„Sustainable Governance“ – das G in ESG, das Rückgrat für einen System Value Approach

Im Zeitalter der globalen Kommunikation und einer 24/7 medialen Berichterstattung wird der Blick auf die  Wirtschaft aus unterschiedlichen Perspektiven, von unterschiedlichsten Interessengruppen stetig intensiviert und fokussiert. Vorstände müssen ihre Entscheidungen zunehmend rechtfertigen und substantiiert verteidigen können. Prominente Beispiele gibt es einige, die gezeigt haben welche Traktion ESG-bezogene Risiken für Unternehmen und Organisationen entwickeln können.

Quelle: https://www.coso.org/Documents/COSO-WBCSD-ESGERM-Guidance-Full.pdf

Gegenwärtig werden erhebliche Werte durch Governance-Systeme zerstört, die es versäumen, umfassendere Nachhaltigkeitsaspekte, die das Unternehmen betreffen, zu berücksichtigen. Die Finanzkrise von 2007-2008 war eine wichtige Mahnung hinsichtlich der Auswirkungen, die eine unzureichende Unternehmensführung und Risikomanagement-Praktiken auf den Wert von Vermögenswerten haben können. Dies hat dazu geführt, dass Organisationen heute verstärkt Transparenz über ihre Führungsstrukturen, Strategien und Risikomanagementpraktiken fordern. Gleiches wird für die Post-COVID-19 Ära gelten, die noch einmal in einem viel weiter gespannten Kontext aufgezeigt hat, warum gute Unternehmensführung die Spreu vom Weizen trennt.

Es verwundert daher nicht, dass in den drei Fundamenten E-S-G der Nachhaltigkeitsberichterstattung, mit „G“ der Aspekt der Unternehmensführung (Governance) klar und prominent adressiert ist.

(Corporate) Governance ist dabei mehr als das System spezifischer „Checks and Balances“, die zur verantwortungsvollen Aufsicht eines Unternehmens beitragen. Sie ist der allumfassende Mechanismus, der, wenn er wirksam umgesetzt wird, dem gesamten Unternehmen Integrität, Ethik, Transparenz, Rechenschaftspflicht und Kultur vermittelt. Zu soliden Governance-Regelungen gehört die Schaffung einer klaren Organisationsstruktur, klar definierter Zuständigkeitsbereiche, wirksamer Risikomanagementprozesse, Kontrollmechanismen und Vergütungsrichtlinien.

Als Reaktion auf die zunehmende Besorgnis der Öffentlichkeit und der Investoren nimmt der Druck der Aufsichtsbehörden zu, die Aufsicht über die Unternehmensleitung in ESG-bezogenen Angelegenheiten zu verbessern. Dies geschieht durch unterschiedliche regulatorische Mechanismen – wie Berichtspflichten, freiwillige Kodizes, Richtlinien und Maßnahmenpakete – und einen zunehmenden Trend zu Verpflichtungen und Aufforderungen, die Unternehmen zwingen, Nachhaltigkeitsauswirkungen in der Unternehmensführung zu berücksichtigen. Jurisdiktionen auf der ganzen Welt zielen bereits seit Anfang der letzten Dekade darauf ab, private Unternehmen durch ihre eigenen internationalen Corporate-Governance-Rahmenwerke dahingehend zu beeinflussen – nun verstärkt auch in der erweiterten Perspektive, Sustainability.

Quelle: http://www.oecd.org/daf/ca/corporate-governance-factbook.pdf
Quell: http://www.oecd.org/daf/ca/corporate-governance-factbook.pdf
Quelle: http://www.oecd.org/daf/ca/corporate-governance-factbook.pdf
Quelle: http://www.oecd.org/daf/ca/corporate-governance-factbook.pdf
Quelle: http://www.oecd.org/daf/ca/corporate-governance-factbook.pdf

„Sustainable Governance“ – ein Rahmen im Kleinen und im Großen

GRI 102-5 I 102-15 I 102-18 I 102-19 I 102-20 I 102-21 I 102-22 I 102-23 I 102-24 I 102 – 26 I 102-27 I 102-28 I 102-18 I 102-29 I 102-32 I 102-33 I 102-35 I 102-36 I 102-37 I 102-43 I 103-2 I 103-3 I 405-1

Die unten aufgeführten Empfehlungen der TCFD zu klimabezogenen finanziellen Berichterstattung (auch Integrated Reporting genannt) gliedern sich in vier Themenbereiche, die Kernelemente der Arbeitsweise von Unternehmen umfassen:

  • Unternehmensführung – Offenlegung der Governance der Organisation in Bezug auf klimabezogene Risiken und Chancen (einschließlich der Rolle des Managements bei der Bewertung und Verwaltung von Risiken und Chancen),
  • Strategie – Offenlegung der tatsächlichen und potentiellen Auswirkungen klimabezogener Risiken und Chancen auf die Geschäfte, die Strategie und die Finanzplanung der Organisation, sofern diese Informationen von Bedeutung sind,
  • Risikomanagement – Offenlegung, wie die Organisation klimabedingte Risiken identifiziert, bewertet und handhabt sowie
  • Metriken und Ziele – Offenlegung der Steuerungsgrößen, die zur Bewertung und zum Management relevanter klimabezogener Risiken und Chancen verwendet werden, sofern diese Informationen von wesentlicher Bedeutung (“materiality“) sind.
Quelle: https://www.tcfdhub.org/

Die G20 / OECD Principles of Corporate Governance wurden in dem Verständnis entwickelt, dass die Corporate Governance-Rahmenwerke eine wichtige Rolle bei der Erreichung breiterer wirtschaftlicher Ziele in Bezug auf das Vertrauen der Anleger, die Kapitalbildung und die Allokation spielt. Die Qualität der Corporate Governance wirkt sich auf die Kosten aus, die Unternehmen beim Zugang zu Kapital für Wachstum entstehen, und auf das Vertrauen, mit dem diejenigen, die – direkt oder indirekt – Kapital bereitstellen, zu fairen und gerechten Bedingungen an ihrer Wertschöpfung teilhaben und sich daran beteiligen können. Die Gesamtheit der Corporate-Governance-Regeln und -Praktiken bildet daher einen Rahmen, der dazu beiträgt, die Kluft zwischen den Einsparungen der öffentlichen Haushalte und den Investitionen in die Realwirtschaft zu überbrücken. Aus Sicht der OECD wird eine gute Corporate Governance Aktionären und anderen Interessengruppen die Gewissheit geben, dass ihre Rechte geschützt sind, und es den Unternehmen ermöglichen, die Kapitalkosten zu senken und ihnen den Zugang zum Kapitalmarkt zu erleichtern.

Ein allgemein anerkannter Referenzrahmen für Fragestellungen rund um Unternehmensführung sind die Verlautbarungen des Committee of Sponsoring Organizations of the Treadway Commission (kurz COSO). Das COSO wurde 1985 als Plattform für die National Commission on Fraudulent Financial Reporting (Treadway Commission) gegründet und wird durch die fünf bedeutendsten US-Organisationen für Kontrolle im Finanz- und Rechnungswesen unterstützt:

Das COSO hat einen Enterprise Risk Management (kurz ERM) Framework erarbeitet, das als der global anerkannte Standard zum Aufbau von „good corporate governance“ bezeichnet werden kann.

Quelle: https://www.coso.org/Documents/COSO-WBCSD-ESGERM-Guidance-Full.pdf

Erweitert man diesen allgemeinen Ansatz von Governance zusätzlich um ESG-Aspekte lassen sich daraus folgende Strukturmerkmale ableiten

Quelle: https://www.coso.org/Documents/COSO-WBCSD-ESGERM-Guidance-Full.pdf

Seit der Publikation von Milton Friedman im NY Times Magazine vom 13.09.1970 hat sich in den letzten 50 Jahren die Wirtschaft aus heutiger Sicht auf der Grundlage zweier irreführender Annahmen entwickelt. Die erste ist, dass der Zweck eines Unternehmens einzig und allein darin besteht, den Aktionären zu gefallen, und die zweite ist, dass die Verantwortung für das Geschäftsmodell und die Strategie vollständig in den Händen des Managements liegt, das sich in erster Linie darauf konzentrieren sollte, Renditen für die Aktionäre zu erzielen („Shareholder Approach“).
In der heutigen komplexen und unsicheren Welt reicht es nicht mehr aus, sich nur auf den kurzfristigen Shareholder Value zu konzentrieren, um den langfristigen Geschäftserfolg zu sichern. Nachhaltige Wertschöpfung erfordert, dass Unternehmen ihre Unternehmensleistung so steuern, dass sichergestellt ist, dass Nachhaltigkeitsaspekte, die den Geschäftswert beeinflussen, berücksichtigt werden („Stakeholder Approach“ oder auch “System Value Approach“).

„Sustainable Governance“ – Erkenntnisse zum Status-Quo

Aktuelle Studien fördern eine Reihe von Herausforderungen in der Unternehmenspraxis zu Tage, die für die Modernisierung der Unternehmensführung in Richtung Sustainability anzugehen sind

  • Formulierung eines klaren Zwecks und einer klaren Vision, auf die sich die Organisation fokussieren und die Entscheidungsfindung lenken kann,
  • Klarheit in den Verantwortlichkeiten sowie Eigenverantwortung für Nachhaltigkeitsangelegenheiten innerhalb des Vorstands,
  • Notwendigkeit, dass Vorstandsmitglieder über eine angemessene Breite an Fähigkeiten und Erfahrungen verfügen müssen, um eine effektive Führung zu gewährleisten und die erforderlichen Verhaltensweisen ihrer Mitarbeiter zu fördern,
  • Mangel an auf das Geschäftsmodell eines Unternehmens zugeschnittene Schulungen zu Nachhaltigkeitsfragen,
  • ausreichende Aufmerksamkeit für Nachhaltigkeitsthemen, die für die Unternehmensleistung von wesentlicher Bedeutung sind,
  • den richtigen Kontext für die Berücksichtigung von Nachhaltigkeitsaspekten zu schaffen und diese nicht vom Kerngeschäft zu isolieren,
  • fehlende Sensibilisierung für die Belange von Interessengruppen und Beteiligung der Unternehmensleitung an der Einbindung von Interessengruppen sowie
  • sicherstellen, dass Governance-Systeme und Überlegungen zur Nachhaltigkeitsleistung mit der Gesamtstrategie des Unternehmens übereinstimmen.

Aus diesen Erhebungen lassen sich Empfehlungen ableiten, die die Berücksichtigung von Nachhaltigkeitsaspekten in das Mandat des Vorstandes (oder Aufsichtsrats) bzw. der Geschäftsführung einbeziehen:

  • Stellen Sie sicher, dass der Zweck des Unternehmens klar festgelegt und auf die wesentlichen Auswirkungen und Möglichkeiten einer nachhaltigen Entwicklung ausgerichtet ist,
  • Entwickeln Sie eine Strategie und bewerten Sie Risiken und Chancen unter Berücksichtigung von Umwelt-, Sozial- und Governance-Belangen (ESG), so dass Nachhaltigkeitsangelegenheiten zu einem Kernverantwortungsbereich des Vorstands werden,
  • schaffen Sie einen Rahmen zum Aufbau von Nachhaltigkeitskapazitäten – z.B. durch einen mehrschichtigen Ansatz, der Expertenpräsentationen zu sektorspezifischen Erkenntnissen, Engagement im Nachhaltigkeitsmanagement und Schulungen zu Fragen der materiellen Nachhaltigkeit umfasst.
  • Einführung eines Leistungsüberprüfungsprozesses, der ESG-bezogene Angelegenheiten berücksichtigt und durch klare Leistungskennzahlen und Ergebnisse unterstützt wird (Nachhaltigkeitscontrolling).
  • Sicherstellen, dass die Verantwortung des Vorstands und die Vergütungsrichtlinien aufeinander abgestimmt und integriert sind.
  • Aufbau eines Dialogs und einer Partnerschaft mit Interessengruppen, um deren Belange zu fördern und den Vorstand bei der Entwicklung von Richtlinien zu unterstützen und als Ratgeber „herauszufordern“.
  • Kritische Überwachung der Berichterstattung über Nachhaltigkeitsangelegenheiten durch robuste Prozesse, die mit den üblichen Unternehmensaktivitäten im Einklang stehen (Integrierte Berichterstattung).

„Sustainable Governance“ – Lücken im Auge behalten

GRI 102-11 I 102-15 I 102-25 I 102-28 I 102-29 I 102-30 I 103-2 I 103-3 I 201-2

Quelle: https://marketing.sustainalytics.com/acton/attachment/5105/f-0ba7/1/-/-

Die ESG-Risiko-Ratings der institutionellen Anleger bzw. der für ihre Investitionsentscheidungen relevanten Rating-Agenturen messen das unkontrollierte Risiko eines Unternehmens in Bezug auf eine Reihe von ESG-Themen, die als finanziell wesentlich für das Unternehmen angesehen werden, oder was wir als wesentliche ESG-Themen (MEIs) bezeichnen.

Die Gesamtpunktzahl des ESG-Risiko-Ratings eines Unternehmens lässt sich auch bezeichnen als die Summe der unkontrollierten Risiken aller anwendbaren MEIs.

Wie in der voranstellenden Abbildung dargestellt, ist ein mehrstufiger Prozess erforderlich, um das unkontrollierte Risiko eines Unternehmens zu berechnen. Er beginnt mit der Exposition, die das Ausmaß widerspiegelt, in dem das Unternehmen dem fraglichen MEI ausgesetzt ist. Als Nächstes wird betrachtet, wie viel des Risikos unkontrollierbar ist. Dann Wird bewertet, inwieweit das Unternehmen den Teil seines Risikos, der kontrollierbar ist (d.h. das kontrollierbare Risiko), durch entsprechende Richtlinien, Programme oder andere Initiativen angeht (kurz „Governance“). Das Endergebnis ist ein unkontrolliertes Risiko: der Teil des MEI-Risikos eines Unternehmens, der kontrollierbar ist, aber aus welchem Grund auch immer (derzeit) nicht kontrolliert wird. Ziel von guter Governance sollte es also sein, den Anteil des unkontrollierten Risikos so gering wie möglich zu halten.

