliance-Berichterstattung einer Organisation zu übernehmen.

Es gilt daher …

  • Sicherstellen, dass der integrierte Bericht vollständig ist, indem alle wesentlichen Informationen und alle Inhaltselemente enthalten sind, während die Leitprinzipien bei der Erstellung der Informationen angewendet werden.
  • Erstellen Sie einen detaillierten Plan für die Reportingsuite, so dass jedes Berichtselement ein klares Ziel hat und ein „Bild“ davon besteht, wie die verschiedenen Berichtselemente miteinander verbunden sind.
  • Implementieren Sie einen ganzheitlichen Überprüfungsprozess für die gesamte Berichterstattung.
  • Verwenden Sie effektive und genaue Querverweise.

Konnektivität

Verbinden Sie die Informationen in den Inhaltselementen – Der integrierte Bericht sollte eine gute Lektüre sein, kein dicker Wälzer für Schlaflose. Er sollte eine logische Struktur und einen logischen Fluss haben. Dies unterstützt zusammenhängende Informationen, hilft, Inkonsistenzen zu vermeiden und kann Doppelungen begrenzen.

In einigen Berichten hat es den Anschein, dass verschiedene Abschnitte die einzelnen Verantwortlichkeiten in der Organisation widerspiegeln – ohne zu berücksichtigen, wie verschiedene Informationsbereiche bei der Erzählung der Geschichte miteinander verbunden sind. Dies kann zu Fehlanpassungen, Inkonsistenzen oder isolierten Berichtsinhalten sowie zu unnötiger Doppelarbeit führen. Es kann ferner auf einen unzureichenden Berichtsprozess hindeuten.

Ein integrierter Ansatz für die Entwicklung von Inhalten erfordert, dass die Ersteller von Berichten und die Verfasser von Inhalten verstehen:

  • Die sechs Kapitalien und wie die Organisation Werte in Bezug auf die Kapitalien schafft, bewahrt oder abbaut;
  • Wie die Organisation integriertes Denken anwendet, sowie die Betrachtung innerhalb des Bereichs des Inhaltserstellers;
  • Wie sich die Leistung im eigenen Bereich auf andere Geschäftseinheiten und Stakeholder auswirkt;
  • Die wesentlichen Themen der Organisation;
  • Die Berichtsstruktur und
  • wie sich einzelne Beiträge darin einfügen;
  • Wo eine Anpassung erforderlich ist.

Ein logischer Fluss der sich entfaltenden Geschichte im integrierten Bericht könnte sein:

  • Informationen über die Organisation und was sie tut;
  • das externe Umfeld, in dem sie tätig ist;
  • das Geschäftsmodell;
  • die Bedürfnisse der Stakeholder und die Antworten darauf (dies zeigt die äußerst wichtige Rückkopplungsschleife);
  • die strategischen Ziele, die den Weg vorwärts weisen;
  • die Risiken und Chancen;
  • die Leistung; und
  • die Unternehmensführung.

Es gilt daher …

  • Gehen Sie bei der Entwicklung von Inhalten ganzheitlich und mit einer detaillierten Planung im Vorfeld vor, um sicherzustellen, dass alle Beteiligten auf derselben Seite stehen.
  • Erstellen Sie eine logische Berichtsstruktur, achten Sie auf Überschneidungen zwischen den Abschnitten und planen Sie, wer die Federführung bei gemeinsamen Themen im gesamten Bericht übernehmen wird.
  • Führen Sie gründliche End-to-End-Reviews durch und prüfen Sie auf Übereinstimmung und isolierte Inhalte.
  • Setzen Sie Querverweise und Symbole strategisch ein; streben Sie an, wichtige Themen nur einmal anzusprechen.

Prägnanz

Balance zwischen Prägnanz und Ausführlichkeit – Einen prägnanten Bericht zu erstellen, ist ein oft zitiertes Ärgernis von Erstellern. In der Praxis hat es sich bewährt, einen robusten Materialitätsprozess zu haben.

Alle Informationen im Bericht sollten für den Benutzer relevant sein, damit er eine fundierte Beurteilung der Wertschöpfung, des Werterhalts oder der Erosion im Laufe der Zeit vornehmen kann. Bei der Entwicklung und Überprüfung von Inhalten sind einige hilfreiche Fragen, die bei der Betrachtung von Informationen zu stellen sind:

  • Welchen Einblick wird sie dem Benutzer geben (Relevanz)?
  • Wie passt sie zu den wesentlichen Themen?
  • Wie passen sie zu den Leitprinzipien und Inhaltselementen?

Es gilt daher …

  • Einem robusten Prozess folgen, um wesentliche Sachverhalte zu bestimmen und den Prozess im integrierten Bericht zu erklären;
  • Schließen Sie irrelevante Informationen aus;
  • Setzen Sie Gestaltungselemente (z. B. Infografiken) mit klarer Absicht ein und stellen Sie ausreichend Kontext zur Verfügung;
  • die Website und andere Berichte nutzen, um detaillierte Informationen unterzubringen;
  • Verwenden Sie eine klare Sprache und kommen Sie mit möglichst wenigen Worten direkt auf den Punkt.

KPIs

Das Leitungsgremium und die Geschäftsführung verwenden KPIs zur Steuerung und Überwachung der Strategieumsetzung und Leistung. Erläutern Sie KPIs und die Verbindung zum Wert, zur Wertschöpfung – Überprüfen Sie kontinuierlich, ob die offengelegten KPIs tatsächlich den Wert widerspiegeln, der im Laufe der Zeit geschaffen, erhalten oder erodiert wird. Sind sie relevant und werden von der Organisation intern genutzt?

Die Bewertung, um sicherzustellen, dass die im integrierten Bericht enthaltenen KPIs relevant sind, sollte umfassen:

  • Alle Kapitalien, die die Organisation nutzt und auf die sie angewiesen ist.
  • Die wesentlichen Auswirkungen, die die Geschäftsaktivitäten, Produkte und Dienstleistungen der Organisation auf die sechs Kapitalien kurz-, mittel- und langfristig haben.
  • Die Verknüpfung mit der Strategie und den strategischen Zielen.

Wenn sich ein KPI von Jahr zu Jahr ändert, erklären Sie den Grund und die Art der Änderung. Erwägen Sie auch die Einbeziehung von Branchen-Benchmarks, da sie nützlichen Kontext hinzufügen.

Eine kombinierte Bestätigung dieser KPIs erhöht den Aussagewert des Prozesses und der KPI-Offenlegung.
Die Offenlegung sollte die mit der Vergütung verknüpften KPIs, das Ausmaß der Ausgewogenheit von finanziellen und nicht-finanziellen Messgrößen sowie die Auswirkungen der Leistung auf die dem Management zugeteilten/gezahlten Anreize umfassen.

Geben Sie den Kontext zu jedem KPI an:

  • was er misst,
  • warum er ausgewählt wurde,
  • Trends und Branchen-Benchmarks.

Auswirkungen

Berichten Sie klar über Ergebnisse und Kompromisse – Eine gute und vollständige Offenlegung der Ergebnisse ist für einen integrierten Bericht unerlässlich. Sie sind schließlich die „nachhaltigen Auswirkungen“ des Wertschöpfungsprozesses. Seien Sie mutig und zeigen Sie sowohl die positiven als auch die negativen Ergebnisse für jedes der sechs IIRC Kapitalien. Denn ein Bericht, der einseitig positiv ist, kann zu Fragen über seine Vollständigkeit und Glaubwürdigkeit führen, und gibt es heute irgendeine Organisation, die glaubhaft sagen kann, dass sie nicht auf jedes der sechs Kapitalien angewiesen ist oder es nicht beeinflusst?

Die folgenden Überlegungen können bei der Offenlegung hilfreich sein:

  • Die transparente Offenlegung der wesentlichen negativen und positiven Ergebnisse kann den Anwendern einen klaren Überblick über den im Laufe der Zeit geschaffenen, erhaltenen oder erodierten Wert geben und ihnen ermöglichen, fundierte Entscheidungen zu treffen
  • Berücksichtigen Sie alle sechs Kapitalien bei der Ermittlung der Ergebnisse
  • Berücksichtigen Sie Ergebnisse im Berichtsjahr sowie kurz-, mittel- und langfristig. Längerfristige Ergebnisse sind vielleicht nicht immer im Berichtsjahr erkennbar, aber es ist wichtig, dass sie berücksichtigt und offengelegt werden
  • Quantitative Angaben zu den Ergebnissen werden, wenn möglich, zusammen mit erläuternden und vergleichenden Informationen empfohlen.
  • Quantitative Informationen sind möglicherweise nicht immer möglich oder verfügbar, daher sollten qualitative Informationen zu den Ergebnissen gegeben werden – die Nichtverfügbarkeit quantitativer Informationen sollte kein Grund sein, wesentliche Ergebnisse auszuschließen
  • Legen Sie negative Auswirkungen zusammen mit den Maßnahmen offen, die die Organisation zur Minimierung und Bewältigung dieser Auswirkungen ergriffen hat bzw. ergreifen wird.
  • Die Ergebnisse können voneinander abhängig sein, und das Zusammenspiel zwischen den Kapitalien sollte offengelegt und mit den getroffenen Abwägungen verknüpft werden
  • Erklären Sie die möglichen Auswirkungen der Ergebnisse auf die Organisation
  • Vergessen Sie nicht die relevante Konnektivität, z. B. zur Leistung, zu Risiken und Chancen, zu wesentlichen Angelegenheiten, zur Strategie, zu Plänen für die strategische Ressourcenallokation und zum Ausblick

Es gilt daher ….

  • Verstehen, wie die Organisation kurz-, mittel- und langfristig Werte schafft, erhält oder vernichtet;
  • Denken Sie ganzheitlich über die Ergebnisse für einen vollständigen und ausgewogenen integrierten Bericht nach: Berücksichtigen Sie die sechs Kapitalien, die kurz-, mittel- und langfristige Perspektive und seien Sie spezifisch bei der Offenlegung der tatsächlichen Ergebnisse, beabsichtigte und unbeabsichtigte, positive und negative;
  • Erläutern Sie das angewandte Urteilsvermögen und den Denkprozess hinter den getroffenen Abwägungen.

Fachlich

Die Anforderungen des Internationalen Frameworks anwenden – in der Praxis erfolgt eine Stellungnahme des Leitungsorgans, ob die 19 Anforderungen im integrierten Bericht erfüllt wurden oder nicht.

Quelle: https://integratedreportingsa.org/ircsa/wp-content/uploads/2021/01/IRC-information-paper-2020-interactive.pdf

HINWEIS:

Ersteller, die das Framework zum ersten Mal anwenden, können die im Framework (2021) angebotene Spielraumklausel „extent to which“ nutzen.

Wie bei den meisten Dingen im Leben gilt: Wenn etwas nicht mit der nötigen Ernsthaftigkeit und in der richtigen Absicht gemacht wird, ist es möglicherweise nicht viel wert.