Nachfolgende Abbildung zeigt noch einmal den größeren Gesamtrahmen auf, in dem Governance gesehen werden sollte.

In Anlehnung an https://www.weforum.org/whitepapers/how-to-set-up-effective-climate-governance-on-corporate-boards-guiding-principles-and-questions

Nähert man sich der Risikobetrachtung, so ist es sinnvoll das relevante Risiko-Portfolio bezogen auf das eigene Unternehmen zu „sortieren“. Hierbei kam eine Betrachtung nach

  • Risikokategorien,
  • Risikotypen und
  • klimabedingte Risiken

helfen.

Quelle: https://assets.bbhub.io/company/sites/60/2020/09/2020-TCFD_Guidance-Risk-Management-Integration-and-Disclosure.pdf

Klimabedingte Risiken lassen sich wie folgt charakterisieren (in Anlehung an TCFD Guidance for Risk Management)

  • Unterschiedliche Auswirkungen je nach Geographie und Aktivitäten – die Auswirkungen des Klimawandels und der klimabedingten Risikofaktoren treten auf lokaler, regionaler und globaler Ebene auf, mit unterschiedlichen Auswirkungen u.a. auf verschiedene Unternehmen, Produkte und Dienstleistungen, Märkte, Betriebe und Wertschöpfungsketten,
  • Längere Zeithorizonte und langlebige Auswirkungen – einige klimabedingte Risiken bestehen und spielen sich über Zeithorizonte ab, die über die traditionellen Geschäftsplanungs- und Investitionszyklen hinausgehen. Diese Risiken und die damit verbundenen Auswirkungen können das Ergebnis jahrzehntelanger Veränderungen der treibenden Kräfte (z.B. Treibhausgaskonzentrationen in der Atmosphäre) sein, die kurz-, mittel- und langfristig zu klimabedingten physischen oder Übergangsrisikoveränderungen führen,
  • Neuartigkeit und Ungewissheit – viele der Auswirkungen des Klimawandels haben keinen Präzedenzfall, was die Fähigkeit zur Anwendung statistischer und Trendanalysen auf der Grundlage historischer Daten einschränkt. Der Klimawandel ist ein dynamisches und ungewisses Phänomen, und auch die möglichen Maßnahmen zur Eindämmung des Klimawandels sind komplex, mit vielen Unbekannten wie der Entwicklung und dem Einsatz kritischer Technologien und Anpassungsstrategien sowie dem sich ändernden Markt- und Verbraucherverhalten,
  • Wechselnde Größenordnung und nichtlineare Dynamik – klimabedingte Risiken können sich im Laufe der Zeit auf verschiedenen Ebenen manifestieren, mit zunehmender Schwere und Reichweite der Auswirkungen. Klimasysteme können Schwellenwerte und Umkipppunkte aufweisen, die zu großen, langfristigen, abrupten und möglicherweise irreversiblen Veränderungen führen. Das Verständnis der Empfindlichkeit von Umkipppunkten im physikalischen Klimasystem sowie in Ökosystemen und der Gesellschaft ist für das Verständnis klimabedingter Risiken unerlässlich,
  • Komplexe Beziehungen und systemische Auswirkungen – die mit dem Klimawandel verbundenen Risiken sind über sozioökonomische und finanzielle Systeme hinweg miteinander verbunden. Solche miteinander verflochtenen Risiken sind häufig durch Folgewirkungen und systemische Effekte gekennzeichnet, was eine mehrdimensionale Perspektive erfordert, um die kurz-, mittel- und langfristigen Auswirkungen auf ein Unternehmen abzuschätzen.

Weiter verfeinern lässt sich eine Risikoanalyse dann wiederum hinsichtlich

  • „Transitorischer Risiken“ sowie
  • „Physische Risiken“
Quelle: https://www.fca.org.uk/publication/corporate/climate-financial-risk-forum-guide-2020-risk-management-chapter.pdf

Transitorische Risiken

Quelle: https://www.bafin.de/SharedDocs/Downloads/DE/Merkblatt/dl_mb_Nachhaltigkeitsrisiken.pdf?__blob=publicationFile&v=9
Quelle: https://assets.bbhub.io/company/sites/60/2020/09/2020-TCFD_Guidance-Risk-Management-Integration-and-Disclosure.pdf

Physische Risiken

Quelle: https://www.bafin.de/SharedDocs/Downloads/DE/Merkblatt/dl_mb_Nachhaltigkeitsrisiken.pdf?__blob=publicationFile&v=9
Quelle: https://assets.bbhub.io/company/sites/60/2020/09/2020-TCFD_Guidance-Risk-Management-Integration-and-Disclosure.pdf

Eine Wirkungsweise von klimabezogenen Risiken und Finanzberichterstattung lässt sich wie folgt indikativ ableiten

Quelle: https://assets.bbhub.io/company/sites/60/2020/09/2020-TCFD_Guidance-Risk-Management-Integration-and-Disclosure.pdf
Quelle: https://assets.bbhub.io/company/sites/60/2020/09/2020-TCFD_Guidance-Risk-Management-Integration-and-Disclosure.pdf

„Sustainable Governance“ – praktische Hilfestellungen / ein Leitfaden

Fragestellungen mit denen Sie sich auseinandersetzen sollten

1. Warum sollten ESG-Informationen in die Berichterstattung einbezogen werden?

  • sie unterstützen die Ziele und den Zweck der Berichterstattung
  • sie stärken den geschäftlichen Wert des Unternehmens
  • die integrierte Berichterstattung erfüllt die Bedürfnisse der primären Zielgruppe(n)
  • nachhaltige Wertschöpfung ist grundsätzlich unterstützenswert und konkrete Beiträge hierzu sollten publik gemacht werden
  • können klar kommuniziert werden

2. Für wen sollten ESG-Informationen gemeldet werden?

  • Interne Stakeholder wie z.B. Mitarbeiter
  • Externe Akteure wie z.B. Öffentliche Hand und Gesellschaft
  • Verbundene Interessengruppen wie Investoren, Lieferanten und Kunden

3. Wo sollen ESG-Informationen erfasst/ berichtet werden?

  • Jährliche, integrierte und Nachhaltigkeitsberichte
  • Medienmitteilungen
  • Artikel und Blogs auf der Website
  • Themenspezifische Berichte
  • Datenbanken
  • Portale
  • Vorträge
  • Webinare

4. Welche ESG-Informationen sollten in eine Berichterstattung aufgenommen werden?

  • Inhaltstypen
  • ESG-Themen (auch hinsichtlich Wesentlichkeit und Steuerung)
  • SDGs
  • Phasen des Geschäftsmodells, der Wertschöpfung
  • Informationstypen
  • Informationsperspektive
  • Indikator-Typen
  • Metriken
  • verfolgte Zielsetzungen

5. Wie sollten ESG-Informationen aufbereitet und präsentiert werden?

  • Standards, Methoden und Rahmenbedingungen
  • Kontollen
  • Geltungsbereich und Grenzen
  • Unsicherheiten, Annahmen, Sensitivitäten und Einschränkungen

6 Wie viele ESG-Informationen sollten gemeldet werden?

  • Vollständigkeit
  • Spezifität
  • Prägnanz
  • Relevanz
  • Wesentlichkeit
  • Neutralität/Gleichgewicht
Quelle: https://www.tcfdhub.org/

Prozessuale Aspekte, die Sie in folgenden „Dimensionen“ überdenken sollten

A. Bewerten

  • Unterstützung / Geeignetheit für die Ziele und den Zweck der Berichterstattung
  • Nachweis eines Wertbeitrages zum Unternehmenswert
  • Nachweis des Informationswertes für das vorgesehene Publikum
  • ob Informationen unterstützbar und nützlich sind
  • ob Informationen klar kommuniziert werden können
  • etc.

B. Entscheiden

  • hinsichtlich der Wesentlichkeit
  • über Risiken / Chancen
  • Annahmen, Grenzen und Einschränkungen verstehen
  • Internen und externen Expertenrat einholen
  • etc.

C. Dokumentieren

  • Verwendete und zugrunde gelegte Quellen
  • Durchgeführte Diskussionen und mit wem wurden diese warum, in welchem Kontext geführt
  • Genehmigungsprozess(e) und die involvierten Entscheidungsträger
  • Informationen, die unter Bedingungen der Unsicherheit bewertet, aufbereitet oder bereitgestellt werden
  • Herausforderungen und Hindernisse durch den Beurteilungsprozess
  • Grenzen und Umfang von Bewertungen und Informationen
  • Interne Kontrollen, Risiken und Risiko-Migration
  • Schlüsselfaktoren, die sich ändern und zu einer Neubewertung führen könnten
  • Qualifikationen im Zusammenhang mit bekannten und unbekannten Risiken und Unsicherheiten
  • etc.

“Sustainable Governance“ – idealtypischer Organisationsaufbau & Leitprinzipien

Aus den Überlegungen des COSO in Kooperation mit dem wbcsd lassen sich folgende Elemente für eine idealtypische ESG integrierende Aufbauorganisation herausarbeiten:

Quelle: https://www.coso.org/Documents/COSO-WBCSD-ESGERM-Guidance-Full.pdf

Zur weitergehenden strukturellen Orientierung sind folgende Leitprinzipien des WEF für effektive Klima-Governance in Unternehmensvorständen in der Praxis hilfreich:

Quelle: https://www.weforum.org/whitepapers/how-to-set-up-effective-climate-governance-on-corporate-boards-guiding-principles-and-questions
  • Der Vorstand ist letztlich den Aktionären gegenüber für die langfristige Führung des Unternehmens verantwortlich. Dementsprechend sollte der Vorstand für die langfristige Belastbarkeit des Unternehmens in Bezug auf potenzielle Veränderungen in der Geschäftslandschaft, die sich aus dem Klimawandel ergeben können, verantwortlich sein. Ein Versäumnis, dies zu tun, kann einen Verstoß gegen die Pflichten des Vorstands darstellen.
  • Der Vorstand sollte sicherstellen, dass seine Zusammensetzung hinsichtlich des Wissens, der Fähigkeiten, der Erfahrung und des Hintergrunds ausreichend breit gefächert ist, um auf der Grundlage eines Bewusstseins und Verständnisses der klimabedingten Bedrohungen und Chancen effektiv diskutieren und Entscheidungen treffen zu können.
  • Als Hüter der langfristigen Leistung und Belastbarkeit sollte der Vorstand den effektivsten Weg zur Integration von Klimaaspekten in seine Struktur und Ausschüsse bestimmen.
  • Aufsichtsrat und Vorstand sollten sicherstellen, dass die Unternehmensleitung die kurz-, mittel- und langfristige Erheblichkeit klimabezogener Risiken und Chancen für das Unternehmen fortlaufend bewertet. Aufsichtsrat und Vorstand sollten ferner sicherstellen, dass die Aktionen und Reaktionen der Organisation auf das Klima in einem angemessenen Verhältnis zur Erheblichkeit des Klimas für das Unternehmen stehen.
  • Der Vorstand sollte sicherstellen, dass das Klima systemisch in die strategische Investitionsplanung und Entscheidungsprozesse einfließt und in das Risiko- und Chancenmanagement der gesamten Organisation eingebettet ist.
  • Der Vorstand sollte sicherstellen, dass die Anreize für Führungskräfte so ausgerichtet sind, dass sie den langfristigen Wohlstand des Unternehmens fördern. Aufsichtsrat und Vorstand sollten gegebenenfalls erwägen, klimabezogene Ziele und Indikatoren in seine Anreizsysteme für Führungskräfte aufzunehmen. In Märkten, in denen es üblich ist, variable Anreize auf nicht geschäftsführende Direktoren auszudehnen, kann ein ähnlicher Ansatz in Erwägung gezogen werden.
  • Der Vorstand sollte sicherstellen, dass wesentliche klimabezogene Risiken, Chancen und strategische Entscheidungen konsequent und transparent gegenüber allen Interessengruppen offengelegt werden – insbesondere gegenüber Investoren und, falls erforderlich, Regulierungsbehörden. Solche Offenlegungen sollten in Finanzunterlagen, wie Jahresberichten und Jahresabschlüssen, erfolgen und der gleichen Offenlegungs-Governance unterliegen wie die Finanzberichterstattung.
  • Der Vorstand sollte einen regelmäßigen Austausch und Dialog mit Gleichgesinnten, politischen Entscheidungsträgern, Investoren und anderen Interessengruppen pflegen, um den Austausch von Methoden zu fördern und über die neuesten klimarelevanten Risiken, regulatorischen Anforderungen usw. auf dem Laufenden zu bleiben.

„Sustainable Governance“ – Praxisbeispiele

Quelle: https://www.arcadis.com/media/5/F/C/%7B5FCFF7DB-A6CF-45C0-8546-CA8D1F13CCB4%7DArcadis%20Sustainability%20Committee%20Charter_001.pdf
Quelle: ENI
Quelle: enel
Quelle: enel
Quelle: SONY
Quelle: Shell
Quelle: BASF
Quelle: Volkswagen Group

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Die enthaltenen Informationen sind allgemeiner Natur und nicht auf die spezielle Situation einer Einzelperson oder einer juristischen Person ausgerichtet. Obwohl ich mich bemühe, zuverlässige und aktuelle Informationen zu liefern, kann ich nicht garantieren, dass diese Informationen so zutreffend sind wie zum Zeitpunkt ihres Eingangs oder dass sie auch in Zukunft so zutreffend sein werden. Niemand sollte aufgrund dieser Informationen handeln ohne geeigneten fachlichen Rat und ohne gründliche Analyse der betreffenden Situation.

„Wesentlichkeit“ – des Pudels Kern, in der Nachhaltigkeitsberichterstattung

„I believe we are on the edge of a fundamental reshaping of finance (…) In the near future—and sooner than most anticipate—there will be a significant reallocation of capital. Our investment conviction is that sustainability, and climate-integrated portfolios, can provide better risk-adjusted returns to investors (…) We believe that sustainable investing is the strongest foundation for client portfolios going forward.“
Larry Fink
CEO BlackRock, Letter January 2020

Die Wesentlichkeit ist auch im Kontext der Nachhaltigkeitsberichterstattung ein elementarer Grundsatz. Der Nachhaltigkeitsbericht sollte Aspekte abdecken, die:

  • Ÿdie wesentlichen wirtschaftlichen, ökologischen und gesellschaftlichen Auswirkungen der Organisation / des Unternehmens wiedergeben bzw.;
  • Ÿdie Beurteilungen und Entscheidungen der Interessensgruppen / Stakeholder maßgeblich beeinflussen.