Die enthaltenen Informationen sind allgemeiner Natur und nicht auf die spezielle Situation einer Einzelperson oder einer juristischen Person ausgerichtet. Obwohl ich mich bemühe, zuverlässige und aktuelle Informationen zu liefern, kann ich nicht garantieren, dass diese Informationen so zutreffend sind wie zum Zeitpunkt ihres Eingangs oder dass sie auch in Zukunft so zutreffend sein werden. Niemand sollte aufgrund dieser Informationen handeln ohne geeigneten fachlichen Rat und ohne gründliche Analyse der betreffenden Situation.

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Integrated Thinking – warum sich ein Umdenken lohnt!

… weil es sich nachweislich positiv auf den Unternehmenswert auswirkt – dazu später mehr.

Das International Integrated Reporting Framework definiert „Integrated Thinking“ als: „Die aktive Berücksichtigung der Beziehungen zwischen den verschiedenen Betriebs- und Funktionseinheiten einer Organisation und den ‚multiplen Kapitalien‘, die die Organisation benutzt oder beeinflusst. Integriertes Denken führt zu integrierten Entscheidungsfindungen und Handlungen, die die Wertschöpfung auf kurze, mittlere und lange Sicht berücksichtigen.“

Will ein Unternehmen stärker ein integriertes unternehmerischen Denken etablieren, so sind folgende Aspekte für einen Wandel in der Unternehmensführung elementar

  • kooperative Managementkultur,
  • eine kapitalübergreifende Denkweise und
  • eine ergebnisorientierte Unternehmensführung.

In der heutigen Welt der Plattform-Ökonomie, in der die finanziellen und produzierten Vermögenswerte eines Unternehmens nur noch zwanzig Prozent des Marktwerts ausmachen können, nehmen immer mehr Unternehmen diese neuen Blickwinkel ein, um zu verstehen und zu erklären, wie Wert geschaffen wird und wie der Erfolg langfristig aufrechterhalten werden kann.

Integrated Thinking – das Ausbalancieren der Leistung eines Unternehmens über finanzielle, soziale und beziehungsbezogene, menschliche, intellektuelle, produzierte und natürliche Kapitalien – entwickelt sich immer noch als eine erst im Entstehen begriffene Disziplin. Das Jahr 2020 zeigt jedoch eindringlich – um ein Unternehmen im 21. Jahrhundert effektiv führen zu können, benötigen Unternehmensvorstände Zugang zu Informationen und Daten, die verschiedene Wertdimensionen reflektieren. Aber diese Werttreiber stehen nicht isoliert voneinander; so wie wir in einer Welt miteinander verbundener Risiken leben, gibt es Kompromisse zwischen dem Einsatz verschiedener Kapitalien, die bewertet und erklärt werden müssen.

Die sechs „Kapitalien“, die im internationalen Rahmenwerk des IIRC enthalten sind, sind ein hilfreicher Bezugspunkt für das Topmanagement, um die vielfältigen Ressourcen und Beziehungen zu beurteilen, die es zur Wertschöpfung einsetzt und idealerweise in einem integrierten Bericht transparent macht.

In einem periodischen integrierten Bericht einer Organisation mündet deren integriertes Denken. Ein integrierter Bericht soll gemäß IIR Framework prägnant sein und hervorheben, wie die Strategie, Führung, Leistung und Aussichten einer Organisation im Kontext ihres externen Umfelds kurz-, mittel- und langfristig zur Wertschöpfung führen. Bei der integrierten Berichterstattung geht es um mehr als nur um die Erstellung eines Berichts. Im Mittelpunkt der integrierten Berichterstattung steht ein Prozess, der eben auf einer integrierten Denkweise beruht und vorgenannte Aspekte bewusst zusammenführt.

Dieser Perspektivwechsel führt gegenwärtig zu einem Wandel vom Shareholder Value Approach hinzu einem System Value Approach.

Quelle: https://integratedreporting.org/wp-content/uploads/2020/01/Integrated-Thinking-and-Strategy-State-of-Play-Report_2020.pdf

Sind es zu Beginn der letzten Dekade noch einige wenige innovative Vordenker gewesen, so wächst die Zahl der Unternehmen stetig an, die diesen Wandel ernsthaft und konsequent, jenseits von einem durch Investor Relations und Marketing.-Abteilungen getriebenen „greenwashing“, gehen. Bei diesen Unternehmen ist „Integrated Thinking“ Vorbehaltsaufgabe des Vorstands. Integrierte Unternehmensführung ist elementarer Teil der Unternehmensstrategie, bei einigen Unternehmen sogar bereits Teil der Unternehmens-DNA.

Als in den 1970er Jahren die Friedman-Doktrin festgeschrieben wurde, war der Maßstab für den Erfolg die Maximierung der Schaffung von Shareholder Value. Dem Wachstum waren keine Grenzen gesetzt, da man davon ausging, dass die Ressourcen endlos zur Verfügung stehen und man davon ausgehen konnte, dass der Planet die gesamte Umweltverschmutzung schlucken würde, wenn man genügend Zeit hätte. Wo ökologische und soziale Fragen auftauchten, wurden sie als getrennt (und untergeordnet) von der Haupttätigkeit des Unternehmens – der Schaffung einer Rendite für die Aktionäre – beurteilt.

In den 1990er Jahren hatte sich das Verständnis entwickelt, dass Nachhaltigkeitsfragen nicht vom Geschäft getrennt werden konnten. Viele Unternehmen richteten Nachhaltigkeitsabteilungen ein, und ihre Ergebnisse standen oft im Mittelpunkt der Berichte zur Unternehmensverantwortung, die zeigten, dass diese Unternehmen ihr Bestes gaben. Schematisch gesehen überschneiden sich die Kreise von Wirtschaft, Gesellschaft und Umwelt, und dort, wo sie sich überschneiden, müssen die Unternehmen diesen Themen Aufmerksamkeit schenken und sogar Verantwortung dafür übernehmen. In allen anderen Angelegenheiten bleibt das Geschäft der Unternehmen das Geschäft der Unternehmen.

Am Ende des ersten Jahrzehnts des 21. Jahrhunderts war einigen der führenden Köpfe in der Welt der Nachhaltigkeit klar, dass in der Wirtschaft so etwas wie eine Dichotomie entstanden war. In den Silos, in denen das Nachhaltigkeitsdenken gedeihen konnte, trafen die Unternehmen oft andere Entscheidungen als dort, wo es keinerlei Bezug zur Nachhaltigkeit gab. Diese anderen Entscheidungen wurden in der Regel durch eine breitere, umfassendere Sichtweise des Risikomanagements getrieben als dort, wo nur Finanzkapital verwaltet wurde. Klar war auch, dass sich Nachhaltigkeit bei den meisten Unternehmen nur am Rande abspielte – im Mainstream waren die Regeln der Friedman-Doktrin immer noch vorrangig.

„Integrated Thinking“ – der Business Case

Nachfolgende Abbildung wurde im Jahr 2017 von der <IR> auf Grundlage der Grundsatzarbeit von Carlos Martinez (Universität St. Gallen 27. November 2016 Seite. 9 mit weiteren Nachweisen zu den in der Abbildung genannten Vorarbeiten der Jahre 1997 – 2007) erarbeitet, um den angedeuteten Wirkungszusammenhang zwischen einer integrierten Berichterstattung sowie dem Unternehmenswert tiefergehend zu analysieren.

Quelle: https://integratedreporting.org/wp-content/uploads/2017/11/CreatingValue_Benefits_to_InvestorsIIRC.pdf

Geht es in der Praxis darum für den Unternehmenswert eine handfeste Zahl zu bestimmen, so hat es sich nach absolut einhelliger Meinung der Praktiker und Theoretiker etabliert diesen auf dem Barwertkalkül, aus den geschätzten zukünftigen Zahlungsströmen des Unternehmens herzuleiten. Dies Cashflows sind zu diskontieren, und zwar mit einem adäquaten Zinssatz. Daher ist für das Unternehmen, sein Geschäftsmodell sowie seine Wertschöpfung eine Vergangenheits-, Gegenwarts- und Umfeldanalyse voranzustellen, in der Chancen und Risiken ganzheitlich betrachtet werden.

Die Standardanwendung dieser Vorgehensweise ist das sog. WACC-Verfahren. Zur Berechnung der gewichteten durchschnittlichen Kapitalkosten (WACC) noch einmal die nachstehende Gleichung

Quelle: https://www.investopedia.com/terms/w/wacc.asp

Zu dem Konsens von Theorie und Praxis gehört auch, dass der adäquate Zinssatz die individuellen Risiken des jeweiligen Unternehmens zu berücksichtigen hat – eben ein risikoadäquater Diskontierungszinssatz zu verwenden ist.

In unserer Gegenwart von Klimawandel, gesellschaftlichem Wandel, Pandemie, politischer Unsicherheit … die Liste lässt sich fortsetzen und wird jährlich im WEF Global Risk Report der Welt vor Augen gehalten …. stellt niemand mehr ernsthaft in Abrede (Merkblatt der BaFin zum Umgang mit Nachhaltigkeitsrisiken), dass ESG-Aspekte / -Faktoren zukünftige Zahlungsströme von Unternehmen im New Normal beeinflussen und damit in einem risikoadäquaten Zinssatz implizit enthalten sind.

ESG-Faktoren lassen sich in DCF-Modellen im Wesentlichen auf zwei Arten erfassen. Die erste findet Berücksichtigung bei der Schätzung zukünftiger Free-Cash-Flows (kurz “FCF“). Dabei werden Annahmen darüber getroffen, wie das ESG-Risikoprofil eines Unternehmens entweder positiv oder negativ zur Fähigkeit des Unternehmens, FCF zu generieren, beitragen könnte. So könnte zum Beispiel bei einem Unternehmen mit niedrigem ESG-Risiko vernünftigerweise davon ausgegangen werden, dass es weniger aufsichtsrechtliche Strafen zu erwarten hat, was den FCF in die Höhe treiben und letztlich den Kapitalwert des Unternehmens erhöhen würde.
Die zweite Möglichkeit besteht darin, ESG-Faktoren unmittelbar in die WACC-Werte zu integrieren.