Wesentlichkeit ist die Schwelle, ab der Aspekte wichtig genug sind, um in die Berichterstattung aufgenommen zu werden. Organisationen sind mit einer großen Bandbreite möglicher Themen für eine Berichterstattung konfrontiert. Nicht alle sind jedoch relevant für das konkrete Unternehmen, das konkrete Geschäftsmodell, die konkrete Wertschöpfung. Relevante Themen sind solche, die für die Darstellung wirtschaftlicher, ökologischer und gesellschaftlicher Auswirkungen der Organisation als wichtig einzustufen sind oder möglicherweise Einfluss auf Entscheidungen von Stakeholdern haben und deshalb eine Aufnahme in den Bericht begründen könnten. Dies ist stets eine Einzelfallbetrachtung und kann nicht generisch nach Blaupause beantwortet werden.

„Wesentlichkeit“ und ESG

Als der Exekutiv-Vizepräsident der Europäischen Kommission, Valdis Dombrovskis, am 25. Juli 2020 einen Brief mit dem Auftrag an die European Financial Reporting Advisory Group (EFRAG) sandte, Empfehlungen zu den EU-Standards für nichtfinanzielle Berichterstattung abzugeben, nannte er es beispielsweise „doppelte Wesentlichkeit“ ( Double Materiality ) als Grundprinzip für solche Standards.

Quelle: https://eur-lex.europa.eu/legal-content/DE/TXT/PDF/?uri=CELEX:52019XC0620(01)&from=EN

Im Gegensatz dazu betont das Konzept der dynamischen Materialität (Dynamic Materiality), das dieses Jahr vom Weltwirtschaftsforum populär gemacht wurde, dass es einen Weg gibt, auf dem Themen mit der Zeit finanziell materiell werden. Dabei gibt es einige Auslöser, die diesen Prozess in Gang setzen. Das Konzept der dynamischen Materialität betrachtet diese als einen Prozess, der sich im Laufe der Zeit und oft sehr schnell entfaltet. Diese Perspektive basiert auf der Überlegung, dass das, was heute finanziell immateriell erscheint, sich morgen schnell als geschäftskritisch erweisen kann – wie wir in der heutigen COVID-bewussten Wirtschaftslandschaft mehr denn je sehen.

Quelle: http://www3.weforum.org/docs/WEF_Embracing_the_New_Age_of_Materiality_2020.pdf

Das englische Wort „material“ ist ein unbestimmter Begriff, der die Bedeutung „wesentlich“ oder „lebenswichtig“ hat. Im Kontext von Finanzinformationen wird dem Begriff jedoch eine spezifische Bedeutung beigemessen.

Das International Accounting Standards Board (IASB) stellt fest, dass „Informationen dann wesentlich sind, wenn durch Weglassen, falsche Angaben oder Verschleierung vernünftigerweise erwartet werden kann, dass sie die Entscheidungen beeinflussen, die die Hauptadressaten von Abschlüssen für allgemeine Zwecke auf der Grundlage dieser Abschlüsse treffen, die Finanzinformationen über ein bestimmtes berichtendes Unternehmen liefern (IASB perspectives on materiality, 28 January 2019).

Von einer Organisation, die z.B. einen Nachhaltigkeitsbericht in Übereinstimmung mit den GRI-Standards erstellt, wird erwartet, dass sie nicht nur die von ihr verursachten Auswirkungen, sondern auch die Auswirkungen, zu denen sie beiträgt, und die Auswirkungen, die direkt mit ihren Aktivitäten, Produkten oder Dienstleistungen im Rahmen einer Geschäftsbeziehung im Zusammenhang stehen, offenlegt (GRI 102-40 I 102-43 I 102-46 I 102-47 I 103-1). Im Kontext des GRI-Standards 103-1 können die Geschäftsbeziehungen einer Organisation Beziehungen zu Geschäftspartnern, zu Entitäten in ihrer Wertschöpfungskette sowie zu sämtlichen nicht staatlichen oder staatlichen Entitäten, die direkt mit den geschäftlichen Aktivitäten, den Produkten oder den Dienstleistungen der Organisation im Zusammenhang stehen, umfassen.

Für Investoren / institutionelle Anleger rechtfertigt die Wesentlichkeit die Verwendung von ESG-Kriterien im Rahmen ihrer Investitionsentscheidungen. Dies mag auch ein Aspekt sein, weshalb Investoren Unternehmen zunehmend drängen, eine auf Nachhaltigkeit ausgerichtete Strategien zu verfolgen (siehe Eingangszitat von Larry Fink, CEO BlackRock). Das Argument der Wesentlichkeit erhöht die Attraktivität von Sustainability in der Mainstream-Finanzwelt, weil damit einerseits ESG-Aspekte in die Sprache der Finanzwelt transferiert und formulierbar werden, und andererseits sich zwischen der Langfristigkeit von ESG-Aspekten und ihrer Wesentlichkeit eine Korrelation erkennen lässt. Die Wesentlichkeit bietet die Grundlage für die Verbesserung der Nachhaltigkeitsergebnisse in Unternehmen.

Unternehmen müssen sich daher mit folgenden (oder ähnlichen) Fragestellungen auseinandersetzen:

  • Welche ESG-Aspekte / SDGs sind für die operative und finanzielle Performance am wichtigsten?
  • Warum sind diese Fragen für Unternehmen von Bedeutung? und
  • Warum sollten Anleger darauf achten, wie Unternehmen mit den mit ihnen verbundenen Risiken und Chancen umgehen?
Quelle: http://www3.weforum.org/docs/WEF_Embracing_the_New_Age_of_Materiality_2020.pdf

Bei der Überlegung, ob ein Thema wesentlich ist, kann eine Kombination interner und externer Faktoren herangezogen werden. Diese Faktoren umfassen unter anderem die allgemeine Mission und Wettbewerbsstrategie einer Organisation / eines Unternehmens und die direkt von den Stakeholdern / Interessensgruppen vorgetragenen Anliegen. Wesentlichkeit kann auch auf allgemeine gesellschaftliche Erwartungen sowie den Einfluss der Organisation auf Upstream-Entitäten, wie etwa Lieferanten, oder Downstream-Entitäten, wie etwa Kunden, zurückgehen. Es wird zudem erwartet, dass bei der Bewertung der Wesentlichkeit die mit den internationalen Normen und Vereinbarungen, die die Organisation erwartungsgemäß zu erfüllen hat, einhergehenden Erwartungen Berücksichtigung finden.

Quelle: https://www.globalreporting.org/standards/

Bei der Beurteilung der Bedeutung von Informationen für die Darstellung erheblicher ökonomischer, ökologischer und/oder sozialer Auswirkungen sowie bei der Entscheidungsfindung der Stakeholder sind es genau diese internen und externen Faktoren, die es zu berücksichtigen gilt. Zur Beurteilung der Bedeutung von Auswirkungen stehen verschiedene Methoden zur Auswahl. Im Allgemeinen wird von „erheblichen Auswirkungen“ gesprochen, wenn unter den Experten eines Fachgebiets diesbezüglich größtenteils Einigkeit besteht, oder wenn solche Auswirkungen mittels erprobter Methoden, wie etwa Verfahren zur Folgenabschätzung oder Lebenszyklusanalysen, identifiziert worden sind. Auswirkungen, die als so bedeutsam gelten, dass ein aktives Management oder ein entsprechender Einsatz der Organisation erforderlich ist, werden aller Wahrscheinlichkeit nach als erheblich eingestuft.

Konkrete Beispiele sind (siehe Grundlagen GRI 101)

  • nachvollziehbar abschätzbare ökonomische, ökologische und/oder soziale Auswirkungen (z. B. Klimawandel, HIV/AIDS oder Armut), die von ausgewiesenen Experten oder allgemein anerkannten Expertengremien mittels fundierter Untersuchungen ermittelt worden sind;
  • die Interessen und Erwartungen von Stakeholdern der Organisation, wie zum Beispiel Angestellte oder Anteilseigner;
  • die von Stakeholdern, wie zum Beispiel Mitarbeitern, die keine Angestellten sind, Lieferanten, lokalen Gemeinschaften, schutzbedürftigen Gruppen oder der Zivilgesellschaft geäußerten breiteren ökonomischen, ökologischen und/oder sozialen Interessen und Themen;
  • die wichtigsten Themen und zukünftigen Herausforderungen einer Branche, die von vergleichbaren Organisationen und Konkurrenten identifiziert wurden;
  • Gesetze, Vorschriften, internationale Vereinbarungen oder freiwillige Vereinbarungen, die für die Organisation und ihre Stakeholder von strategischer Bedeutung sind;
  • zentrale Werte, Richtlinien, Strategien, Betriebsmanagementsysteme, Zielvorgaben und Ziele der Organisation;
  • die Kernkompetenzen der Organisation und die Art und Weise, wie diese einen Beitrag zu einer nachhaltigen Entwicklung leisten können;
  • Konsequenzen für die Organisation, die sich aus ihren Auswirkungen auf die Wirtschaft, die Umwelt und/ oder die Gesellschaft ergeben (z. B. Risiken für ihr Geschäftsmodell oder ihren Ruf).
  • Wesentliche Themen werden im Bericht angemessen priorisiert.

„Wesentlichkeit“ – Beispiele von „best practice“ in der Berichterstattung

Durch die Analyse von Schwerpunktthemen („Materialitätsanalyse“) ist es möglich, die für die jeweiligen Stakeholder wesentlichen Themen zu identifizieren und zu bewerten, sie nach ihrer Relevanz zu gewichten, sie mit den Prioritäten des Unternehmens sowie mit der Geschäftsstrategie in Beziehung zu setzen. So finden die erzeugten und erlittenen Auswirkungen ihre spezifische Berücksichtigung, um die „Ausrichtung“ (oder „Fehlausrichtung“) von Maßnahmen zu überprüfen und Bereiche möglicher Verbesserungsbedarfe zu ermitteln.

Quelle: Enel Sustainability Report 2019, Seite 238 „materiality analysis process“

Die angewandten Methodiken werden in der Regel unter Berücksichtigung der Richtlinien mehrerer internationaler Standards entwickelt, darunter die Global Reporting Initiative (GRI), SASB (Sustainability Accounting Standards Board), der Standard AA1000APS und der SDG-Kompass, der Unternehmen bei der Anpassung ihrer Strategien an die UN-Ziele für nachhaltige Entwicklung (SDGs) unterstützt. Die „Better Practice“- Unternehmen decken dabei über die zu analysierenden Themen alle 17 SDGs ab; wenngleich nicht alle jeweils berichtsrelevant werden.

Das Ergebnis dieser Analyse wird in der Praxis in der Regel in einer Wesentlichkeitsmatrix dargestellt. Diese unterstützt die Identifizierung und Definition von Themen für die Erstellung eines Nachhaltigkeitsberichts und der Ziele, die in einen Strategie- sowie Nachhaltigkeitsplan aufzunehmen sind. Deren Erfüllung ist wiederum durch Beiträge verschiedener Funktions- und Geschäftsbereiche zu gewährleisten. Die Wesentlichkeitsanalyse ist mit dem „Ausschuss für Unternehmensführung und Nachhaltigkeit“ (oder einem vergleichbaren Gremium) abzustimmen, idealerweise zum Zeitpunkt der Überprüfung der Richtlinien des Nachhaltigkeitsplans zur Kenntnis bringen. Darüber hinaus geben der “Ausschuss für Corporate Governance und Nachhaltigkeit“ in der Regel präventive Stellungnahmen zum Nachhaltigkeitsbericht, der die Wesentlichkeitsanalyse enthält, ab und legen sie dem Aufsichtsrat in seiner zur Genehmigung des Nachhaltigkeitsberichts einberufenen Sitzung vor.

Quelle: FORD
Quelle: ENEL
Quelle: Hyundai
Quelle: Unilever
Quelle: Johnson Controls
Quelle:
Quelle: eon

„Wesentlichkeit“ und ESG-Rahmenwerke

Wesentlichkeit ist demnach auch im Bereich der Nachhaltigkeitsberichterstattung ein wichtiger Grundpfeiler. Dieser konzeptionelle Gleichklang zum konventionellen GAAP ist sicherlich hilfreich, wenn es darum geht Sustainability GAAP in konventionelles GAAP zu intergrieren. Es verwundert daher nicht weiter, dass die bestehenden Rahmenwerke ihre eigenen Definitionen oder Denkweisen zur Materialität im Kontext ihrer eigenen Richtlinien festgelegt haben.

Das IIRC, das sich hauptsächlich auf die Offenlegung für Investoren bezieht, sieht wesentliche Informationen als „Angelegenheiten, die die Fähigkeit der Organisation, kurz-, mittel- und langfristig Wert zu schaffen, wesentlich beeinflussen“.

Die GRI-Standards, die sich mehr auf Informationen beziehen, die sich an mehrere Interessengruppen, einschließlich Investoren, richten, definieren wesentliche Informationen als „Themen, die die bedeutenden wirtschaftlichen, ökologischen und gesellschaftlichen Auswirkungen der berichtenden Organisation widerspiegeln oder die Beurteilungen und Entscheidungen der Interessengruppen maßgeblich beeinflussen“. Zur Feststellung der Wesentlichkeit eines Aspekts bedarf es, nach Verständnis des GRI, einer qualitativen Analyse sowie einer quantitativen Einschätzung und Diskussion. Wesentliche Themen sind jene Themen, die eine Organisation für die Aufnahme in den Bericht priorisiert hat. Diese Priorisierung erfolgt unter Anwendung der Prinzipien zur Einbindung von Stakeholdern.

In Japan schreibt die Guidance for Collaborative Value Creation: „Für Investoren ist es wichtig zu verstehen, wie Unternehmen die Wesentlichkeit von ESG-Faktoren für die Nachhaltigkeit ihrer Geschäftsmodelle verstehen.“

Es ist wichtig, dass jedes Unternehmen über diese verschiedenen Definitionen von Wesentlichkeit nachdenkt und je nach den spezifischen Zielen, dem Publikum oder anderen Umständen ihrer Offenlegung entscheidet, welche davon verwendet wird. Es lässt sich allerdings auch hier beobachten, dass GRI 102-47 in Verbindung mit GRI 103-1 sich zusammen mit der Materilaity Map des SASB zu dem globalen Referenzstandard etabliert hat.

Quelle: https://materiality.sasb.org/

Das Ineinandergreifen der konzeptionellen Ansätze von GRI und SASB wird in einem SASB-decision-paper wird folgt charakterisiert

Quelle: https://www.sasb.org/wp-content/uploads/2020/06/SASB.NFRDWhitepaper.FINAL-005.pdf

„Wesentlichkeit“ – wie nähere ich mich dem Thema in der Praxis?

Das Spektrum der ESG-Themen, die sich auf den Geschäftsbetrieb beziehen können, ist mannigfaltig, aber was für jedes Unternehmen relevant ist, unterscheidet sich je nach

  • Branche,
  • Geografie,
  • Geschäftsmodell,
  • Strategie und
  • Geschäftsumfeld.

Während man sagen kann, dass viele Fragen im Zusammenhang mit G (Governance) allen Unternehmen gemeinsam sind, unterscheiden sich E (Umwelt) und S (Soziales) je nach Unternehmen oder Sektor massiv.

Um begrenzte Ressourcen effizient für die Maximierung der Nachhaltigkeit unternehmerischer Geschäftstätigkeit einzusetzen und damit den Unternehmenswert zu steigern, ist es wichtig, zu ermitteln, welche Themen wesentlich sind, d.h. einen starken Bezug zu jeweiligen Unternehmenswert haben, und Maßnahmen zu beschließen, um insbesondere auf diese zu reagieren.

Investoren, die versuchen, den mittel- bis langfristigen Unternehmenswert oder die Nachhaltigkeit der Geschäftstätigkeit eines Unternehmens zu bewerten, werden es aus Sicht der Offenlegung sehr nützlich finden, offenzulegen, welche ESG-Themen das Unternehmen als wesentlich für seinen Unternehmenswert erachtet hat, zusammen mit Informationen über die Aktivitäten des Unternehmens als Reaktion darauf. Beispielsweise ist es nützlich, zu erklären, welche Maßnahmen als Reaktion auf ESG-Themen wichtig sind, um sicherzustellen, dass das Unternehmen seine mittel- bis langfristigen finanziellen Ziele (wie ROE oder zukünftiger Cashflow) erreicht. Dies wiederum bedingt ESG-Aspekte in etablierte Werttreiber-Bäume und die auf diesen basierenden Steuerungskonzepten einzubauen (Nachhaltigkeitscontrolling).

Eine „Long-List“ materieller Fragen erstellen

Wenn wir uns die bestehende Unternehmensoffenlegung zur Wesentlichkeit ansehen, gibt es eine Reihe von Beispielen von Unternehmen, die wesentliche Themen identifizieren, indem sie zunächst eine umfangreiche Liste von ESG-Themen aus internationalen Offenlegungsrahmen und Analysen ihres Geschäftsumfelds erstellen („Long-List“), bevor sie die Liste auf die relevantesten wesentlichen Themen eingrenzen, indem sie die Bedeutung jedes Themas bewerten.

Wenn die Ressourcen begrenzt sind und Sie es schwierig finden, eine Long-List von ESG-Themen von Grund auf zu erstellen, sind die unten aufgeführten Schritte des Prozesses nicht unbedingt erforderlich. Die Erstellung einer Liste möglicher Themen unter Verwendung bestehender Rahmenwerke kann es Ihnen jedoch ermöglichen, wesentliche Themen zu finden, die ansonsten bei Diskussionen und Standpunkten, die auf das Unternehmen oder bestimmte Zeiträume beschränkt sind, möglicherweise übersehen worden wären.

Analyse des Geschäftsumfelds

Ein guter erster Schritt, um zu untersuchen, welche ESG-Themen Ihren Unternehmenswert oder Ihre Nachhaltigkeit beeinflussen können, ist die Analyse langfristiger Veränderungen in Ihrem Geschäftsumfeld. Nützliche Hinweise hierzu finden Sie in Berichten und anderen Veröffentlichungen von Regierungen, internationalen Organisationen, NGOs, Think Tanks und ähnlichen Einrichtungen, wie z.B. im öffentlich zugänglichen Global Risks Report des Weltwirtschaftsforums (WEF Global Risks Report 2020).

Nutzung bestehender Rahmenwerke (siehe oben)

Zur Vorbereitung auf die Identifizierung materieller ESG-Themen erstellen Unternehmen die Long-List möglicher materieller Themen, teilweise unter Bezugnahme auf bestehende Rahmenwerke. Zwei Beispiele für Rahmenwerke, die auf diese Weise nützlich sein können, sind die SASB-Standards und die GRI-Standards.
Darüber hinaus haben in jüngster Zeit mehr Unternehmen begonnen, in ihren Offenlegungen auf die 17 Ziele und 169 Zielvorgaben zu verweisen, aus denen sich die SDGs zusammensetzen (siehe hierzu das Praxisbeispiel von Hyundai und eon oben).

Verwendung von Umfragen der ESG-Rating-Agentur

Unternehmen, die zu ESG-Themen recherchieren und ESG-Ratings für Unternehmen erstellen (Sustainability Raters Report 2020), werden als ESG-Rating-Agenturen bezeichnet. Im Rahmen der Erstellung dieser Ratings führen solche Agenturen Umfragen bei börsennotierten Unternehmen durch, die sich auf bestimmte Offenlegungsinhalte und spezifische ESG-Aktivitäten konzentrieren, die je nach Anlegerinteresse aus dem gesamten Spektrum der ESG-Themen ausgewählt werden. Obwohl sich die Umfragen nicht an alle Unternehmen richten und nicht alle Forschungsinhalte oder -methoden offengelegt werden, bearbeiten die Agenturen ihre ausgewählten Themen von Jahr zu Jahr in Abhängigkeit von externen Veränderungen und Anlegerbewegungen, so dass sie als Referenz bei der Eingrenzung Ihrer materiellen Themen verwendet werden können.

Quelle: https://www.sustainability.com/globalassets/sustainability.com/thinking/pdfs/sustainability-ratetheraters2020-report.pdf

Dialog mit Anspruchsgruppen

Kandidaten für ESG-Themen können auch gefunden werden, indem man Interviews mit Stakeholdern (Investoren, Mitarbeiter, Handelspartner, Kunden, Experten usw.) durchführt, um herauszufinden, was ihnen wichtig ist und was sie von Ihrem Unternehmen erwarten.

Der sektorbezogene Ansatz

Die materiellen Themen der Long-List werden sich in der Regel je nach Geschäftsmodell, Sparten usw. unterscheiden, aber für die Analyse des Geschäftsumfelds, die für ESG besonders wichtig ist, kann man sagen, dass viele Themen einem Sektor gemeinsam sein werden. Der sektorbezogene Ansatz ist auch deshalb wichtig, weil viele Investoren über Investitionen entscheiden werden, indem sie Unternehmen aus einem Sektor weltweit vergleichen.

Einige bestehende Rahmenwerke enthalten Listen von wesentlichen Fragen, die bis zu einem gewissen Grad bestimmten Sektoren gemeinsam sind. Zum Beispiel hat das SASB spezifische Offenlegungspunkte und -ziele für 77 verschiedene Sektoren (find your industry) festgelegt, um eine für Investitionsentscheidungen nützliche Offenlegung zu fördern.

Wenn es für Ihr Unternehmen schwierig ist, materielle Fragen zu identifizieren, indem es eine Long-List von Grund auf erstellt, könnte eine Alternative darin bestehen, eine bestehende sektorbezogene Liste als Grundlage zu verwenden.

Bewertung der Bedeutung von ESG-Themen

Nachdem eine Long-List mit materiellen Themen erstellt wurde, muss sie eingegrenzt werden, indem bewertet wird, wie jedes Thema mit dem Unternehmenswert zusammenhängt. Es gibt keine festgelegte Methode zur Bewertung der Bedeutung jedes einzelnen Themas, aber es folgen einige Punkte, die auf der Grundlage tatsächlicher Fälle von Offenlegung zu berücksichtigen sind.

Festlegung von Bewertungsfaktoren

Sobald Sie eine Long-List erstellt haben, müssen Sie eine Art Methode finden, um die Bedeutung der einzelnen Themen zu bewerten, damit Sie herausfinden können, welche Themen von Bedeutung sind. In der Praxis bewerten Unternehmen jedes Thema anhand von Faktoren wie „Bedeutung für das Unternehmen“ und „Bedeutung für die Interessengruppen“; diese Kategorien definieren die X-Achse bzw. Y-Achse der Materiality Matrix (siehe Praxisbeispiele oben; weitere „Best Practices“ werden seit 2013 regelmäßig in der Reihe Reporting Matters der Organisation WBCSD erörtert.)

Bewertung von Themen in der Praxis

Sobald Sie die Faktoren ausgewählt haben, müssen Sie die Bedeutung jedes einzelnen Themas anhand dieser Faktoren bewerten. Im Folgenden finden Sie einige Punkte am Beispiel der gängigen Dimensionen „Unternehmen“ und „Interessensgruppe X“, die Sie dabei berücksichtigen sollten.

  1. Bedeutung für das Unternehmen
    Die Bedeutung eines Themas für ein Unternehmen besteht im Wesentlichen darin, wie es mit der Nachhaltigkeit des Unternehmens und dem mittel- bis langfristigen Unternehmenswert zusammenhängt. Um dies zu beurteilen, ermitteln viele Unternehmen den Zusammenhang des Themas mit ihrer Unternehmensphilosophie oder ihren Unternehmenswerten und analysieren, welche Art von Risiken/Chancen es für die Unternehmensstrategie oder die einzelnen Geschäftsbereiche birgt und welche Auswirkungen diese Risiken/Chancen haben und wie oft sie auftreten könnten.
  2. Bedeutung für Stakeholder
    Die Bedeutung eines Themas für die Stakeholder eines Unternehmens kann als Bewertungsfaktor verwendet werden, aber nur, wenn das Unternehmen entschieden hat, wer seine Stakeholder sind. Aus der Perspektive der Verknüpfung von ESG-Aktivitäten mit mittel- bis langfristiger Unternehmenswertschöpfung können Ihre wichtigsten Stakeholder langfristige Investoren sein, aber auch Kunden, Mitarbeiter, möglicherweise sogar internationale Organisationen, NGOs oder die lokale Gemeinschaft.
    Es gibt zahlreiche Fälle, in denen Unternehmen Umfragen an ihre Stakeholder senden, um zu evaluieren oder zu messen, was ihnen wichtig ist, und auch Unternehmen, die Interviews mit Experten in ESG-Fragen durchführen, die im Namen mehrerer Stakeholder sprechen können.

Zeitrahmen

Es kann ESG-Themen geben, die je nach Zeitrahmen auf unterschiedliche Weise Risiken und Chancen für ein Unternehmen darstellen (Siehe hierzu auch den daynamic materiality Ansatz des WEF oben, der beispielsweise im Praxisbeispiel Von Unilever umgesetzt ist). Denkt man zum Beispiel an die Auswirkungen des Klimawandels, so ist es wahrscheinlich, dass die Auswirkungen auf Ihr Unternehmen und die Maßnahmen, die Sie als Reaktion darauf ergreifen, in 20-30 Jahren anders sein werden als in 2-3 Jahren. Daher ist es bei der Bewertung der Bedeutung von ESG-Themen wichtig, darüber nachzudenken, auf welche(n) Zeitrahmen man sich konzentrieren sollte.

Beteiligung von oben

Unternehmen sollten die Führungskräfte des Unternehmens und/oder der Vorstand usw. an den endgültigen Entscheidungen über das Wesentliche beteiligen. Zumal Aspekte der „Governance“ ein weiterer gewichtiger Eckpfeiler der integrierten Berichterstattung, neben der Materialität / Wesentlichkeit ist

Materielle Fragen und Unternehmensstrategie

Damit die Antworten eines Unternehmens auf materielle Fragen zu einem verbesserten Unternehmenswert führen, ist es wichtig, dass sich die gewählten materiellen Fragen in der Unternehmensstrategie oder in Strategien für einzelne Geschäftsbereiche widerspiegeln. Wenn es darum geht, die ESG-Aktivitäten voranzutreiben, ist es darüber hinaus wichtig, eine Governance und/oder einen Aktionsplan zu erstellen, um diese Aktivitäten im Einklang mit diesen Strategien zu lenken.

Damit die von Ihnen identifizierten materiellen Fragen zum Unternehmenswert beitragen können, ist es daher wichtig, sie in Ihrer Unternehmensstrategie oder Ihren Unternehmenszielen widerzuspiegeln und von dort aus sich vor zu arbeiten. Dann ist es für Investoren-Perspektive wichtig, dass dies in einem integrierten Bericht oder anderen, begleitenden Publikationen erläutert wird.

Es gibt Beispiele von Unternehmen, die ihren integrierten Bericht verwenden, um den Zusammenhang zwischen materiellen Fragen und ihrem mittelfristigen Managementplan zu erläutern oder zu erklären, wie das Unternehmen mittel- bis langfristig dastehen will, und sogar Unternehmen, die sich in ihrer obersten Botschaft zur Unternehmensstrategie auf die Wesentlichkeit beziehen.

Erstellung von ESG-Richtlinien/eines ESG-Aktionsplans

Wenn Sie die ESG-Aktivitäten als Antwort auf die von Ihnen gewählten materiellen Fragen vorantreiben wollen, ist es wichtig, eine daran ausgelegte Governance und/oder einen Aktionsplan zu erstellen, der diese Aktivitäten lenkt. Dieser Strategie-/Aktionsplan kann auf der Grundlage des Geschäftsumfelds des Unternehmens, seiner idealen Zukunftsvision und der Art und Weise, wie es diese zu erreichen gedenkt, sowie der verfügbaren Ressourcen entwickelt werden.