Quelle: https://connect.sustainalytics.com/hubfs/SFS/Sustainalytics%20ESG%20Risk%20Rating%20-%20FAQs%20for%20Corporations.pdf?utm_campaign=SFS%20-%20Public%20ESG%20Risk%20Ratings%20&utm_medium=email&_hsmi=93204652&_hsenc=p2ANqtz–uiIU8kSu6y0FMeuauFTVhiQZVbDZbLz18ldti4X-2I0xC95n8byedKMQDd0pZs7nCFFEvL172Iqvpx7P5X7s5NanOAF02tFYHF4w94fAFNyOmOgc&utm_content=93203943&utm_source=hs_email

Es verwundert daher nicht, dass der Blick auf wesentliche ESG-Themen (sog. „Material ESG Issue“, kurz „MEI“) heute zum „Pflichtprogramm“ nicht nur eines reinen ESG-Risiko-Ratings gehört. Für zahlreiche Rating-Agenturen ist ein ESG-Thema dann wesentlich, wenn es wahrscheinlich eine signifikante Auswirkung auf den Unternehmenswert eines typischen Unternehmens innerhalb einer Subbranche hat und wenn das Vorhandensein oder Fehlen eines MEI in der Finanzberichterstattung wahrscheinlich die Entscheidungen eines vernünftigen Investors beeinflussen wird.
Zu wesentlichen ESG-Themen werden für jede Subindustrie entsprechende Benchmarks ermittelt, die sich von Ratingagentur zu Ratingagentur als ureigenes IP unterscheiden, im Kern jedoch ähneln. Alle Unternehmen, die einer entsprechenden Subindustriekategorie zugeordnet werden, werden daraufhin – am Benchmark gemessen – bewertet, wie gut sie mit ihrem Engagement in diesen MEIs umgehen.

Diese Risikoanalyse erfolgt im Wesentlichen in vier Schritten; eine integrierte Berichterstattung ist insoweit ein wichtiger Ausgangspunkt für Rating Agenturen.

Quelle: https://connect.sustainalytics.com/hubfs/SFS/Sustainalytics%20ESG%20Risk%20Rating%20-%20FAQs%20for%20Corporations.pdf?utm_campaign=SFS%20-%20Public%20ESG%20Risk%20Ratings%20&utm_medium=email&_hsmi=93204652&_hsenc=p2ANqtz–uiIU8kSu6y0FMeuauFTVhiQZVbDZbLz18ldti4X-2I0xC95n8byedKMQDd0pZs7nCFFEvL172Iqvpx7P5X7s5NanOAF02tFYHF4w94fAFNyOmOgc&utm_content=93203943&utm_source=hs_email

Es wird daher offensichtlich, dass für die Unternehmen, die in ihrer Unternehmensführung die für sie relevanten MEI erkennen, bewerten und managen („Sustainable Management“), der risikoadäquate Diskontierungszinssatz ein anderer ist, als für die Unternehmen, die reines „greenwashing“ betreiben, geschweige denn von den Unternehmen, die sich nicht einmal auf dieser Eben mit ESG auseinandersetzen.

Nachfolgenden exemplarischen Auszüge aus einem öffentlich verfügbarem Rating Report der Barry Callebaut AG, Schweiz, (Barry Callebaut AG Investors Publication) verdeutlichen noch einmal, wie sich Integrated Thinking in Dimension eines Nachhaltigkeitscontrollings ganz konkret übertragen lassen

Quelle: https://www.sustainalytics.com/sustainable-finance/wp-content/uploads/2019/07/Barry_Callebaut_AG_Risk-Ratings-Summary-Report_11072019.pdf

„Integrated Thinking“ – Deutschland wacht auf

Der Arbeitskreis „Integrated Reporting und Sustainable Management“ (kurz „AKIR“) der Schmalenbach-Gesellschaft für Betriebswirtschaft e.V. (im Jahr 2013 noch mit dem Namen „Integrated Reporting“ konstituiert) hat in seiner öffentlichen Sitzung im Rahmen des 74. Deutschen Betriebswirtschafter-Tag ausführlich die Notwendigkeit der Erweiterung der Finanzfunktion um die ESG-Dimensionen mit einem breiten Fachpublikum aus Vertretern der Wirtschaft erörtert.

Die Namenserweiterung des AKIR um den Zusatz „und Sustainable Management“ erfolgte erst in diesem Jahr. Darin manifestieren sich zwei Dinge; zum einen, dass ESG in einem breiteren Kontext gedacht und sich in der nicht-finanziellen Berichterstattung dokumentierend, in der klassischen Finanzwelt angekommen ist. Zum anderen, dass wir in 2020 den „Tipping Point“ für Sustainability und ESG in Deutschland hinter uns gelassen haben!

Die wesentlichen Inhalte dieser öffentlich Fachdiskussion wurden in einem Aufsatz (KoR Nr. 04 vom 03.04.2020, S. 153 ff.) zusammengefasst. Nach dem die grundlegende Arbeit von Carlos Martinez aus 2016 zunächst im Jahre 2017 vom IIRC adaptiert wurde, findet sie, wie nachfolgende Abbildung aus dem vorgenannten KoR-Aufsatz zeigt, nun auch in der Arbeit des AKIR und damit bei der Schmalenbach-Gesellschaft ihre Berücksichtigung.

Quelle: https://www.bwl.uni-rostock.de/storages/uni-rostock/Alle_WSF/IBWL/Controlling/Downloadbereich/Dateien_aus_dem_Bereich_Publikationen_2020/2020.04_Arbeitskreis_Integrated_Reporting_-_KoR_4-2020_AKIR__final_.pdf

„Integrated Thinking“ – Hindernisse

In der Praxis lassen sich drei Kategorien erkennen, die die grundsätzlichen Herausforderungen der Unternehmen auf dem Weg zu einer integrierten unternehmerischen Denk- und Handlungsweise in sich vereinen:

  • Strategische – die Barrieren, die hier auftauchen, beziehen sich darauf, dass die Unternehmensführung sich nicht in das integrierte Denken einbringt oder die Gründe für den Wandel hin zu einem integrierten Denken nicht versteht.
  • Organisatorisch – für einige Unternehmen besteht eine echte Trägheit in der Abkehr von einem Friedmanitischen Modell, das ihr Denken vielleicht jahrelang oder sogar Jahrzehnte dominiert hat. Bei anderen verhindern die in ihre Strukturen eingebetteten Silos das Gedeihen des integrierten Denkens.
  • Analytisch – wenn die Daten und die damit verbundenen Systeme und Prozesse nicht existieren, um das integrierte Denken zu unterstützen, dann wird die Organisation nicht von den Nachweisen profitieren, die Metriken und Analysen zur Unterstützung einer breiteren Sichtweise liefern können.

Es ist wichtig zu beachten, dass diese Barrieren nicht isoliert existieren. In den meisten Unternehmen bestehen all diese Barrieren nebeneinander, und ihre Wechselwirkungen untereinander verstärken die Schwierigkeit, integriertes Denken anzunehmen.

„Integrated Thinking“ – Tips aus der Praxis

Nachstehend eine Liste an „Blitzlichtern“ aus der Praxis, die Orientierungshilfe und Denkanstöße zu gleich sein können ….

  • Die Umsetzung des integrierten Denkens muss nicht von oben kommen. Es kann auch ein „bottom up“ initiierter Wandel sein.
  • Kriechen, gehen, rennen – erwarten Sie nicht, dass Sie von Anfang an richtig losrennen werden/können.
  • Im Laufe der Einführung der integrierten Berichterstattung in den Unternehmensalltag, hat die Etablierung eines „CoE Integrated Thinking“ die Verbindungen innerhalb des Unternehmens erweitert und damit geholfen Silo-Grenzen aufzubrechen.
  • Fangen Sie einfach an – lassen Sie nicht zu, dass Perfektion dem Pragmatismus im Wege steht, wenn es darum geht, die Arbeitsweise des Unternehmens zu verändern.
  • Seien Sie sich bewusst, dass sich die Investorenlandschaft verändert: Investoren stellen zunehmend Fragen zur Nachhaltigkeit.
  • Vorstände müssen über ESG-FrageStellungen und -Themen aufgeklärt werden. Das bedeutetet für Vorstandsmitglieder regelmäßige Schulungen und Informationsveranstaltungen zum Thema Nachhaltigkeit. Richtlinien, insbesondere solche zur Governance aber auch solche die unmittelbare Geltung für den Vorstand entfalten, sind zu aktualisieren, um die Verantwortung für Nachhaltigkeit zu integrieren und “festzuschreiben“.
  • Die Sprache, die für integriertes Denken verwendet wird, ist entscheidend, um die Unterstützung der C-Suite für einen solchen Ansatz zu gewinnen; oder
  • Die Sprache ist entscheidend, um das Interesse des Vorstands und der C-Suite zu wecken. Anstatt in fachlichen Begriffen wie Materialität zu sprechen, macht z.B. stattdessen die Verwendung des Begriffs „Wertschöpfungsthemen“ den Start für die Beteiligten einfacher. ….. noch ein Punkt zur Sprache – einige Unternehmen entschieden sich für die Verwendung des Begriffs „vorfinanziell“ statt „nicht-finanziell“ – die Idee dahinter, die vermeintlichen nicht-finanzielle Themen haben eben doch auch Auswirkungen auf die Finanzwerte;
  • Die Bereitstellung einer Reihe von Konzepten und Begriffen, die es dem Unternehmen ermöglichen, über Nachhaltigkeit zu sprechen, kann das integrierte Denken innerhalb des Unternehmens fördern;
  • Suchen Sie nach einer gemeinsamen Sprache, die die verschiedenen Interessenvertreter innerhalb und außerhalb des Unternehmens anspricht.
  • Verschaffen Sie sich sehr früh Klarheit darüber, wer Ihre Interessenvertreter sind und wie Sie für sie Werte schaffen. Identifizierte Arten von Stakeholdern können z.B. sein: Kunden (eine Definition mit Weitwinkelobjektiv), Mitarbeiter, Investoren und die Gesellschaft als Ganzes.
  • Ein kollaborativer Prozess unter Verwendung externer Tools und einem internen CoE Integrated Thinking ermöglichte es einem Unternehmen, von über 200 Themen in ihrer initialen Materiality Matrix, diese auf tatsächlich neun relevante Themen zu reduzieren, auf die sich der Vorstand und die Mitarbeiter gemeinsam einigen konnten.
  • Nach Ansicht / Erkenntnis vieler Unternehmen ist ein integriertes Dashboard abgeleitet aus einem Nachhaltigkeitscontrolling eine unerlässliche Voraussetzung für eine integrierte Berichterstattung.
  • Die richtigen KPIs zu finden, ist eine Herausforderung.
  • Verknüpfen Sie Ihre Nachhaltigkeits-KPIs mit der Unternehmensstrategie.
  • Seien Sie sich darüber im Klaren, wie Sie den Wert definieren und messen. Definieren Sie den Wert nicht nur für ihr finanziellen Top-KPIs sondern auch für entsprechend priorisierte nicht-finanziellen Top Performance Indikatoren.
  • Ein integrierter Bericht ist ein hervorragendes Dokument zur Unterstützung des Dialogs eines Unternehmens mit seinen Interessenvertretern.
  • Die Monetarisierung der nicht-finanziellen Indikatoren ermöglicht es dem Unternehmen, den Wert in den Begriffen zu sehen, die sie gewohnt sind.
  • Holen Sie Ihren CFO an Bord: Nutzen Sie die Sprache der Finanzen, um mittel- und langfristige finanzielle Auswirkungen.
  • Nutzen Sie Ihre Auditoren als zusätzliche Quelle, um Lücken in Ihrer Informationsbasis zu identifizieren.