Zusammenfassung

Umweltinformationen sind wesentlich, wenn:

  • die darin beschriebenen Umweltauswirkungen oder Ergebnisse aufgrund ihrer Größe und Art voraussichtlich erhebliche positive oder negative Auswirkungen auf die finanzielle Lage und die Betriebsergebnisse der Organisation sowie auf ihre Fähigkeit zur Umsetzung ihrer Strategie haben werden;
  • sie ausgelassen, falsch angegeben oder interpretiert werden, könnten sie Entscheidungen beeinflussen, die die Hauptnutzer von Unternehmensberichten über die Organisation treffen. Indikatoren, Maßnahmen sowie quantitative und qualitative Informationen im Zusammenhang mit diesen Auswirkungen sollten daher als wesentlich behandelt und berichtet werden, um das Ausmaß widerzuspiegeln, in dem die Organisation Aktivitäten durchgeführt hat, die zu Umweltergebnissen und/oder -auswirkungen geführt haben oder führen können; und
  • diese Ergebnisse und/oder Auswirkungen eine tatsächliche oder potentielle Auswirkung auf die Fähigkeit der Organisation haben, ihr Geschäftsmodell zu betreiben und ihre Strategie über den von der Unternehmensleitung zur Bewertung voraussichtlicher Veränderungen in der Organisation genutzten Zeitspanne umzusetzen:
    • Ressourcenverfügbarkeit, Marktbedingungen, Degradation, politische / regulatorische Einschränkungen, insbesondere Ressourcen, von denen die Organisation abhängig ist;
    • Beziehungen, von denen die Organisation abhängig ist (z.B. das Ausmaß und die Wahrscheinlichkeit, dass die Geschäftsaktivitäten einer Organisation Stakeholder-Aktionen zum Schutz von Umweltressourcen, Nutzen und Ökosystemdienstleistungen auslösen können);
    • die Fähigkeit der Organisation, innovativ zu sein und auf Umweltrisiken und -chancen zu reagieren (z.B. die Frage, ob erneuerbare Materialien der Organisation Möglichkeiten bieten, ihre Fähigkeit zur Wertschöpfung zu maximieren);
    • die Fähigkeit der Organisation, natürliches Kapital zu beeinflussen, z.B. durch ihre Lieferkette, die Beschaffung von Ressourcen aus nachhaltigen Quellen und die mit der Nutzung der Güter und Dienstleistungen der Organisation verbundenen Auswirkungen; und Folgen für Marke und Ruf.

Materielle Umweltinformationen sollten sein:

  • vollständig, aber frei von unwesentlichem Durcheinander und unnötigen oder doppelten Details, die wichtige Trends und Ereignisse verdecken, die speziell für die Organisation relevant sind;
  • frei von Querverweise auf Informationsquellen außerhalb des Hauptberichts, wo größere Mengen an Details gefunden werden können, falls die Leser dies wünschen;
  • spezifisch für die berichtende Organisation. Daher wird die Wesentlichkeit für jede Organisation unterschiedlich sein, und von den folgenden Arten der Offenlegung wird abgeraten:
    • Standardformulierungen, die Finanzinformationen ohne Analyse wiederholen;
    • generische Standardformulierungen, die sich nicht auf die spezifischen Praktiken und Umstände der offenlegenden Organisation beziehen;
    • Offenlegungen ohne zusätzlichen Einblick, um ein Verständnis der Strategien in Bezug auf Posten, die in den Jahresabschlüssen verbucht oder offengelegt werden, zu vermitteln.
  • die Bereitstellung von Informationen, die für eine Beurteilung der Frage erforderlich sind, wie die Organisation zu relevanten Risiken beiträgt und von diesen Risiken betroffen ist.

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Nachhaltigkeitsberichterstattung – Was steckt hinter diesen 32 Buchstaben?

Unter Nachhaltigkeitsberichterstattung versteht man ein Verfahren, das Organisationen hilft, Ziele zu setzen, Leistung zu messen und den Übergang zu einer nachhaltigen Weltwirtschaft zu steuern – einer Wirtschaft, die langfristige Rentabilität und Umweltpflege vereint.

Nachhaltigkeitsberichterstattung (hauptsächlich die Erstellung eines Nachhaltigkeitsberichts) ist das Hauptforum für die Veröffentlichung der wirtschaftlichen, ökologischen, gesellschaftlichen und führungsbezogenen Leistung eines Unternehmens bzw. einer Organisation und deren positiver und negativer Auswirkungen. Nachhaltigkeitsberichterstattung stützt sich auf die Aspekte, die Organisationen im Zusammenhang mit den Erwartungen und Interessen ihrer Stakeholder / Interessensgruppen für wesentlich halten. Stakeholder können sowohl als Beteiligte in einem Verhältnis zu einer Organisation stehen als auch anderweitig mit ihr verbunden sein.

Die Anfänge hat die Nachhaltigkeitsberichterstattung in Deutschland in den 1980er Jahren, als erste große, kleine und mittelständische Unternehmen – auf freiwilliger Basis – sog. EMAS-Umwelterklärungen und -berichte über die ökologischen sowie zunehmend auch über die gesellschaftsbezogenen Auswirkungen ihrer Tätigkeit veröffentlicht haben. Gerade angesichts der Internationalisierungsstrategien zunehmend auch von kleinen und mittelständischen Betrieben werden Corporate Social Responsibility (CSR) und die Nachhaltigkeitsberichterstattung zu wichtigen Instrumenten der Unternehmenspolitik und -kommunikation.

Quelle: https://link.springer.com/chapter/10.1007/978-3-658-28140-3_4

Die im Jahr 2000 aktualisierten Leitsätze der Organisation for Economic Co-operation and Development (OECD) für multinationale Unternehmen fordern die Offenlegung von Informationen sowie eine Berichterstattung über Ziele und Fortschritte hinsichtlich einer nachhaltigen Entwicklung. Sie empfehlen „bei Informationen nichtfinanzieller Art, gegebenenfalls ein- schließlich Umwelt- und Sozialinformationen, hohe Qualitätsstandards anzuwenden“.

Die Diskussion um eine Berichtspflicht setzte sich fort und führte unter anderem dazu, dass 2003 in der EU Accounts Modernisation Directive (2003/51/EG) die Anforderung aufgenommen wurde, dass bestimmte große Unternehmen in ihrem Lagebericht auch „- soweit angebracht – die wichtigsten nichtfinanziellen Leistungsindikatoren […] einschließlich Informationen in Bezug auf Umwelt- und Arbeitnehmerbelange“ aufnehmen sollten. Diese Vorgabe wurde 2004 in Deutschland durch entsprechende Änderungen der §§ 289 und 315a HGB im Rahmen des Bilanzrechtsreformgesetzes umgesetzt. Die CSR-Richtlinie (2014/95/EU), mit der die Berichtspflicht in der Lageberichterstattung verankert wurde, fand im April 2017 mit dem CSR-Richtlinie Umsetzungsgesetz (CSR-RUG) ihre Umsetzung in deutsches Recht.

Als Grundlage der Nachhaltigkeitsberichterstattung spielen Managementsysteme zum Umweltschutz (z. B. EMAS, ISO 14001), zur Arbeitssicherheit und Gesundheit (OSHAS) und zur Beschaffung (SA 8000) eine wesentliche Rolle in der praktischen Umsetzung.

Integrierte Berichterstattung ist ein sich seit etwa 2015 entwickelnder Trend in der Unternehmensberichterstattung. Das IR-Framework des IIRC, das den globalen Standard für eine integrierte Berichterstattung setzt, wurde im Dezember 2013 veröffentlicht. Die integrierte Berichterstattung zielt im Allgemeinen primär darauf ab, den Kapitalgebern eine integrierte Zusammenstellung der wesentlichen Schlüsselfaktoren für die gegenwärtige und zukünftige Wertschöpfung zu liefern.
Ersteller integrierter Berichte stützen sich bei der Aufbereitung ihrer Berichte auf die Grundlagen und Angaben der Nachhaltigkeitsbericht- erstattung. Mit Hilfe des integrierten Berichts legt eine Organisation kurz und bündig dar, wie ihre Strategie, ihre Unternehmensführung, ihre Leistung und ihre Perspektiven im Laufe der Zeit zur Wertschöpfung beitragen. Der integrierte Bericht ist also weder als Auszug des herkömm- lichen Jahresberichts noch als eine Kombination aus Jahresabschlüssen und Nachhaltigkeitsbericht gedacht. Der integrierte Bericht greift aber auf andere Berichte und Veröffentlichungen durch Bezugnahme auf zusätzliche detaillierte Informationen, die separat angegeben werden, zu.

Auch wenn die Ziele der Nachhaltigkeitsberichterstattung und der integrierten Berichterstattung sich unterscheiden mögen, so ist
doch Nachhaltigkeitsberichterstattung ein wesentliches Element der integrierten Berichterstattung
. Nachhaltigkeitsberichterstattung berücksichtigt die Bedeutung von Nachhaltigkeit für eine Organisation und behandelt auch die Prioritäten und Schlüsselthemen. Dabei konzentriert sie sich auf die Auswirkungen von Nachhaltigkeitstrends, Risiken und Chancen der langfristigen Prognosen und finanziellen Leistungsfähigkeit der Organisation. Nachhaltigkeitsberichterstattung ist elementar für einen integrierten Denk- und Berichterstattungsprozess einer Organisation. Sie liefert Vorgaben für die Ermittlung der wesentlichen Themen einer Organisation, ihrer strategischen Ziele und die Bewertung ihrer Möglichkeiten, diese Ziele zu erreichen und im Laufe der Zeit zur Wertschöpfung beizutragen.

Es gibt acht inhaltliche Schlüsselelemente in einem integrierten Bericht, die ein Unternehmen abdecken muss:

  1. Organisatorischer Überblick und externes Umfeld – Was macht die Organisation und unter welchen Umständen ist sie tätig ?
  2. Führungsstruktur – Wie unterstützt die Führungsstruktur der Organisation ihre Fähigkeit zur kurz-, mittel- und langfristigen Wertschöpfung ?
  3. Geschäftsmodell – Was ist das Geschäftsmodell der Organisation ?
  4. Risiken und Chancen – Welches sind die spezifischen Risiken und Chancen, die die Fähigkeit der Organisation zur kurz-, mittel- und langfristigen Wertschöpfung beeinflussen, und wie geht die Organisation damit um ?
  5. Strategie und Ressourcenallokation – Wohin will die Organisation gehen und wie will sie dorthin gelangen ?
  6. Leistung – Inwieweit hat die Organisation ihre strategischen Ziele für den Zeitraum erreicht, und was sind ihre Ergebnisse im Hinblick auf die Auswirkungen auf die Hauptstädte ?
  7. Ausblick – Auf welche Herausforderungen und Unsicherheiten wird die Organisation bei der Verfolgung ihrer Strategie voraussichtlich stoßen, und was sind die möglichen Auswirkungen auf ihr Geschäftsmodell und ihre künftige Leistung ?
  8. Grundlage der Vorbereitung und Präsentation – Wie bestimmt die Organisation, welche Themen in den integrierten Bericht aufgenommen werden sollen, und wie werden diese Themen quantifiziert oder bewertet ?
Quelle: https://integratedreporting.org/wp-content/uploads/2015/03/13-12-08-THE-INTERNATIONAL-IR-FRAMEWORK-2-1.pdf
Quelle: Thomas Loew, Dr. Jens Clausen, IÖW Berlin http://www.4sustainability.de/fileadmin/redakteur/bilder/Publikationen/Clausen-Loew-2005-Mehr-Glaubwuerdigkeit-durch-Testate-Endbericht.pdf

Leitlinien zur Nachhaltigkeitsberichterstattung gibt es diverse; Quelle: EU-Leitlinien zur Berichterstattung über nichtfinanzielle Informationen (engl. Fassung) (EU 2017/C 215/01 (2017)) weshalb auch in diesem Aspekt des Sustainability GAAP in der aktuellen Diskussion auf eine Harmonisierung und Transparenz gedrängt wird. Die Theoretiker hatten ihre Zeit, es geht nun darum die Unternehmenspraxis zu befähigen ihren erkennbaren Willen zu nachhaltigem Wirtschaften in praxistaugliches Fahrwasser zu bekommen.

  • CDP (formerly the Carbon Disclosure Project)
  • Climate Disclosure Standards Board
  • OECD Due Diligence Guidance for Responsible Supply Chains from Conflict-Affected and High-Risk areas, and the supplements to it
  • Eco-Management and Audit Scheme (EMAS) and the related Sectoral Reference Documents
  • European Federation of Financial Analysts Societies’ KPIs for Environmental, Social, Governance (ESG), a Guideline for the Integration of ESG into Financial Analysis and Corporate Valuation
  • Global Reporting Initiative (GRI)
  • Guidance for Responsible Agricultural Supply Chains of FAO-OECD
  • Guidance on the Strategic Report of the UK Financial Reporting Council
  • Guidelines for Multinational Enterprises of the Organisation for Economic Cooperation and Development
  • Guiding Principles Reporting Framework on Business and Human Rights
  • ISO 26000 of the International Organisation for Standardisation
  • International Integrated Reporting Framework
  • Model Guidance on reporting ESG information to investors of the UN Sustainable Stock Exchanges Initiative
  • Natural Capital Protocol
  • Product and Organisation Environmental Footprint Guides
  • Sustainability Accounting Standards Board
  • The Sustainability Code of the German Council for Sustainable Development

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Japans Blick auf ESG – ein Leitfaden des METI

Nicht nur in Europa treibt das Thema Nachhaltigkeit und die Auseinandersetzung mit den ESG-Faktoren die Wirtschaft und Politik umher. Auch in Asien ist „Sustainability“ längst kein buzzword mehr, was sich nicht zuletzt auch in den Regularien der Börsenplätze (JPX, Hong Kong Exchanges and Clearing, Singapore Exchange sowie CSRC) ablesen lässt.

Ab Juli 2020 müssen alle börsennotierten Unternehmen in Hongkong eine Erklärung abgeben, in der der Vorstand seine Überlegungen zu ESG-Risiken darlegt. Die Börsen in Shanghai und Shenzen werden voraussichtlich bis Ende 2020 folgen.

Anfang 2020 kündigte die China Securities Regulatory Commission (CSRC) Pläne an, börsennotierte Unternehmen zur Offenlegung von Treibhausgas-Emissionen zu verpflichten. Im Juni 2020 nahmen die People’s Bank of China (PBoC), die China Securities & Regulatory Commission (CSRC) und die National Development & Reform Commission (NDRC) Änderungen an Chinas „grünen Anleihemarkt“-Richtlinien vor, die die Anforderungen an saubere und erneuerbare Energiequellen verschärfen.

Im Dezember 2017 trat die JPX der Sustainable Stock Exchange (SSE) Initiative bei, und im Juni 2019 erstellte und veröffentlichte JPX eine japanische Übersetzung des Modellleitfadens der SSE-Initiative zur Berichterstattung über ESG-Informationen an Investoren.

Das japanische Ministerium für Wirtschaft, Handel und Industrie (METI) veröffentlichte 2017 seine „Guidance for Integrated Corporate Disclosure and Company-Investor Dialogues for Collaborative Value Creation – ESG integration, non-financial information disclosure and intangible assets into investment„. Der ESG-Leitfaden basiert auf einem Vorschlag der Study Group on Long-term Investment (Investment evaluating ESG Factors and Intangible Assets) towards Sustainable Growth, die vom METI eingerichtet wurde.

Dieser Arbeitskreis wurde als Forum für die Prüfung politischer Maßnahmen zur Förderung eines nachhaltigen Wachstums des Unternehmenswertes und langfristiger Investitionen als Teil der Reform der Unternehmensführung im Rahmen der Japan Revitalisierungsstrategie 2016 ins Leben gerufen, die die Wachstumsstrategie der japanischen Regierung umreißt (auch unter dem Stichwort „Ito Review“ bekannt) .

Konkret wurde in der „Strategie 2016“ der Auftrag der Arbeitsgruppe wie folgt spezifiziert:

  • Die Arbeitsgruppe wird „die Art und Weise prüfen, in der Unternehmensführung und Investitionen zur Schaffung eines nachhaltigen Unternehmenswertes durchgeführt und wie dieser Wert bewertet werden sollte,
  • zusammen mit dem Mechanismus der Unternehmensführung, der die Optimierung von Investitionen in Human-, intellektuelles, Produktions- und anderes Kapital auf der Grundlage langfristiger Managementstrategien erleichtert.
  • Die Arbeitsggruppe wird sich auch damit befassen, wie Unternehmensleiter Investitionsentscheidungen treffen sollten,
  • wie Investoren solche Entscheidungen bewerten sollten und
  • wie Informationen bereitgestellt werden sollten, und
  • sie wird politische Maßnahmen vorschlagen, die die Regierung ergreifen sollte.

Der Leitfaden formuliert und schlägt einen grundlegenden Rahmen zur Förderung des Dialogs zwischen Unternehmen und Investoren und zur Verbesserung der Qualität der Berichterstattung vor. Alles Punkte, die gegenwärtig auch innerhalb der EU vorangetrieben werden, wie die zahlreichen Verlautbarungen der Institutionen aus September und Oktober 2002 zeigen.

Nachstehendes Schaubild stellt im Kern die konzeptionelle Sichtweise der Arbeitsgruppe und somit auch die offizielle Empfehlung des METI dar. Aus der Darstellung lässt sich ein entsprechendes methodischen Vorgehen für Unternehmen zur Integration von ESG-Aspekten strukturiert ableiten.

Quelle: METIs guidance for collaborative value creation

Dieser ganzheitliche Blick auf die Verortung von ESG in der Unternehmenssteuerung gibt einen nützlichen Orientierungsrahmen für Transformationsprojekte.

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ESG-KPIs – „Innovation in bessere/verbesserte Produkte und Dienstleistungen“

KPI-Bezug:

>> Innovation in bessere/verbesserte Produkte und Dienstleistungen <<

Metrik und Berichtsangabe:

  • F&E Aufwandsquote (%): Gesamtbetrag der Ausgaben für F&E in Prozent des Gesamtumsatzes.
  • Leistungsportfolio-Vitalitätsindex: Prozentsatz des Bruttoeinkommens aus Produktlinien, die in den letzten drei (oder fünf) Jahren hinzugefügt wurden, berechnet als die Verkäufe von Produkten, die in den letzten drei (oder fünf) Jahren eingeführt wurden, geteilt durch die Gesamtverkäufe.
  • Net Promoter Score (NPS): Messgröße für die Kundenerfahrung mit der Marke des Unternehmens, basierend auf den Antworten auf eine einzige Frage: Wie wahrscheinlich ist es, dass Sie unser Unternehmen/Produkt/Dienstleistung einem Freund oder Kollegen empfehlen würden?
  • Generierter sozialer Wertbeitrag (%): Prozentualer Anteil der Einnahmen aus Produkten und Dienstleistungen, die dazu bestimmt sind, bestimmte soziale Leistungen zu erbringen oder bestimmte Nachhaltigkeitsprobleme zu lösen.

Erläuterung zu „Metrik & Berichtsangabe“:

Angesichts der Tatsache, dass die Innovationsfähigkeit einer Organisation den Unterschied zwischen ihrem langfristigen Überleben und ihrem Scheitern ausmachen kann, ist die Berichterstattung über die Unternehmensleistung in diesem Bereich von entscheidender Bedeutung.

Unternehmen, die Innovationsstärke zeigen, sind besser für Wachstum und Resilienz positioniert. Gegenwärtig stammen die meisten offengelegten Kennzahlen (z.B. F&E-Investitionen, Patente) aus frühen Phasen des Innovationsprozesses (z.B. Ideenfindung und Entwicklung).
Dies ist ein kritischer Ausgangspunkt für Organisationen, die ihren Beitrag zum Wohlstand offenlegen möchten, und zwar im Hinblick auf die Rolle der Innovation sowohl bei der Schaffung von Wohlstand als auch bei der Verbesserung des Verbraucher- und Sozialwohls.

Die F&E-Ausgaben wurden als Näherungsmaß für Innovation über mehrere Berichtsrahmen, einschließlich des von der World Intellectual Capital/ Assets Initiative (WICI) entwickelten Intangibles Reporting Framework, verwendet. Das Embankment Project for Inclusive Capitalism (EPIC) identifizierte F&E-Ausgaben als eine seiner primären Messgrößen für die Entwicklungsphase der Innovation. Die teilnehmenden institutionellen Anleger erklärten, dass sie historische Metriken und den Kontext benötigen, um Trends zu erkennen und zu verstehen, wo die aktuellen Metriken in das Gesamtbild der Innovation passen, sowie zukunftsorientiertere Metriken wie auf Einnahmen basierende Prognosen.

Aufgrund des hohen Maßes an Unsicherheit, das z.B. durch Störfaktoren und sich ändernde Verbrauchertrends und Vorschriften entsteht, kann es schwierig sein, Innovation – mehr als andere Werttreiber – allein durch die Verwendung von Metriken zu kommunizieren. Es erscheint zielführender, die Metrik(en) mit klarstellenden Erläuterungen zu flankieren, die erklären, wie sich eine Organisation in jeder Phase des Innovationsprozesses (Ideenfindung, Entwicklung, Einführung und Reife) und in ihrem sektoralen Kontext auf verschiedene Szenarien vorbereitet. Dies würde es ermöglichen, die Verbindung zwischen dem betrieblichen Kontext eines Unternehmens und seiner Innovationsstrategie sowie die Umsetzung dieser Strategie zu artikulieren. Die Investoren könnten dann den langfristigen Wert der Innovationsaktivitäten eines Unternehmens besser verstehen.

Die Offenlegung der F&E-Ausgaben sollte mit einer Beschreibung der folgenden Punkte flankiert werden:

  • Das Entwicklungsportfolio der Innovationsprojekte der Organisation im Hinblick auf ihre strategischen Prioritätsbereiche und die Art der Innovation (z.B. Produkte, Dienstleistungen, Prozesse, Geschäftsmodell),
  • Eine Beschreibung, wie die Organisation ihre Innovationsfähigkeit und Infrastruktur nutzt und in sie investiert (z.B. die Möglichkeit, offene Innovation und/oder oder systematisches Technologiemanagement, Partnerschaften mit der Wissenschaft, Outsourcing von Innovationen),
  • Eine Beschreibung, wie Zeit und Kapital auf die wirkungsvollsten und innovativsten Ideen verwendet werden.

HINWEIS: Es kann keine „Einheitsmetrik“ für Innovation geben. Ansätze werden immer, zumindest teilweise, unternehmens- oder sektorspezifisch sein, weshalb die oben genannte Metrik ein vorgeschlagener Ausgangspunkt ist und im Prinzip fast universell anwendbar sein sollte.

Der Vitalitätsindex, der von 3M zunächst als Proxy zur Messung der Effektivität und Produktivität ihrer Investitionen in Innovation entwickelt wurde, ist jedoch ein vorgeschlagener Ausgangspunkt, der universell anwendbar sein sollte, solange die metrischen Parameter von der Organisation klar definiert sind.
Die Herausforderungen, die mit der Messung und Definition dieser Metrik verbunden sind (z.B. was ein „neues Produkt“ ausmacht und welcher Zeithorizont angewendet werden sollte), legen nahe, dass die Metrik durch klare Berichtsangaben unterstützt werden sollte, die „neue Produktlinien“ definieren und den angewandten Zeithorizont (z.B. drei oder fünf Jahre) festlegen.
Im Rahmen der Investorenkonsultation identifizierte das Embankment Project for Inclusive Capitalism (EPIC) den Vitalitätsindex als eine seiner primären Metriken für die Reifephase der Innovation und empfahl, dass Organisationen der Vitalitätsindex-Offenlegung eine begleitende Darstellung beifügen sollten, die eine Beschreibung der folgenden Punkte enthält:

  • Wie das tatsächliche Produkt- oder Dienstleistungsportfolio der Organisation auf erfolgreiche Innovation in der Vergangenheit hinweist. Sind die Produkte oder Dienstleistungen in Bezug auf Umsatz und Marge so erfolgreich wie erwartet?
  • Wie lange es dauert, bis ein innovatives Produkt oder eine Dienstleistung den Kundenstamm vollständig durchdringt.

Der Net Promoter Score (NPS) misst die Loyalität der Kunden zu einem Unternehmen. Er wurde erstmals 2003 von Bain and Company entwickelt und wird heute von Unternehmen verwendet, um zu messen und zu verfolgen, wie sie von ihren Kunden wahrgenommen werden.
Der NPS ermöglicht die Verfolgung und Überwachung von Verbesserungen bei einem Produkt, einer Dienstleistung oder einer Organisation. Der NPS kann sowohl ein Indikator für das Unternehmenswachstum als auch eine Näherungsgröße für den Beitrag zur Gesellschaft sein, der auf der Wahrnehmung des Produkts oder der Dienstleistung, die ein Unternehmen anbietet, durch den Kunden basiert. Die Daten zur Berechnung dieser Kennzahl stammen aus kurzen Kundenumfragen.

Typischerweise wird der NPS aus einer Antwort auf die Frage „Wie wahrscheinlich ist es auf einer Skala von 0-10, dass Sie [Firmenname] Ihren Freunden, Familienangehörigen oder Geschäftspartnern empfehlen würden?

Kunden, die auf einer Skala von 6 oder darunter eine 6 angeben, sind „Kritiker“, Kunden, die einen Wert von 7 oder 8 angeben, werden als „Passiv“ bezeichnet, und Kunden, die eine 9 oder 10 angeben, sind „Förderer“.

Diese Kennzahl wird von verschiedenen Berichtsrahmen und Datenbanken verwendet, darunter Just Capital und der Sustainable Leadership Monitor von Refinitiv.

Generierter Sozialer Wertbeitrag – Diese Kennzahl wurde an verwandte SASB- und GRI-Kennzahlen angelehnt, einschließlich des Umfangs der auf Nachhaltigkeit ausgerichteten Dienstleistungen und des Geldwerts von Produkten und Dienstleistungen, die für jeden Geschäftsbereich einen spezifischen ökologischen und sozialen Nutzen erbringen sollen.
Der Indikator bewertet die relative Größe von Produkten und Dienstleistungen mit sozialem oder ökologischem Fokus innerhalb des gesamten Produkt- und Dienstleistungsangebots der Organisation. Diese Produkte oder Dienstleistungen können spezifische soziale und/oder ökologische Auswirkungen haben und haben das ausdrückliche Ziel, ein oder mehrere soziale oder ökologische Probleme anzugehen.

Dazu könnten zum Beispiel Produkte gehören, die dazu bestimmt sind, erneuerbare Energie zu liefern, die persönliche Sicherheit zu erhöhen, Wasserknappheit zu bekämpfen, die biologische Vielfalt zu schützen, lokale Gemeinschaften zu unterstützen, die Energieeffizienz zu verbessern oder Umweltrisiken oder -auswirkungen zu minimieren.

Diese Metrik erfasst den Grad, in dem ein Unternehmen Produkte und Dienstleistungen erzeugt, die die Nachhaltigkeit unterstützen, und kann auch Einblicke in die Fähigkeit der Organisation geben, neue Angebote zu schaffen. Die Kennzahl erfasst auch den Nutzen, ausgedrückt als Prozentsatz des Umsatzes, der an das Unternehmen zurückfließt, wenn es eine Dienstleistung oder ein Produkt anbietet, das sozialen oder ökologischen Nutzen erzeugt. Die Daten für diese Metrik werden unabhängig von den Bemühungen der Organisation berechnet, soziale und ökologische Risikobewertungen in ihre Standardprozesse zur Entwicklung und Lieferung von Produkten und Dienstleistungen zu integrieren.

Regulatorischer Bezug:

2015 Ausgabe des Frascati Manual for measuring R&D (OECD, 2015a); OECD Oslo Manual Abschnitt 8.3.1; Reichheld, Bain&Company und Satmetrix, Harvard Business Review; analog zu SASB FN0102‐16.a and GRI (FiFS7 + FiFS8)

Die Kernaspekte der Dimension „Wohlstand“ stehen zu folgenden SDGs in Bezug:

“A company is more than an economic unit generating wealth. It fulfils human and societal aspirations as part of the broader social system. Performance must be measured not only on the return to shareholders, but also on how it achieves its environmental, social and good governance objectives.” – Davos Manifesto 2020

Except otherwise noted, the reuse of this document is authorised under a Creative Commons Attribution 4.0 International (CC-BY 4.0) licence (https://creativecommons.org/licenses/by/4.0/). CC BY-NC-SA: This license allows reusers to distribute, remix, adapt, and build upon the material in any medium or format for noncommercial purposes only, and only so long as attribution is given to the creator. If you remix, adapt, or build upon the material, you must license the modified material under identical terms.