Eine Empfehlung noch zum Schluss – verwechseln Sie Strategy nicht mit Targets; beide Wörter haben im Englischen die gleichen Buchstaben mit Ausnahme des „y“ (Why?).

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Die enthaltenen Informationen sind allgemeiner Natur und nicht auf die spezielle Situation einer Einzelperson oder einer juristischen Person ausgerichtet. Obwohl ich mich bemühe, zuverlässige und aktuelle Informationen zu liefern, kann ich nicht garantieren, dass diese Informationen so zutreffend sind wie zum Zeitpunkt ihres Eingangs oder dass sie auch in Zukunft so zutreffend sein werden. Niemand sollte aufgrund dieser Informationen handeln ohne geeigneten fachlichen Rat und ohne gründliche Analyse der betreffenden Situation.

Nachhaltigkeitsberichterstattung – Was steckt hinter diesen 32 Buchstaben?

Unter Nachhaltigkeitsberichterstattung versteht man ein Verfahren, das Organisationen hilft, Ziele zu setzen, Leistung zu messen und den Übergang zu einer nachhaltigen Weltwirtschaft zu steuern – einer Wirtschaft, die langfristige Rentabilität und Umweltpflege vereint.

Nachhaltigkeitsberichterstattung (hauptsächlich die Erstellung eines Nachhaltigkeitsberichts) ist das Hauptforum für die Veröffentlichung der wirtschaftlichen, ökologischen, gesellschaftlichen und führungsbezogenen Leistung eines Unternehmens bzw. einer Organisation und deren positiver und negativer Auswirkungen. Nachhaltigkeitsberichterstattung stützt sich auf die Aspekte, die Organisationen im Zusammenhang mit den Erwartungen und Interessen ihrer Stakeholder / Interessensgruppen für wesentlich halten. Stakeholder können sowohl als Beteiligte in einem Verhältnis zu einer Organisation stehen als auch anderweitig mit ihr verbunden sein.

Die Anfänge hat die Nachhaltigkeitsberichterstattung in Deutschland in den 1980er Jahren, als erste große, kleine und mittelständische Unternehmen – auf freiwilliger Basis – sog. EMAS-Umwelterklärungen und -berichte über die ökologischen sowie zunehmend auch über die gesellschaftsbezogenen Auswirkungen ihrer Tätigkeit veröffentlicht haben. Gerade angesichts der Internationalisierungsstrategien zunehmend auch von kleinen und mittelständischen Betrieben werden Corporate Social Responsibility (CSR) und die Nachhaltigkeitsberichterstattung zu wichtigen Instrumenten der Unternehmenspolitik und -kommunikation.

Quelle: https://link.springer.com/chapter/10.1007/978-3-658-28140-3_4

Die im Jahr 2000 aktualisierten Leitsätze der Organisation for Economic Co-operation and Development (OECD) für multinationale Unternehmen fordern die Offenlegung von Informationen sowie eine Berichterstattung über Ziele und Fortschritte hinsichtlich einer nachhaltigen Entwicklung. Sie empfehlen „bei Informationen nichtfinanzieller Art, gegebenenfalls ein- schließlich Umwelt- und Sozialinformationen, hohe Qualitätsstandards anzuwenden“.

Die Diskussion um eine Berichtspflicht setzte sich fort und führte unter anderem dazu, dass 2003 in der EU Accounts Modernisation Directive (2003/51/EG) die Anforderung aufgenommen wurde, dass bestimmte große Unternehmen in ihrem Lagebericht auch „- soweit angebracht – die wichtigsten nichtfinanziellen Leistungsindikatoren […] einschließlich Informationen in Bezug auf Umwelt- und Arbeitnehmerbelange“ aufnehmen sollten. Diese Vorgabe wurde 2004 in Deutschland durch entsprechende Änderungen der §§ 289 und 315a HGB im Rahmen des Bilanzrechtsreformgesetzes umgesetzt. Die CSR-Richtlinie (2014/95/EU), mit der die Berichtspflicht in der Lageberichterstattung verankert wurde, fand im April 2017 mit dem CSR-Richtlinie Umsetzungsgesetz (CSR-RUG) ihre Umsetzung in deutsches Recht.

Als Grundlage der Nachhaltigkeitsberichterstattung spielen Managementsysteme zum Umweltschutz (z. B. EMAS, ISO 14001), zur Arbeitssicherheit und Gesundheit (OSHAS) und zur Beschaffung (SA 8000) eine wesentliche Rolle in der praktischen Umsetzung.

Integrierte Berichterstattung ist ein sich seit etwa 2015 entwickelnder Trend in der Unternehmensberichterstattung. Das IR-Framework des IIRC, das den globalen Standard für eine integrierte Berichterstattung setzt, wurde im Dezember 2013 veröffentlicht. Die integrierte Berichterstattung zielt im Allgemeinen primär darauf ab, den Kapitalgebern eine integrierte Zusammenstellung der wesentlichen Schlüsselfaktoren für die gegenwärtige und zukünftige Wertschöpfung zu liefern.
Ersteller integrierter Berichte stützen sich bei der Aufbereitung ihrer Berichte auf die Grundlagen und Angaben der Nachhaltigkeitsbericht- erstattung. Mit Hilfe des integrierten Berichts legt eine Organisation kurz und bündig dar, wie ihre Strategie, ihre Unternehmensführung, ihre Leistung und ihre Perspektiven im Laufe der Zeit zur Wertschöpfung beitragen. Der integrierte Bericht ist also weder als Auszug des herkömm- lichen Jahresberichts noch als eine Kombination aus Jahresabschlüssen und Nachhaltigkeitsbericht gedacht. Der integrierte Bericht greift aber auf andere Berichte und Veröffentlichungen durch Bezugnahme auf zusätzliche detaillierte Informationen, die separat angegeben werden, zu.

Auch wenn die Ziele der Nachhaltigkeitsberichterstattung und der integrierten Berichterstattung sich unterscheiden mögen, so ist
doch Nachhaltigkeitsberichterstattung ein wesentliches Element der integrierten Berichterstattung
. Nachhaltigkeitsberichterstattung berücksichtigt die Bedeutung von Nachhaltigkeit für eine Organisation und behandelt auch die Prioritäten und Schlüsselthemen. Dabei konzentriert sie sich auf die Auswirkungen von Nachhaltigkeitstrends, Risiken und Chancen der langfristigen Prognosen und finanziellen Leistungsfähigkeit der Organisation. Nachhaltigkeitsberichterstattung ist elementar für einen integrierten Denk- und Berichterstattungsprozess einer Organisation. Sie liefert Vorgaben für die Ermittlung der wesentlichen Themen einer Organisation, ihrer strategischen Ziele und die Bewertung ihrer Möglichkeiten, diese Ziele zu erreichen und im Laufe der Zeit zur Wertschöpfung beizutragen.

Es gibt acht inhaltliche Schlüsselelemente in einem integrierten Bericht, die ein Unternehmen abdecken muss:

  1. Organisatorischer Überblick und externes Umfeld – Was macht die Organisation und unter welchen Umständen ist sie tätig ?
  2. Führungsstruktur – Wie unterstützt die Führungsstruktur der Organisation ihre Fähigkeit zur kurz-, mittel- und langfristigen Wertschöpfung ?
  3. Geschäftsmodell – Was ist das Geschäftsmodell der Organisation ?
  4. Risiken und Chancen – Welches sind die spezifischen Risiken und Chancen, die die Fähigkeit der Organisation zur kurz-, mittel- und langfristigen Wertschöpfung beeinflussen, und wie geht die Organisation damit um ?
  5. Strategie und Ressourcenallokation – Wohin will die Organisation gehen und wie will sie dorthin gelangen ?
  6. Leistung – Inwieweit hat die Organisation ihre strategischen Ziele für den Zeitraum erreicht, und was sind ihre Ergebnisse im Hinblick auf die Auswirkungen auf die Hauptstädte ?
  7. Ausblick – Auf welche Herausforderungen und Unsicherheiten wird die Organisation bei der Verfolgung ihrer Strategie voraussichtlich stoßen, und was sind die möglichen Auswirkungen auf ihr Geschäftsmodell und ihre künftige Leistung ?
  8. Grundlage der Vorbereitung und Präsentation – Wie bestimmt die Organisation, welche Themen in den integrierten Bericht aufgenommen werden sollen, und wie werden diese Themen quantifiziert oder bewertet ?
Quelle: https://integratedreporting.org/wp-content/uploads/2015/03/13-12-08-THE-INTERNATIONAL-IR-FRAMEWORK-2-1.pdf
Quelle: Thomas Loew, Dr. Jens Clausen, IÖW Berlin http://www.4sustainability.de/fileadmin/redakteur/bilder/Publikationen/Clausen-Loew-2005-Mehr-Glaubwuerdigkeit-durch-Testate-Endbericht.pdf

Leitlinien zur Nachhaltigkeitsberichterstattung gibt es diverse; Quelle: EU-Leitlinien zur Berichterstattung über nichtfinanzielle Informationen (engl. Fassung) (EU 2017/C 215/01 (2017)) weshalb auch in diesem Aspekt des Sustainability GAAP in der aktuellen Diskussion auf eine Harmonisierung und Transparenz gedrängt wird. Die Theoretiker hatten ihre Zeit, es geht nun darum die Unternehmenspraxis zu befähigen ihren erkennbaren Willen zu nachhaltigem Wirtschaften in praxistaugliches Fahrwasser zu bekommen.

  • CDP (formerly the Carbon Disclosure Project)
  • Climate Disclosure Standards Board
  • OECD Due Diligence Guidance for Responsible Supply Chains from Conflict-Affected and High-Risk areas, and the supplements to it
  • Eco-Management and Audit Scheme (EMAS) and the related Sectoral Reference Documents
  • European Federation of Financial Analysts Societies’ KPIs for Environmental, Social, Governance (ESG), a Guideline for the Integration of ESG into Financial Analysis and Corporate Valuation
  • Global Reporting Initiative (GRI)
  • Guidance for Responsible Agricultural Supply Chains of FAO-OECD
  • Guidance on the Strategic Report of the UK Financial Reporting Council
  • Guidelines for Multinational Enterprises of the Organisation for Economic Cooperation and Development
  • Guiding Principles Reporting Framework on Business and Human Rights
  • ISO 26000 of the International Organisation for Standardisation
  • International Integrated Reporting Framework
  • Model Guidance on reporting ESG information to investors of the UN Sustainable Stock Exchanges Initiative
  • Natural Capital Protocol
  • Product and Organisation Environmental Footprint Guides
  • Sustainability Accounting Standards Board
  • The Sustainability Code of the German Council for Sustainable Development

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Sustainable Finance – Annäherung an eine Begriffsdefinition

Sustainable Finance“ oder „Nachhaltigkeit im Finanzsystem“ kann im weitesten Sinne verstanden werden als Investitionstätigkeit und damit zusammenhängende institutionelle sowie Marktvereinbarungen, die zur Erreichung eines starken, nachhaltigen, ausgewogenen und integrativen Wachstums beitragen, indem sie direkt und indirekt den Rahmen der Ziele für nachhaltige Entwicklung, die SDGs, unterstützen.

Wie im Aktionsplan der Europäischen Kommission benannt, bezieht sich „nachhaltiges Finanzwesen“ auch auf den Prozess der gebührenden Berücksichtigung ökologischer und sozialer Erwägungen bei Investitionsentscheidungen, was zu verstärkten Investitionen in längerfristige und nachhaltige Aktivitäten führt.

Umweltaspekte“ beziehen sich auf die Eindämmung des Klimawandels und die Anpassung an den Klimawandel sowie auf die Umwelt im weiteren Sinne und die damit verbundenen Risiken (z.B. Naturkatastrophen).

Soziale Erwägungen“ können sich auf Fragen der Ungleichheit, Inklusivität, Arbeitsbeziehungen, Investitionen in Humankapital und Gemeinschaften beziehen. Ökologische und soziale Erwägungen sind oft miteinander verflochten, da insbesondere der Klimawandel bestehende Systeme der Ungleichheit noch verschärfen kann. Die Leitung öffentlicher und privater Institutionen, einschließlich Managementstrukturen, Arbeitnehmerbeziehungen und Vergütung von Führungskräften, spielt eine grundlegende Rolle bei der Gewährleistung der Einbeziehung sozialer und ökologischer Erwägungen in den Entscheidungsprozess.

Nachstehend der Versuch einer Zuordnung der unterschiedlichen Ebenen von Sustainable Finance der International Capital Market Association

Quelle: https://www.icmagroup.org/assets/documents/Regulatory/Green-Bonds/Sustainable-Finance-High-Level-Definitions-May-2020-110520v4.pdf
Quelle: UN UNFCCC
/ EU Defining „Green“/ G20 G20 Synthesis Report 2018 / China Green Finance Committee

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GRI – Global Reporting Initiative

Die GRI wurde 1997 in Boston nach dem öffentlichen Aufschrei über die Umweltschäden durch die Ölkatastrophe der Exxon Valdez gegründet. Die Wurzeln liegen in den Non-Profit-Organisationen CERES und dem Tellus-Institute (mit Beteiligung des UN-Umweltprogramms UNEP). Ziel war es, den ersten Mechanismus zur Rechenschaftslegung zu schaffen, um sicherzustellen, dass Unternehmen sich an die Grundsätze verantwortungsvollen Umweltverhaltens halten, der dann auf soziale, wirtschaftliche und Governance-Fragen ausgeweitet wurde.

Die erste Version des damaligen GRI-Leitfadens (G1), der im Jahr 2000 veröffentlicht wurde, stellet den ersten globalen Rahmen für die Nachhaltigkeitsberichterstattung dar. Im folgenden Jahr wurde die GRI als unabhängige, gemeinnützige Institution gegründet. Im Jahr 2002 zog die GRI nach Amsterdam, Niederlande, um, und die erste Aktualisierung der Richtlinien (G2) wurde veröffentlicht. Da die Nachfrage nach GRI-Berichterstattung und die Akzeptanz von Organisationen stetig zunahm, wurden die Richtlinien erweitert und verbessert, was zu G3 (2006) und G4 (2013) führte.

Da sich die Beteiligung an der Nachhaltigkeitsberichterstattung auf der ganzen Welt verbreitete, begann GRI mit der Eröffnung einer Reihe von Regionalbüros. Dies führte zum heutigen Netzwerk von Hubs in Brasilien (2007), China (2009), Indien (2010), den USA (2011), Südafrika (2013), Kolumbien (2014) und Singapur (2019). Globale GRI-Konferenzen wurden (in Amsterdam) in den Jahren 2006, 2008, 2010 und 2016 abgehalten, wobei der Schwerpunkt seitdem auf regelmäßigeren regionalen oder virtuellen Gipfeltreffen liegt.

Im Jahr 2016 ging die GRI von der Bereitstellung von Richtlinien zur Festlegung der ersten globalen Standards für die Nachhaltigkeitsberichterstattung – den GRI-Standards – über. Die Standards werden weiterhin aktualisiert und ergänzt, einschließlich neuer Themenstandards zu Steuern (2019) und Abfall (2020).

Die GRI-Leitlinien zur Nachhaltigkeitsberichterstattung bieten Berichterstattungsgrundsätze, Standardangaben und eine Umsetzungsanleitung zur Erstellung von Nachhaltigkeitsberichten für alle Organisationen, unabhängig von Größe, Branche oder Standort. Die Leitlinien bieten auch eine internationale Referenz für diejenigen, die an den Angaben von Organisationen in Bezug auf deren Unternehmensführung sowie den ökologischen, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Leistungsdaten und Auswirkungen interessiert sind. Die Leitlinien bieten eine Hilfestellung bei der Ausarbeitung aller Arten von Dokumenten, die solche Angaben erfordern.

Sie wurden unter Einbeziehung zahlreicher Stakeholder aus der Wirtschaft, Arbeitgeber- und Arbeitnehmervertretungen, der Zivilgesellschaft und den Finanzmärkten sowie Wirtschaftsprüfern und Fachleuten verschiedener Disziplinen und in enger Zusammenarbeit mit Aufsichts- und Regierungsbehörden in mehreren Ländern entwickelt. Die Entwicklung der Leitlinien erfolgt in Übereinstimmung mit international anerkannten Berichterstattungsdokumenten (Global Alignment), auf die in den Leitlinien verwiesen wird.

Die meisten großen deutschen Unternehmen erstellen neben Jahresbilanzen und Geschäftsberichten freiwillig auch Nachhaltigkeitsberichte, in denen sie über die sozialen, ökologischen und ökonomischen Dimensionen ihrer Unternehmenstätigkeit Rechenschaft ablegen. Zur Qualitätssicherung und zur Vergleichbarkeit ist es wichtig, dass diese Berichte gewissen Standards entsprechen. Während die finanzielle Berichterstattung von Unternehmen gesetzlich eng geregelt ist, ist die Nachhaltigkeitsberichterstattung vergleichsweise frei von regulatorischen Rahmenbedingungen zu Form und Inhalt – auch die seit 2017 für einen definierten Kreis von Unternehmen bestehende gesetzliche Verpflichtung zur Nichtfinanziellen Erklärung lässt noch weite Freiräume.

Im Bereich der Freiwilligkeit haben sich die Richtlinien der Global Reporting Initiative zum weltweit führenden Berichtsrahmen entwickelt ( International – GRI Studie 2020 ). Die von deutschen Unternehmen vorgelegten Nachhaltigkeitsberichte folgen überwiegend diesen Richtlinien (https://csr.nrw.de/no_cache/csr-leitlinien/csr-standards/).

Die GRI-Standards repräsentieren damit eine “global best practice“ für die öffentliche Berichterstattung zu verschiedenen ökonomischen, ökologischen und sozialen Auswirkungen. Eine auf den Standards basierende Nachhaltigkeitsberichterstattung informiert über die positiven oder negativen Beiträge einer Organisation zu einer nachhaltigen Entwicklung.

Die modularen, miteinander verbundenen GRI-Standards (deutsche Fassung hier abrufbar ; zuletzt genutzt Oktober 2020) sollen in erster Linie als ein Satz zur Erstellung eines Nachhaltigkeitsberichts, der sich auf wesentliche Themen konzentriert, verwendet werden. Die drei universellen Standards werden von jeder Organisation, die einen Nachhaltigkeitsbericht erstellt, verwendet. Eine Organisation wählt außerdem themenspezifische Standards − ökonomische, ökologische oder soziale − aus, um über ihre wesentlichen Themen zu berichten.

Die Erstellung eines Berichts in Übereinstimmung mit den GRI-Standards gibt aus Sicht der Vereinigung ein umfassendes Bild über die wesentlichen Themen eines/r Unternehmens/Organisation, die damit verbundenen Auswirkungen sowie darüber, wie diese gehandhabt werden. Darüber hinaus kann eine Organisation ausgewählte GRI-Standards vollständig oder teilweise verwenden, um spezifische Informationen anzugeben.

Quelle: https://www.globalcompact.de/wAssets/docs/Reporting/verbindungen_schaffen-nutzung_der_GRI_G4_leitlinien_zur_berichterstattung_ueber_die_Global_Compact_Prinzipien.pdf

Die Leitlinien der Global Reporting Initiative stellen einen Berichtsrahmen dar, der die Angaben definiert, über die die Unternehmen berichten können. Dies sind einerseits 56 allgemeine Angaben, die Informationen zum Unternehmen und zum Berichtsprofil umfassen, andererseits 79 themenspezifische Angaben. Letztere sind zusammengefasst in 33 themenspezifische Standards, die unterteilt sind in Wirtschaftliche Standards (6 Standards mit 13 Angaben), Umweltstandards (8 Standards mit 32 Angaben) und Soziale Standards (19 Standards mit 34 Angaben). Jeder themenspezifische Standard enthält neben den themenspezifischen Angaben auch Angaben zum Managementansatz. Das berichtende Unternehmen muss sich zwischen zwei Optionen entscheiden:

umfassend oder Kern.

Bei Wahl der Option umfassend sind alle 56 allgemeinen Angaben zu beantworten, bei der Option Kern nur mindestens 33. Um zu definieren, über welche themenspezifischen Standards berichtet werden soll, führt das berichtende Unternehmen eine Wesentlichkeitsanalyse durch. Standards gelten als wesentlich, wenn sie die wesentlichen wirtschaftlichen, ökologischen und gesellschaftlichen Auswirkungen der Organisation wiedergeben oder die Beurteilungen und Entscheidungen der Stakeholder maßgeblich beeinflussen. Ist ein Standard als wesentlich definiert, dann muss bei der Option umfassend über jede der zugehörigen themenspezifischen Angaben berichtet werden, bei der Option Kern nur über mindestens eine Angabe. Wird über eine ausgewählte Angabe nicht vollständig berichtet, müssen die Auslassungen im GRI-Inhaltsindex, der jedem Bericht beizufügen ist, angegeben und begründet werden.