ESG-KPIs – „Beschäftigung und Wohlstandsbildung“

KPI-Bezug:

>> Beschäftigung und Wohlstandsbildung <<

Metrik und Berichtsangabe:

  • Nettozahl der geschaffenen Arbeitsplätze:
    • Gesamtzahl und Rate der Neueinstellungen von Mitarbeitern im Berichtszeitraum, nach Altersgruppe, Geschlecht und Region
    • Gesamtzahl und Fluktuationsrate der Mitarbeiter während des Berichtszeitraums, nach Altersgruppe, Geschlecht und Region
  • Wirtschaftlicher Nettobeitrag: Unmittelbar generierter und umverteilter wirtschaftlicher Wert (EVG&D) – auf einer periodengerechten Basis, die die Basiskomponenten für die globalen Operationen der Organisation abdeckt, einschließlich Einnahmen, Betriebskosten, Löhne und Gehälter der Mitarbeiter, Zahlungen an Kapitalgeber, Zahlungen an die Regierung nach Ländern und Gemeinschaftsinvestitionen abzüglich der von der Regierung erhaltenen finanziellen Unterstützung (z.B. Steuererleichterungen, Subventionen, Investitionszuschüsse usw.).
  • Netto-Investitionen:
    • Gesamte Kapitalausgaben (CapEx) Abschreibung
    • Aktienrückkäufe
    • Dividendenzahlungen
    • Berechnung:
    • (Total CapEx – Abschreibung) / (Gesamtkosten der Aktienrückkäufe + Dividendenzahlungen)
  • Durchschnittslohn: Durchschnittlicher Stundenlohn, nach Regionen
  • Signifikante indirekte wirtschaftliche Einflüsse
    • Beispiele für signifikante identifizierte indirekte wirtschaftliche Einflüsse der Organisation, einschließlich positiver und negativer Auswirkungen
    • Bedeutung der indirekten wirtschaftlichen Einflüsse im Zusammenhang mit externen Benchmarks und Stakeholder-Prioritäten (z.B. nationale und internationale Standards, Protokolle, politische Agenden)

Erläuterung zu „Metrik & Berichtsangabe“:

Wie in den GRI-Berichterstattungsleitlinien beschrieben, kann die Zusammensetzung der neu eingestellten Mitarbeiter einer Organisation nach Alter, Gruppe, Geschlecht und Region ein Hinweis auf ihre Strategie und Fähigkeit sein, verschiedene Talente anzuziehen. Diese Informationen können Aufschluss über die Bemühungen der Organisation geben, integrative Rekrutierungspraktiken auf der Grundlage von Alter und Geschlecht zu implementieren, oder den optimalen Einsatz der verfügbaren Arbeitskräfte in den verschiedenen Regionen der Betriebe anzeigen.

Eine hohe Mitarbeiterfluktuationsrate kann zwar auf einen Grad an Unsicherheit und Unzufriedenheit der Mitarbeiter hindeuten, sie kann aber auch auf eine grundlegende Veränderung in der zentralen Betriebsstruktur einer Organisation hinweisen und je nach Sektor und Strategie des Einsatzes von Humankapital der Organisation wünschenswert sein. Unregelmäßigkeiten bei der Fluktuation nach Alter oder Geschlecht können auf Unvereinbarkeit oder potenzielle Ungerechtigkeiten am Arbeitsplatz hinweisen.

Der Umsatz führt zu Veränderungen des Human- und intellektuellen Kapitals der Organisation, die sich auf Produktivität und Innovation auswirken und direkte Kostenauswirkungen in Form von reduzierten Mitarbeitergehältern oder erhöhten Einstellungskosten haben können (GRI Disclosure 401‐1).

Beschäftigung und Arbeitsplatzschaffung werden oft als Schlüsselfaktoren für wirtschaftliches Wachstum oder Wohlstand benannt und wurden von der UNO als vorrangiges Ziel für nachhaltige Entwicklung durch SDG 8 – Menschenwürdige Arbeit und Wirtschaftswachstum – signalisiert.

Die Kennzahlen zu Arbeitsplätzen sind daher auszuwählen, um den Nettobeitrag zu erfassen, den ein Unternehmen zur Beschäftigung leistet, wobei sowohl die Zahl der Neueinstellungen als auch die Fluktuation der Mitarbeiter berücksichtigt wurden.

Beschäftigungs- und Arbeitsbeschaffungskennzahlen wurden über mehrere Berichtsrahmen hinweg ausgearbeitet und in diesen angewandt, darunter auch die vom Sustainability Accounting Standards Board (SASB), Just Capital, das Sozial- und Humankapital-Protokoll und Focusing Capital on the Long Term (FCLT) entwickelten Kennzahlen.

Die GRI definiert wirtschaftliche Einflüsse als „eine Veränderung des produktiven Potenzials der Wirtschaft, die Einfluss auf das Wohlergehen einer Gemeinschaft oder eines Interessenvertreters und die längerfristigen Entwicklungsaussichten hat„.

Informationen über die Schaffung und Verteilung von wirtschaftlichem Wert geben einen grundlegenden Hinweis darauf, wie eine Organisation Wohlstand für die Stakeholder geschaffen hat, der mit der langfristigen finanziellen Leistung (z.B. Umsatz, EBITA, Marktkapitalisierung) korreliert. Mehrere Komponenten des erzeugten und verteilten wirtschaftlichen Werts (EVG&D) liefern auch ein wirtschaftliches Profil einer Organisation, das für die Normalisierung anderer Leistungskennzahlen nützlich sein kann. Wenn EVG&D auf Länderebene detailliert dargestellt wird, kann es eine wertvolle Momentaufnahme des direkten monetären Mehrwerts für die lokale Wirtschaft liefern.

Die von der Regierung erhaltene Finanzhilfe, einschließlich Steuererleichterungen, Subventionen und Investitionszuschüsse, stellt ein Maß für die Beiträge der Regierungen zu einer Organisation dar. Die bedeutende finanzielle Unterstützung, die eine Regierung im Vergleich zu den gezahlten Steuern erhält, kann für die Entwicklung einer ausgewogeneren und transparenteren Momentaufnahme der Transaktionen zwischen der Organisation und der Regierung nützlich sein.

Die Kombination dieser beiden GRI-Angaben zu einer Kennzahl für den „wirtschaftlichen Nettobeitrag“ hilft, die Rolle, die eine Organisation bei der Leistung von Beiträgen zur Wirtschaft und in Abhängigkeit von dieser spielt, besser zu artikulieren, wobei sowohl die von der Regierung erhaltenen als auch die an die Regierung gezahlten Zahlungen berücksichtigt werden.

Investitionen sind ein Schlüsselfaktor für das Wachstum einer Wirtschaft und die Fähigkeit eines Unternehmens, seine Geschäftstätigkeit auszuweiten und zusätzliche Arbeitsplätze zu schaffen. Nicht alle Investitionsausgaben des Unternehmens stellen Unternehmensinvestitionen dar, da einige zur Aufrechterhaltung der laufenden Geschäftstätigkeit notwendig sind. Die Abschreibung wird in dieser Berechnung als eine Schätzung der Ausgaben verwendet, die zur Aufrechterhaltung und nicht zur Ausweitung der Geschäftstätigkeit dienen sollen. Zusammengenommen kombiniert die obige Berechnung vier Metriken (Gesamtinvestitionsausgaben, Abschreibungen, Aktienrückkäufe und Dividendenzahlungen), um als grober Näherungswert für die Netto-Geschäftsinvestitionen zu dienen.
Die oben genannten Metriken sind in der Kapitalflussrechnung des Internationalen Rechnungslegungsstandards IAS 7, der sich auf „Cashflows aus Investitionstätigkeiten“ als „Zahlungen für den Erwerb / Einnahmen aus dem Verkauf von Sachanlagen, immateriellen und anderen langfristigen Vermögenswerten (einschließlich Zahlungen und Einnahmen im Zusammenhang mit aktivierten Entwicklungskosten und selbsterstellten Sachanlagen)“ bezieht, vorgeschrieben. Die Abschreibung wird als Abstimmungsposten zwischen Betriebsgewinn und Cash-Flow ausgewiesen, und auch eigene Aktien und gezahlte Dividenden müssen offengelegt werden. Darüber hinaus schreibt der Companies Act 2006 Organisationen in Großbritannien vor, über ihre Aktienrückkäufe oder Aktienrückkäufe zu berichten.
Darüber hinaus werden mehrere Komponenten der obigen Berechnung von Berichtsrahmen zur Erfassung des Shareholder Value verwendet, wie z.B. FCLT und Just Capital.

Durch die Angabe des durchschnittlichen Stundenlohns nach Region, zusätzlich zu den in diesen Regionen geschaffenen Nettoarbeitsplätzen, können Organisationen ihre Auswirkungen auf die Beschäftigung und die Ergebnisse, die durch die Bereitstellung von Beschäftigungsmöglichkeiten in den Gemeinden, in denen die Organisation tätig ist, geschaffen werden (z.B. höheres Einkommen und besserer Lebensstandard), besser nachweisen.
Die Beziehung zwischen Löhnen und wirtschaftlichem Wohlstand ist weithin anerkannt (Quelle: Manyika, J., Remes, J., Mischke, J. 2018, The U.S. Economy Is Suffering from Low Demand. Higher Wages Would Help, Harvard Business Review, February 22, 2018), und angemessene Löhne oder Einkommen werden oft als Indikator für die Messung von Fortschritten in Richtung eines gerechten und widerstandsfähigen Wirtschaftswachstums verwendet (z.B. Weltbank, OECD).
Weitergehende Informationen zur Offenlegung der durchschnittlichen Stundenlöhne der Beschäftigten durch die Organisation sollten ebenfalls aufgenommen werden, wie z.B. Daten über die demographische Entwicklung der Beschäftigten und die Grundlöhne in diesen Betriebsregionen, um nachzuweisen, dass die geschaffenen Arbeitsplätze und die durchschnittlich gezahlten Löhne den Lebensunterhalt angemessen unterstützen und positive Beiträge in diesen Regionen schaffen.

Diese Kennzahl ist gegenüber der verfügbaren Ergebniskennzahlen zu wählen, da diese oft sektor- und länderspezifisch sind.

Diese Berichtsangabe bezieht sich auf indirekte wirtschaftliche Einflüsse, die von der GRI definiert werden als „die zusätzlichen Folgen der direkten Auswirkungen von Finanztransaktionen und des Geldflusses zwischen einer Organisation und ihren Stakeholdern“ (GRI 203). Indirekte wirtschaftliche Einflüsse können monetär oder nicht monetär sein und es wichtig sie in Bezug auf lokale Gemeinschaften und regionale Wirtschaften zu bewerten. Beispiele für bedeutende indirekte wirtschaftliche Auswirkungen, sowohl positiver als auch negativer Art, können die folgenden sein, wie in den GRI-Berichterstattungsrichtlinien dargelegt:

  • Veränderungen in der Produktivität von Organisationen, Sektoren oder der gesamten Wirtschaft (z.B. durch den verstärkten Einsatz von Informationstechnologie);
  • wirtschaftliche Entwicklung in Gebieten mit hoher Armut (z.B. Veränderungen in der Gesamtzahl der durch das Einkommen eines einzelnen Arbeitsplatzes unterstützten Abhängigen);
  • wirtschaftliche Auswirkungen einer Verbesserung oder Verschlechterung der sozialen Bedingungen oder der Umweltbedingungen (z.B. Veränderungen auf dem Arbeitsmarkt in einem Gebiet, das von kleinen Bauernhöfen in große Plantagen umgewandelt wurde, oder die wirtschaftlichen Auswirkungen der Umweltverschmutzung);
  • Verfügbarkeit von Produkten und Dienstleistungen für Menschen mit niedrigem Einkommen (z.B. Vorzugspreise für Arzneimittel, die zu einer gesünderen Bevölkerung beitragen, die stärker an der Wirtschaft teilhaben kann; oder Preisstrukturen, die die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit von Menschen mit niedrigem Einkommen übersteigen);
  • verbesserte Fähigkeiten und Kenntnisse in einer Berufsgemeinschaft oder an einem geographischen Standort (z.B. wenn Veränderungen im Bedarf einer Organisation zusätzliche qualifizierte Arbeitskräfte in ein Gebiet ziehen, die wiederum einen lokalen Bedarf an neuen Bildungseinrichtungen auslösen);
  • Anzahl der unterstützten Arbeitsplätze in der Versorgungs- oder Vertriebskette (z.B. Auswirkungen auf die Beschäftigung bei Zulieferern infolge des Wachstums oder der Schrumpfung einer Organisation);
  • Stimulierung, Ermöglichung oder Begrenzung ausländischer Direktinvestitionen (z.B. wenn eine Organisation die Infrastruktur oder die Dienstleistungen, die sie in einem Entwicklungsland anbietet, ändert, was dann zu Änderungen bei den ausländischen Direktinvestitionen in der Region führt);
  • wirtschaftliche Auswirkungen einer Änderung des Betriebs- oder Tätigkeitsstandorts (z.B. die Auswirkungen der Auslagerung von Arbeitsplätzen an einen ausländischen Standort);
  • wirtschaftliche Auswirkungen der Nutzung von Produkten und Dienstleistungen (z.B. Wirtschaftswachstum, das sich aus der Nutzung eines bestimmten Produkts oder einer bestimmten Dienstleistung ergibt). GRI 203

Diese Metrik ist relevant, weil die indirekten wirtschaftlichen Einflüsse in Bezug auf lokale Gemeinschaften und regionale Wirtschaften einer Bewertung zugeführt werden. Wenn diese Metrik in Kombination mit dem wirtschaftlichen Nettobeitrag (eine der Kernmetriken) verwendet wird, kann eine Organisation ein ganzheitlicheres Bild der wirtschaftlichen Einflüsse, die sie auf die Gesellschaft hat, gewinnen.