Transparency International kommt in der Studie 2020 zu den Ergebnis, das in Deutschland nur fünf von 19 Unternehmen die Option umfassend wählten. In der Studie 2016 hatten noch 7 Unternehmen die Option umfassend gewählt. Inzwischen berichtet Siemens nicht mehr in Übereinstimmung mit den GRI-Standards, sondern orientiert sich nur noch daran – und wurde deshalb aus der Stichprobe herausgenommen. Bayer und REWE sind von der Option umfassend zur Option Kern gewechselt. Mit der Option umfassend verblieben also in der Stichprobe BASF, BMW, Daimler und Volkswagen – alles große Unternehmen der verarbeitenden Industrie. Hinzugekommen ist Telefónica Deutschland.

Quelle: https://www.transparency.de/fileadmin/Redaktion/Publikationen/2020/TI_GRI-Studie-2019_20-07-29.pdf
Quelle: https://www.transparency.de/fileadmin/Redaktion/Publikationen/2020/TI_GRI-Studie-2019_20-07-29.pdf
Quelle: https://www.transparency.de/fileadmin/Redaktion/Publikationen/2020/TI_GRI-Studie-2019_20-07-29.pdf
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Task Force on Climate-related Financial Disclosures (TCFD) des Financial Stability Board (FSB)

2015 richtete das Financial Stability Board (siehe weitere Details am Ende dieses Blog-Eintrags) die Expertenkommission Task Force on Climate-related Financial Disclosures (TCFD) ein. Das FSB ist das Verbindungsgremium zwischen den G20-Staaten und den Standardsettern. In enger Abstimmung mit den globalen Standardsettern hat das FSB 2011 intensiv an der Umsetzung der Beschlüsse der G20 gearbeitet. Hierbei verfolgt das FSB vorrangig das Ziel, ein stabiles Finanzsystem zu erhalten und die globalen systemischen Risiken zu identifizieren und zu reduzieren. Das IASB hat sich als Mitglied des FSB durch seine regelmäßigen Berichte an das FSB an der Aufsicht über die Arbeit der TCFD beteiligt. Zahlreiche Organisationen des öffentlichen und privaten Sektors, darunter globale Finanzunternehmen haben die TCFD und ihre Arbeit befürwortet (TCFD 2019 Status Report).

Die IFRS Foundation ist an der Arbeit des FSB beteiligt, wie in dessen Arbeitsprogramm für 2020 (FSB Arbeitsprogramm 2020) dargelegt, um den Bericht der TCFD zur Überwachung der Umsetzung und die weitere Anleitung zu klimabezogenen Szenarioanalysen zu überwachen.

Anders als das IASB ist die TCFDeine privatwirtschaftliche Expertenkommssion ohne Mandat und ohne die Fähigkeit, internationale Standards zu setzen. Sie wurde nicht auf permanenter Basis eingerichtet. Anfang 2019 hatte die TCFD 785 Unterstützer, darunter 671 Unternehmen und 114 andere Organisationen (z.B. Industrieverbände, Regierungen). Die Unternehmen repräsentieren ein breites Spektrum von Sektoren mit einer gemeinsamen Marktkapitalisierung von über 9,2 Billionen Dollar. Dazu gehören über 374 Finanzunternehmen, die für Vermögenswerte in Höhe von 118 Billionen Dollar verantwortlich sind. Der TCFD erhielt auch Unterstützung von Regierungen – Belgien, Kanada, Frankreich, Schweden und dem Vereinigten Königreich – sowie von Finanzaufsichtsbehörden auf der ganzen Welt, unter anderem in Australien, Belgien, Frankreich, Hongkong, Japan, den Niederlanden, Singapur, Südafrika, Schweden und dem Vereinigten Königreich.

Die Empfehlungen der Expertenkommission richten sich an Unternehmen der Finanzwirtschaft wie Banken,  Versicherungsgesellschaften und Investoren, aber ebenso an kapitalmarktorientierte Unternehmen. Darunter insbesondere an den Energiesektor, die energieintensive Industrie wie Chemie und Stahl, die Mobilitäts- und Logistikbranche, Unternehmen rund um Bau, Land- und Forstwirtschaft sowie die Lebensmittelindustrie.

Quelle: TCFD 2019 Status Report

Die Task Force spricht elf konkrete Empfehlungen aus, die vier Kernbereiche jedes Unternehmens betreffen und deren Anpassung die Klimaresilienz erhöhen sollen: Governance, Strategie, Risikomanagement sowie Kennzahlen und Ziele.

Ferner wird beispielsweise empfohlen,

  • die Rolle des Vorstands bei der Bewertung von Klimarisiken festzuschreiben,
  • materielle klimabezogene Risiken und Chancen zu identifizieren sowie
  • mit Szenarioanalysen ihre finanziellen Auswirkungen zu bewerten und
  • einen Prozess zur Steuerung dieser Risiken zu definieren.

Das Financial Stability Board (FSB) ist ein globales Gremium, dem Vertreter von Finanzministerien, Zentralbanken und Aufsichtsbehörden der G20-Staaten, Repräsentanten Spaniens und der Europäischen Kommission sowie Vertreter der internationalen Standardsetter (unter anderem BCBSIAISIOSCO) und bedeutender Finanzinstitutionen (unter anderem IWF, Weltbank, BIZ, EZB) angehören. Im FSB werden Themen von grundlegender systemischer Bedeutung für die weltweite Finanzstabilität diskutiert.

Das FSB ging 2009 aus dem ehemaligen Financial Stability Forum (FSF) hervor. Das FSF war im Jahre 1999 auf Vorschlag des damaligen Präsidenten der Deutschen Bundesbank, Hans Tietmeyer, unter anderem unter dem Eindruck der Asienkrise gegründet worden.

Das FSB besteht aus dem Plenary, einem Steering Committee und einem Sekretariat, das bei der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) in Basel ansässig ist. Das Plenary ist für die Beschlussfassung innerhalb des FSB zuständig. Es kommt zweimal jährlich zusammen. Diese Haupttreffen werden nach Bedarf ergänzt um regionale Treffen in Lateinamerika, Asien und Europa sowie um zahlreiche Telefonkonferenzen.

Zu den Hauptaufgaben des FSB gehört es, das internationale Finanzsystem im Hinblick auf mögliche Schwachstellen zu überwachen sowie möglichen Handlungsbedarf zu identifizieren. Außerdem sorgt das FSB für die Koordinierung und Förderung des Informationsaustauschs zwischen den verschiedenen Behörden. Tätigkeitsschwerpunkte des FSB waren bisher:

  • Umgang mit den „Systemically Important Financial Institutions“, den so genannten SIFIs oder auch G-SIFis (Globally Systemically Important Financial Institutions). 
  • Regulierung des Schattenbankensystems 
  • Schaffung von Grundlagen für grenzüberschreitende Abwicklung beziehungsweise Restrukturierung großer Institute (Resolution) 
  • Reform des “Over-the-Counter”-Derivate-Markts (OTC, außerbörsliche Derivate) 
  • Entwicklung eines makroprudenziellen Rahmens inklusive Handlungsmöglichkeiten

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CDSB – das Climate Disclosure Standards Board

Das Climate Disclosure Standards Board (CDSB) ist ein internationales Konsortium mit Vertretern aus Unternehmen, Wissenschaft, Wirtschaftsprüfung und NGOs. Die Organisation wurde 2007 beim Weltwirtschaftsforum gegründet. Der CDSB versteht sich als eine Arbeitsgemeinschaft globaler Wirtschafts- und Umweltorganisationen, zu der beispielsweise das CDP, die Coalition for Environmentally Responsible Economies (kurz CERES), die International Emissions Trading Association (kurz IETA), das World Business Council for Sustainable Development (kurz WCBSD), das Weltwirtschaftsforum und das World Resources Institute (kurz WRI) gehören.

Das in London ansässige CDP fungiert als eine Art Sekretariat des Konsortiums.

Der CDSB sieht seine Aufagbe in der Förderung und der Weiterentwicklung von Angaben in Bezug auf den Klimawandel in der allgemeinen Berichterstattung. Dies unterstützt er durch die Entwicklung eines entsprechenden Rahmenkonzepts für die Unternehmensberichterstattung. Ziel ist es, das global vorherrschende Modell der Unternehmensberichterstattung dahingehend weiter zu entwickeln und auszurichten, das „Naturkapital“ mit „Finanzkapital“ gleichgesetzt werden. Das CDSB FRAMEWORK hat den Anspruch Unternehmen zu befähigen, mit der gleichen Genauigkeit wie aktuell über Finanzinformationen über „Naturkapital“ zu berichten. Die Idee dahinter – eine solche Berichterstattung hilft Unternehmern, den Anlegern über den allgemeinen Unternehmensbericht entscheidungsrelevante Umweltinformationen zur Verfügung zu stellen, wodurch die effiziente Kapitalallokation verbessert wird.

Zum Begriff des Naturalkapital – das CDSB Framework versteht den Begriff gemäß der Definition des IIRC’s, die im englischen Original wie folgt lautet: “all renewable and non-renewable environmental resources and processes that provide goods or services that support the past, current or future prosperity of an organisation. It includes air, water, land, minerals and forests, biodiversity and ecosystem health” (Quelle IIRC Framework).

Übergeordnetes Ziel ist es gemeinsam zu nachhaltigeren Wirtschafts-, Sozial- und Umweltsystemen beizutragen.

  • Anleger können fundierte und solide Entscheidungen zur Kapitalallokation treffen, die auf Klarheit, Vertrauen und Vertrauen in den Klimawandel, das Naturkapital und die von einem Unternehmen offenbarten Chancen und Risiken für die Umwelt beruhen.
  • Analysten können besser in die Lage versetzt werden, Informationen zum Klimawandel, zur Umwelt und zum Naturkapital zu nutzen, um die Auswirkungen auf den zukünftigen Cashflow und letztendlich die Unternehmensbewertungen zu bestimmen.
  • Unternehmen können das CDSB-Rahmenwerk verwenden, um Informationen zum Klimawandel, zur Umwelt und zum Naturkapital in die allgemeinen Finanzberichte aufzunehmen und Unternehmen dabei zu unterstützen, eine ganzheitliche Sicht darauf zu erhalten, wie sich Klimawandel und Naturkapital auf ihre Leistung auswirken können und welche Maßnahmen sie ergreifen können die Risiken und Chancen.
  • Regulierungsbehörden  können von standardfähigem Konzepten und einem Rahmenwerk profitieren, die sofort übernommen oder als Methode zur Einhaltung von Vorschriften / Leitlinien verwendet werden können, um Vergabentscheidungen in Bezug auf die Nutzung natürlicher Ressourcen, Land und nachhaltiges Verhalten zu treffen.
  • Die Börsen können neue freiwillige und obligatorische Kontierungsanforderungen berücksichtigen, die mit dem wesentlichen Klimawandel, den Risiken und Chancen im Zusammenhang mit Umwelt- und Naturkapital verbunden sind.
  • Wirtschaftsprüfungsgesellschaften können umfassendere Sicherheit von Unternehmen bieten, die über den Klimawandel berichten sowie Umwelt- und Naturkapital bezogene Leistung.

CDSB und die Task Force on Climate-related Financial Disclosures (kurz „TCFD“) haben den TCFD Knowledge Hub aufgelegt, eine Online-Plattform mit aktuellen Ressourcen, Hilfsmitteln und Erkenntnissen, um Organisationen zu helfen die TCFD Empfehlungen umzusetzen.

Das CDSB-Framework legt einen Ansatz für die Berichterstattung über Umweltinformationen in sog. „Mainstream-Reports“ fest. Umweltinformationen umfassen Informationen über die der berichtenden Organisation:

  • Abhängigkeiten des natürlichen Kapitals;
  • Umweltergebnisse;
  • Umweltrisiken und -chancen;
  • Umweltpolitik, -strategien und -ziele; und
  • Leistung im Hinblick auf Umweltziele.

Mainstream-Reports sind die jährlichen Berichtspakete, in denen die Organisationen ihre geprüften Finanzergebnisse gemäß den Unternehmens-, Compliance- oder Wertpapiergesetzen vorzulegen des Landes, in dem sie tätig sind. Mainstream-Reports sind normalerweise öffentlich zugänglich. Sie bieten bestehenden und potenziellen Investoren Informationen über die finanzielle Lage und die finanzielle Leistung der Organisation und unterscheiden sich von separat veröffentlichten Materialien. Die genauen Bestimmungen, nach denen Unternehmen zur Lieferung von Mainstream-Finanzberichten verpflichtet sind, unterscheiden sich international, enthalten jedoch im Allgemeinen Finanzberichte, andere Finanzberichte einschließlich Erklärungen der Unternehmensführung und Kommentare der Geschäftsführung.

Das CDSB-Framework geht davon aus, dass die folgenden Angelegenheiten routinemäßig in ein Mainstream-Report gemeldet werden und bieten daher einen Kontext für Umweltinformationen:

  • die Hauptaktivitäten und das Geschäftsmodell der Organisation;
  • die Hauptmärkte und Gerichtsbarkeiten, in denen die Organisation tätig ist;
  • eine Beschreibung der Lieferkette der Organisation; und
  • Weitere wichtige rechtliche, personelle und Leistungsindikatoren.

Die spezifischen Ziele des CDSB-Frameworks sind

  • Angleichung an Zielsetzungen der klassischen Finanzberichterstattung und Ergänzung dieser Ziele, d.h. Bereitstellung von Umweltinformationen über die berichtende Organisation, die mit finanziellen und anderen Informationen in Zusammenhang stehen und für gegenwärtige und potenzielle Eigenkapitalgeber, Kreditgeber und andere Gläubiger bei der Entscheidungsfindung in ihrer Eigenschaft als Kapitalgeber nützlich sind;
  • Förderung der Standardisierung der Umweltinformationsberichterstattung in Mainstream-Reports durch Reflexion und Zusammenführung der weltweit am weitesten verbreiteten und erprobten Berichtsansätze, die sich weltweit herausbilden;
  • Unterstützung von Organisationen bei der Erstellung und Präsentation von Umweltinformationen in Mainstream-Reports, die klar, prägnant und vergleichbar sind und die die Umweltleistung der Organisation mit ihrer Gesamtstrategie, ihrer Leistung und ihren Aussichten verbinden;
  • dem bestehenden Mainstream-Report der Organisation in einer Weise einen Mehrwert hinzufügen, die den Berichterstattungsaufwand minimiert und den Berichterstattungsprozess vereinfacht9;
  • Ermöglichung und Förderung der Entscheidungsfindung von Investoren über die Zuweisung von Finanzkapital für Aktivitäten, die den Umweltschutz unterstützen;
  • Unterstützung der Einhaltung gesetzlicher und anderer Anforderungen an die Berichterstattung über die Bereitstellung von Umweltinformationen; und
  • Unterstützung von Assurance-Aktivitäten durch die Bereitstellung von Berichterstattungsanforderungen und Leitprinzipien, die geeignete Kriterien für die Durchführung von Assurance-Aktivitäten darstellen.

Die CDSB-Richtlinien zur Berichterstattung von Informationen zu Umwelt und Ressourcen im Geschäftsbericht sind gleichermaßen eine Best-Practice-Sammlung für Klimaberichterstattung.

Das erste CDSB-Framework, das Climate Change Reporting Framework, das 2010 veröffentlicht wurde, konzentrierte sich auf die Risiken und Chancen, die der Klimawandel für die Strategie, die finanzielle Leistung und den Zustand einer Organisation darstellt. Im Jahr 2013 beschloss der Vorstand des CDSB, den Geltungsbereich des Rahmenwerks über den Klimawandel und die Treibhausgasemissionen hinaus auf Umweltinformationen und natürliches Kapital auszudehnen. Auslöser für diese Entscheidung waren Entwicklungen in der Unternehmensberichterstattung, darunter die Einführung verbindlicher Anforderungen für die Offenlegung von Umweltinformationen in einigen Jurisdiktionen, die zunehmende Anerkennung der mit der Nutzung natürlicher Ressourcen verbundenen Risiken durch Organisationen und die Forderung nach einem ganzheitlicheren Ansatz für die Unternehmensberichterstattung, um Umweltinformationen (und andere) einzubeziehen. Seit der Erstveröffentlichung im Jahr 2015 wurde der CDSB-Rahmen verfeinert und aktualisiert, um den Marktanforderungen bestmöglich gerecht zu werden und mit den Entwicklungen Schritt zu halten. Um Unternehmen bei der Berichterstattung über entscheidungsrelevante Umweltinformationen weiter zu unterstützen, hat der CDSB ergänzende Leitlinien und andere Ressourcen erstellt. Im Jahr 2018 wurde das CDSB-Framework geändert, um den Bedürfnissen der Nutzer in Bezug auf Klimarisiken und -chancen noch besser gerecht zu werden.Angesichts der sich ändernden Marktanforderungen wurde das CDSB-Framework verfeinert und aktualisiert, um 2019 universelle Anwendbarkeit zu gewährleisten.

CDP – das Carbon Disclosure Project

Das CDP (ehemals Carbon Disclosure Project, CDP) ist eine im Jahr 2000 in London gegründete, internationale gemeinnützige Organisation, die Unternehmen und Regierungen dazu anregt,

  • ihre Treibhausgas-Emissionen zu reduzieren,
  • Wasserressourcen zu schonen sowie
  • die Wälder zu schützen. 

Das CDP hat neben dem Hauptsitz in London, weitere Büros in New York, Dublin, Paris, Berlin, São Paulo, Stockholm und Tokio angesiedelt. Insgesamt erhebt das CDP in etwa 60 Ländern Daten, wobei die Zusammenarbeit mit Partnerorganisationen eine wichtige Rolle spielt.

Um die Unternehmensleistung zur Bekämpfung von Klimawandel, Schutz des Wassers und der Wälder sichtbar, bewertbar und vergleichbar zu machen, und Investoren und Einkäufern relevante Entscheidungskriterien zur Verfügung zu stellen, unternimmt CDP seit mehreren Jahren eine Punktbewertung (das sogenannte Scoring).

Der Reifegrad der unternehmerischen Verantwortung hinsichtlich Klimathemen wird anhand von einem 4-Stufen-Assessment ermittelt.

  • Die erste Stufe („Disclosure“) bildet die Vollständigkeit der Berichterstattung ab und gilt somit als Indikator für die Nutzbarkeit der Daten. Sie ist gleichzeitig Spiegelbild für die Transparenz eines Unternehmens in Klimawandelfragen.
  • Auf der zweiten Stufe („Awareness“) wird der Bewusstheitsgrad eines Unternehmens für die wechselseitigen Effekte des Klimawandel auf die operative Tätigkeit einerseits und operativer Tätigkeit auf den Klimawandel andererseits analysiert.
  • Auf der dritten Stufe („Management“) wird die Qualität des Klimamanagements eines Unternehmens untersucht. Hier stehen unter anderem der Umgang mit Risiken und Chancen, die sich aus dem Klimawandel ergeben, sowie die Integration ökologischer Themen in die Unternehmensstrategie im Fokus der Analyse.
  • Die vierte Stufe („Leadership“) evaluiert den Grad mit dem ein Unternehmen führend im Bereich Klimawandelmanagement und Klimaschutz ist.

Für jede Stufe wird ein Score ermittelt. Um auf die nächsthöhere Stufe aufzurücken, ist ein Score von mindestens 80 % erforderlich. Wird dieser Schwellenwert unterschritten, wird kein Score für die nachfolgende Stufe vergeben. Das Gesamtrating wird auf Basis des Scores ermittelt, der auf der höchsten erreichten Stufe vergeben wurde.

So erhält zum Beispiel ein Unternehmen, welches einen Score von 88 % auf der Stufe „Disclosure“, 81 % auf der Stufe „Awareness“ und 65 % auf der Stufe „Management“ erzielt, die Gesamtnote B. Liegt der Score auf der höchsten erreichten Stufe unter 45 %, wird dem Buchstaben ein Minus hinzugefügt. Mit einem Score von 81 % auf der Stufe „Disclosure“ und 40 % auf der Stufe „Awareness“ würde ein Unternehmen folglich ein C- erhalten.

Ein A und somit einen Platz auf der A List erhalten ausschließlich Unternehmen, die auf der Stufe „Leadership“ einen Score von mindestens 80 % vorweisen können.
Es sind Unternehmen, deren Antworten ein profundes Verständnis für die mit dem Klimawandel einhergehenden Risiken und Chancen widerspiegeln und die belegen, dass Strategien zu deren Begrenzung respektive wirtschaftlichen Nutzung entwickelt und umgesetzt wurden. Zudem lassen sie ihre CO2- Berichterstattung verifizieren und haben konzernweit Strategien zur Reduzierung der Treibhausgase etabliert.
Bedingung hierfür ist das Vorhandensein bestimmter Angaben im Antwortkatalog sowie der erfolgreiche Abschluss verschiedener zusätzlicher Prüfungsverfahren durch das CDP nach Eingang des Fragebogens.

Auszüge aus CDP Climate Scoring 2017 der DACH-Region

Quelle: https://6fefcbb86e61af1b2fc4-c70d8ead6ced550b4d987d7c03fcdd1d.ssl.cf3.rackcdn.com/cms/reports/documents/000/002/855/original/CDP_2017_DACH_12012018_web.pdf?1517407649

CDP stellt einen relevanten Bestandteil der globalen Plattform für Unternehmensberichterstattung zu Klima und Umwelt. Die Organisation hat die fachliche Expertise und weitreichende Erfahrung, um politische Entscheidungsträger und Regulierer bei der Evaluation existierender nationaler Berichtspflichten und der Erarbeitung neuer Regulierung zu unterstützen.

CDP wird von Investoren zu den führenden Klimaforschungsanbieter gezählt. Die Organisation arbeitet mit institutionellen Investoren mit einem Vermögen von über 106 Billionen US-Dollar zusammen. Über 8.400 Unternehmen mit über 50% der globalen Marktkapitalisierung haben 2019 Umweltdaten über CDP veröffentlicht. Zusätzlich haben über 920 Städte, Bundesstaaten und Regionen entsprechende Informationen offengelegt. Damit ist die CDP-Plattform eine der weltweit umfangreichsten Informationsquellen für die Fragestellung, ob bzw. wie Unternehmen und Regierungen Umweltveränderungen vorantreiben.

CDP ist Gründungsmitglied der We Mean Business Coalition

CDP ist ein eingetragener gemeinnütziger Verein (Registered Charity no. 1122330) und eine in England registrierte Gesellschaft mit Haftungsbeschränkung nach britischem Recht (CLG no. 05013650). Weiterhin gilt es als „spezielles Projekt“ der gemeinnützigen Organisation Rockefeller Philanthropy Advisors mit gemeinnützigem (501(c)3) Status in den Vereinigten Staaten. In Deutschland ist das CDP als gemeinnützige GmbH registriert (HRB 119156B).

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Accountancy Europe – das Sprachrohr der WP‘s in Brüssel

Der Zusammenschluss der führenden Berufsorganisationen der Wirtschaftsprüfer in Europa, also ihre Europäische Dachorganisation, nennt sich mittlerweile Accountancy Europe.

Gegenstand der Arbeit ist unter anderem die Veröffentlichung von Studien und Informationen zu fachlichen sowie berufspolitischen Themen einschließlich der Organisation von Veranstaltungen. Ferner stimmt man sich in fachlichen und berufspolitischen Fragen mit den Mitgliedsorganisationen ab. Des Weiteren werden Stellungnahmen unter anderem gegenüber der EU-Kommission und IFAC erstellt. Sie vereinigt 51 berufsständige Organisationen aus 36 Ländern und deren Interessen in Brüssel. (https://www.accountancyeurope.eu/about-us/)

An ihrem Sitz sind ca. 25 Mitarbeiter*innen tätig, davon etwa 15 in engem Austausch mit der parlamentarischen Arbeit der europäischen Institutionen. Etwa die Hälfte von ihnen verfügt über entsprechende Akkreditierungen beim Europäischen Parlament. (https://lobbyfacts.eu/representative/601bad31d51e427c99176202fbe9c7da/federation-of-european-accountants-fdration-des-experts-comptables-europens)

Thematische Schwerpunkte der inhaltlichen und berufspolitischen Arbeit sind

  • Sustainable Finance
  • SMES
  • Tax
  • Audit & Assurance
  • Reporting

Der Accountancy Europe nahestehende bzw. verbundene Organisationen sind die

  • IFAC – International Federation of Accountants
  • EFRAG – European Financial Reporting Advisory Group
  • ECGI – European Corporate Governance Institute
  • EUROSIF – European Social Investment Forum
  • EAA – European Accounting Association
  • EPC – European Policy Centre
  • CEPS – Centre for European Policies Studies
  • FAIB – Federation of European & International Associations established in Belgium 

Im internationalen Kontext vertritt Accountancy Europe den Berufsstand unter anderem im

  • IAASB – International Auditing and Assurance Standards Board
  • CAG – Consultative Advisory Group
  • IESBA – International Ethics Standards Board of Accountants
  • IPSAB – CAG International Public Sector Accounting Standards Board
  • IASB – CAG International Accounting Standards Board

Die Wirtschaftsprüferkammer (kurz „WPK“) ist seit dem 1. Januar 2020 Vollmitglied bei Accountancy Europe (https://www.wpk.de/en/neu-auf-wpkde/wpk/2019/sv/accountancy-europe-wpk-wird-vollmitglied-in-der-europaeischen-dachorganisation-der-wirtschaftspruefer/)

Bis 2016 hatte die Vereinigung noch den Namen Fédération des Experts Comptables Européens (kurz FEE). Sie entstand am 1. Januar 1987 durch den Zusammenschluss der UNION Européenne des Experts-comtables Economique et Financiers (kurz „UEC“) sowie der Groupe d‘Etudes des Experts-comtables (kurz „CEE“), und damit lange bevor Michel Barnier den Berufsstand der Wirtschaftsprüfer durch die sog. „EU-Abschlussprüferreform“ mächtig in Unruhe versetzte.

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Value Balancing Alliance – auf dem Weg zum System-Value-Ansatz

Die Value Balancing Alliance e.V. (kurz VBA, www.value-balancing.com) mit Sitz in Frankfurt a.M., ist eine NGO, die im Juni 2019 gegründet wurde. Aktuell gehören ihr unter anderem folgende internationalen Unternehmen an

  • BASF
  • Bosch
  • Deutsche Bank
  • Lafarge-Holcim
  • Mitsubishi Chemicals
  • Novartis
  • Philip Morris
  • Porsche
  • SAP
  • SK
  • Volkswagen AG

Sie wird von den Big-4-Prüfungsgesellschaften auf Pro-bono-Basis beraten. Internationale Organisationen wie die OECD, führende Universitäten wie Oxford und Harvard und weitere Interessensvertreter aus Regierungen, der Zivilgesellschaft und von Normungsorganisationen unterstützen die Arbeit.

Auszug aus FAZ Institut Webinar – „Welche Bilanzierungskriterien erfordert eine nachhaltige Wirtschaft?“ vom 23. Juni 2020, Referent Robert Prengel

Die Allianz hat zum Ziel, ein standardisiertes Modell zum Messen und Berichten des Mehrwerts zu schaffen, den ein Unternehmen für ökologische, soziale wie finanzielle Belange erbringt.

Es geht im Kern um nicht weniger als den 1970 durch den US-amerikanischen Wirtschaftswissenschaftler Milton Friedman mit seinem Artikel „The social responsibility of business is to increase its profits“, erschienen im New York Times Magazine vom 13.09.1970, begründeten Shareholder-Value-Ansatz in einen System-Value-Ansatz überzuleiten. Wie soll das gelingen? Durch eine ganzheitliche Rechnungslegung – einer neuen Standardisierung. Denn es mag nicht weiter verwundern; bis dato werden Unternehmen auf der Grundlage von Rechnungslegungsgrundsätzen bewertet und geführt, die vor den 1970er Jahren entwickelt und kodifiziert wurden. Damals war das unternehmerische Umfeld weniger volatil, zudem galt die auf der Basis historischer Informationen erstellte Rechnungslegung als zuverlässiger Indikator für den künftigen Erfolg. Heute hingegen nimmt das Tempo globaler Veränderungen ständig zu. Unter den jetzigen Bedingungen wird zum Beispiel erwartet, dass die Hälfte der Konzerne im S&P-500-Index über das nächste Jahrzehnt aus dem Index gestrichen wird (Quelle: Anthony, S. D.; Viguerie, S. P.; Schwartz, E. I.; Van Landeghem, J. 2018: Corporate Longevity Forecast: Creative Destruction is Accelerating, S. 3.).

Mit der Zielsetzung steht die Value Balancing Alliance nicht alleine da. Eine andere Organisation, die Accountancy Europe mit Sitz in Brüssel (www.accountancyeurope.eu) hat im Dezember 2019 das sog. Cogito Paper veröffentlicht. Im Vorschlag #4 „setting up global corporate reporting structures“ wird dies besonders deutlich. Im Anhang zu dieser Publikation befinden sich zahlreiche weitergehenden Literaturhinweise, die die übergeordnete Zielsetzung beider Organisationen stützen.

Eine neue integrierte und ganzheitliche Rechnungslegung wird zum zentralen Ort des Nachweises und zugleich der Steuerung der unternehmerischen Leistung, weil nicht nur die finanziellen, sondern auch die ökologischen und sozialen Wirkungen des unternehmerischen Handelns einen finanziellen Wert, sprich Preis, erhalten.“ so Christian Heller, Vorstandsvorsitzender des Value Balancing Alliance e.V.

Auch an dieser Stelle sei Unternehmern noch einmal der Hinweis mit auf den Weg gegeben, dass vor allem der Kapitalmarkt ein hohes Interesse an derartigen neuen Modellberechnungen hat. Sie geben Hinweise darauf, welches Risiko(potential) von einzelnen Unternehmen und ihrer Wertschöpfung ausgeht. Umwelt- und Klimarisiken gefährden heute schon Milliardenwerte in Unternehmen, zum Teil ganze Volkswirtschaften.

Ferner sollten Unternehmen aufzeigen wie sie folgenden Herausforderungen unserer Zeit gerecht werden, um eben langfristige Werte zu sichern:

  • Vertrauensdefizite: Die zunehmende wirtschaftliche Ungleichheit in vielen Ländern führt dazu, dass das öffentliche Vertrauen in Institu- tionen abnimmt, Unternehmen eingeschlossen (Quelle: Edelman Trust Barometer 2020 , Edelman Trust Barometer 2019 , Edelman Trust Barometer 2018).
  • “Big Data“: Die allgemeine Verfügbarkeit großer Datenmengen sowie die Möglichkeit zum Austausch in „Echtzeit“ via Social Media eröffnet Unternehmen und den ihnen nahestehenden Interessensgruppen neue Möglichkeiten der Meinungsbildung mit der Folge, dass Unternehmen die Kontrolle über die Unternehmensinformationen verlieren.
  • Wertschöpfung 4.0: Neue Wertschöpfungsformen und die damit verbundene Veränderung der Grundlagen von Geschäftsmodellen sowie der Zusammensetzung des Unternehmenswerts führen dazu, dass ein alleiniger Fokus auf etablierten Finanzkennzahlen nicht mehr ausreicht, um über die tatsächliche Wertentwicklung von Unternehmen zu informieren. Durch den Wandel von Unternehmen in einer zunehmend dienstleistungsorientierten Wirtschaft sind geistiges Eigentum und Innovation häufig die wichtigsten Werttreiber geworden. Materielle Vermögenswerte sind deswegen für die Berechnung des Unternehmenswerts weniger relevant als früher. Immaterielle Vermögenswerte wie Humankapital, Unternehmenskultur, Kundentreue und Vertrauen sind heute wichtiger denn je. Als Erfolgsfaktoren machen sie mittlerweile im Durchschnitt mehr als 50 % des Marktwerts eines Unternehmens aus – in einigen Branchen, wie Werbung und Technologie, sind es sogar bis zu 80 % (Quelle: Brand Finance Tracker 2019 , Brand Finance Tracker 2018 ).
  • Entkopplung: Viele Akteure entlang der Investitionskette üben mangels Informationen über die langfristige Wertentwicklung von Unternehmen weiterhin Druck aus, auf kurzfristige Finanzziele zu setzen.

Die Standardisierung für das New Normal wird den Wettbewerb neu bestimmen. Damit wäre auch Milton Friedman wohl einverstanden gewesen. Nur, Wachstum und Werte werden zukünftig anders definiert.

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