Regulatorischer Bezug:

GRI (401‐1a & b), GRI (201‐1 and 201‐4), International Accounting Standard (IAS) 7 – Cash Flow Statements, SASB (FB‐RN‐310a.2) und GRI (203‐2).

Die Kernaspekte der Dimension „Wohlstand“ stehen zu folgenden SDGs in Bezug:

“A company is more than an economic unit generating wealth. It fulfils human and societal aspirations as part of the broader social system. Performance must be measured not only on the return to shareholders, but also on how it achieves its environmental, social and good governance objectives.” – Davos Manifesto 2020

Except otherwise noted, the reuse of this document is authorised under a Creative Commons Attribution 4.0 International (CC-BY 4.0) licence (https://creativecommons.org/licenses/by/4.0/). CC BY-NC-SA: This license allows reusers to distribute, remix, adapt, and build upon the material in any medium or format for noncommercial purposes only, and only so long as attribution is given to the creator. If you remix, adapt, or build upon the material, you must license the modified material under identical terms.

ESG-KPIs – „Überwachung von Risiken und Chancen“

KPI-Bezug:

>> Überwachung von Risiken und Chancen <<

Metrik und Berichtsangabe:

  • Integration von Risiken und Chancen in den Geschäftsprozess: Die Offenlegung der Risikofaktoren des Unternehmens zeigt deutlich die Hauptrisiken auf, denen sich das Unternehmen konkret gegenübersieht (im Gegensatz zu den allgemeinen Branchenrisiken), die Handlungsbereitschaft des Vorstands in Bezug auf diese Risiken, die Entwicklung dieser Risiken im Laufe der Zeit und die Reaktion auf diese Veränderungen. Diese sollten eine Erörterung der Datensicherheit und anderer aufkommender essentieller Risiken beinhalten und die Anzahl der Datenverstöße im Berichtszeitraum offenlegen
  • ESG im Rahmen der Kapitalallokation: Berücksichtigt das höchste Leitungsgremium bei der Beaufsichtigung größerer Investitionsausgaben, Übernahmen und Veräußerungen die Dimensionen Menschen, Planet, und Wohlstands-Fragen.

Erläuterung zu „Metrik & Berichtsangabe“:

Die Aufsicht (und die Handlungsbereitschaft) durch den Vorstand in Bezug auf die wichtigsten aufkommenden Risiken ist ein grundlegendes Prinzip bei der Steuerung der Risikomanagement-Strategie. Diese Berichtsangabe ist in die ESG-Berichterstattung einzubeziehen, weil sie anerkennt, dass der Vorstand direkt daran beteiligt sein sollte, direkte organisatorische Risiken zu verstehen und auf sie zu reagieren, und die Offenlegung überwacht, wie sich der Vorstand im Laufe der Zeit anpasst.

Die spezifische Offenlegung von Datenverstößen ermöglicht einen direkteren Vergleich zwischen Organisationen, während die Tiefe der Offenlegung sich aus den Details rund um die Handlungsbereitschaft des Vorstands auf die Hauptrisiken ergibt. Auf diese Weise bietet die Metrik Vergleichbarkeit, ohne sich in Details zu verlieren, die sich aus der eingehenderen Diskussion über die Aufsicht durch den Vorstand und aufkommende Risiken ergibt. Diese Ausgewogenheit, zusammen mit der Diskussion über neu entstehende essentiellen Risiken, trägt der sich verändernden Landschaft der Unternehmensrisiken durch die zunehmende Digitalisierung Rechnung, die zu einer stärkeren Abhängigkeit von Informationssystemen und ihren Daten führt.

Dies ist die am besten geeignete Berichtsangabe, da sie das traditionelle Risikomanagement und die Notwendigkeit anerkennt, dass die Vorstände über die Risiken hinausblicken müssen, um die Chancen zu erkennen, die sich dem Unternehmen durch aufkommende Probleme und solche, die mit Menschen, Planet und Wohlstand zu tun haben, bieten.

Eine solide Steuerung sowohl der Risiken als auch der Chancen mit dem Ziel einer langfristigen Wertschöpfung muss sich umfassend und ernsthaft mit diesen Risiken und Chancen befassen. Die genannte Berichtsangabe ist der in der Praxis etablierte Indikator für die Überwachung von Risiken und Chancen, denn die Kapitalallokation ist ein wesentlicher Aspekt unternehmerischer Entscheidungen und ist essentiell, wenn es darum geht, die Prioritäten des Unternehmens zum Ausdruck zu bringen und die Aktivitäten zu priorisieren. Da die Kapitalallokation zukunftsorientiert ist, ist diese Offenlegung zudem ein Frühindikator dafür, wie gut das Unternehmen in der Lage sein wird, in Zukunft langfristige Wertschöpfung zu erzielen.

Die Berichtsangabe zum Ausmaß in dem Themen wie Menschen, Planet und Wohlstand, die durch den nachhaltigen Wert definiert werden, in wichtige Kapitalzuweisungen integriert sind, hilft zu zeigen, wie der Vorstand Entscheidungen trifft, die sich auf nachhaltige Wertschöpfung beziehen. Die Kapitalzuweisungen signalisieren die Überzeugung des Unternehmens, welche Risiken und Chancen am wichtigsten sind für eine langfristige Wertschöpfung.

Regulatorischer Bezug:

Kombination von EPIC sowie SASB (230a.1 und 2) und CDSB (REQ‐01).

Wenngleich eine gute Unternehmenssteuerung grundsätzlich für die Erreichung aller SDGs wichtig ist, wird „good governance“ in drei spezifischen SDGs explizit hervorgehoben:

“A company is more than an economic unit generating wealth. It fulfils human and societal aspirations as part of the broader social system. Performance must be measured not only on the return to shareholders, but also on how it achieves its environmental, social and good governance objectives.” – Davos Manifesto 2020

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ESG-KPIs – „Ethisches Verhalten“

KPI-Bezug:

>> Ethisches Verhalten <<

Metrik und Berichtsangabe:

  • Korruptionsbekämpfung:
    • Gesamtprozentsatz der Mitglieder der Leitungsorgane, Mitarbeiter und Geschäftspartner, die Schulungen zur Antikorruptionspolitik und zu den Antikorruptionsverfahren der Organisation erhalten haben, aufgeschlüsselt nach Regionen
    • Gesamtzahl und Art der Korruptionsvorfälle, die im laufenden Jahr bestätigt wurden, sich aber auf die Vorjahre beziehen
    • Gesamtzahl und Art der während des laufenden Jahres bestätigten Korruptionsvorfälle, bezogen auf dieses Jahr
  • Geschützte Ethikberatung und Berichtsmechanismen: Eine Beschreibung der internen und externen Mechanismen für
    • die Einholung von Ratschlägen zu ethischem und rechtmäßigem Verhalten sowie zur organisatorischen Integrität;
    • die Meldung von Bedenken über unethisches oder rechtswidriges Verhalten und organisatorische Integrität
  • Ausrichtung von Strategie und Richtlinien hinsichtlich Lobbying: Einzelheiten darüber, ob und inwieweit die Richtlinien und die Strategien mit der Lobbyarbeit, der Interessenvertretung, den Mitgliedschaften und den damit verbundenen Aktivitäten des politischen Engagements der Organisation abgestimmt sind, einschließlich Einzelheiten zur Beteiligung an einschlägigen Initiativen mehrerer Interessengruppen
  • Monetäre Verluste durch unethisches Verhalten: Gesamtbetrag der finanziellen Verluste infolge von Gerichtsverfahren im Zusammenhang mit Betrug, Insiderhandel, Kartellrecht, wettbewerbswidrigem Verhalten, Marktmanipulation, Fehlverhalten oder anderen damit zusammenhängenden Branchengesetzen oder -vorschriften

Erläuterung zu „Metrik & Berichtsangabe“:

Unternehmenskorruption kann dort gedeihen, wo die Unternehmensführung schwach ist. Sie ist mit Fehlallokation von Kapital, Umweltschäden, Ausbeutung von Menschen sowie unethischem und illegalem Verhalten verbunden.

Die Öffentlichkeit erwartet von Unternehmen, dass sie sich an ethische Geschäftspraktiken halten; Korruption untergräbt die Legitimität und das Vertrauen der Stakeholder.

Unternehmen, die Antikorruptionspolitiken und -praktiken umsetzen, tragen direkt zur Vision der SDG 16.5 bei, „Korruption und Bestechung in allen ihren Formen erheblich zu reduzieren“, ihren eigenen langfristigen Wert zu schützen und zu einem größeren langfristigen gesellschaftlichen Wert beizutragen.

Schulungen zur Korruptionsbekämpfung entwickeln die Antikorruptionsfähigkeiten eines Unternehmens, und die Gesamtzahl und Art der Korruptionsvorfälle sind eine direkte Folge der übergreifenden Antikorruptionsfähigkeiten eines Unternehmens. Die Überwachung der Anzahl und des Anteils neuer Korruptionsvorfälle, die nicht mit den Vorjahren in Zusammenhang stehen, im Vergleich zu Vorfällen, die mit den Vorjahren zusammenhängen, ermöglicht die Beobachtung einer Verbesserung oder eines Rückgangs der Antikorruptionspraktiken eines Unternehmens. Diese Kennzahlen sind daher zu wählen, weil sie ergebnisorientiert sind und sich leichter zwischen Unternehmen und über die Zeit hinweg vergleichen lassen.

Diese Berichtsangaben zeigt die Mechanismen (z.B. Whistleblowing-Verfahren) auf, die vorhanden sind, um Beiträge zu Ethikthemen und Berichte über potenzielle Probleme zu erhalten, sowie die Art und Weise, wie diese Mechanismen geschützt werden, um eine solide Beratung und Berichterstattung zu fördern. Dies ist eine zentrale Governance-Berichtsangabe, da geschützte ethische Beratungs- und Berichterstattungsmechanismen die authentische Absicht der Leitungsorgane zeigen, ethisches Fehlverhalten zu verhindern.

Diese Berichtsangabe ist relevant und geeignet, weil sie universell anwendbar ist und am besten einen Vergleich und eine Bewertung des Engagements von Leitungsorganen für die Überwachung ethischen Verhaltens ermöglicht.
Ohne einen Mechanismus, mit dem Mitarbeiter und andere wichtige Interessengruppen unethisches oder ungesetzliches Verhalten melden können, verpassen Unternehmen möglicherweise Gelegenheiten, die zugrunde liegenden Probleme zu erkennen und abzuschwächen. Unternehmen, die ihre Stakeholder ermutigen, Feedback zu geben, können schneller auf Fehlverhalten reagieren, Vertrauen zu ihren Stakeholdern aufbauen und Schaden für den langfristigen Wert verhindern.

Um einen Beitrag zur langfristigen Wertschöpfung zu leisten, muss das Verhalten von Unternehmen nicht nur den bestehenden Normen entsprechen, sondern auch mit den langfristigen Zielen des Unternehmens übereinstimmen, sowohl in kommerzieller als auch in gesellschaftlicher Hinsicht. Diese Berichtsangaben sind ein kritischer etablierter Indikator für das Unternehmensverhalten, da sie Aufschluss darüber geben, inwieweit Lobbying und Advocacy (ein wichtiger, aber potenziell schädlicher Bereich der Unternehmenstätigkeit) nicht nur zulässig, sondern auch auf die öffentlich erklärten Ziele und Zwecke des Unternehmens ausgerichtet sind.

Die Konsistenz zwischen Unternehmensaktivitäten wie Lobbying und der öffentlichen Strategie des Unternehmens ist eine Kernkomponente der Ausrichtung auf langfristige Ziele, die wiederum für die langfristige Wertschöpfung wesentlich ist. Die Überwachung dieser Konsistenz ist ein nützlicher Indikator für die allgemeine Transparenz und die authentische Verfolgung der Unternehmensziele, die beide für die langfristige Wertschöpfung mit den Stakeholdern wichtig sind.

Um ethisches Verhalten umfassend beurteilen zu können, ist es wichtig, nicht nur die Prozesse zu überwachen, mit denen es gefördert wird, sondern auch das tatsächliche Verhalten des Unternehmens im Laufe der Zeit.

Die Gesetze und regulatorischen Vorgaben, die das Verhalten von Unternehmen und die Durchsetzung dieser Gesetze regeln, sind ein nützlicher Anhaltspunkt für die Beurteilung des tatsächlichen Verhaltens von Firmen.

Die genannten Metriken sind ein kritischer Erfolgsfaktor / etablierter Indikator für ethisches Verhalten, da sie sich auf das tatsächlich beobachtete Verhalten der Firma konzentriert und sich auf externe Parteien (Regulierungsbehörden) und einen robusten formellen Prozess (Durchsetzung und Gerichte) verlässt, um dieses Verhalten zu bewerten.

Darüber hinaus ermöglicht die Messung in monetären Größen einen besseren Vergleich zwischen den Unternehmen.

Regulatorischer Bezug:

GRI (205‐2) sowie GRI (205‐3) analog, GRI (102‐17), CDSB (REQ‐01) und SAM (3.4.5); SASB (510a.1).

Wenngleich eine gute Unternehmenssteuerung grundsätzlich für die Erreichung aller SDGs wichtig ist, wird „good governance“ in drei spezifischen SDGs explizit hervorgehoben:

“A company is more than an economic unit generating wealth. It fulfils human and societal aspirations as part of the broader social system. Performance must be measured not only on the return to shareholders, but also on how it achieves its environmental, social and good governance objectives.” – Davos Manifesto 2020

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ESG-KPIs – „Einbeziehung von Interessengruppen / Materiality Assessment“

KPI-Bezug:

>> Einbeziehung von Interessengruppen <<

Metrik und Berichtsangabe:

  • Auswirkungen von materiellen Themenstellungen auf Interessenvertreter: Auflistung der wesentlichen Themen, die im Prozess der Definition des Berichtsinhalts identifiziert wurden, und wie diese sich auf die Interessenvertreter auswirken
  • Prozess zur Einbeziehung von Interessengruppen: Der Ansatz der Organisation zur Einbeziehung von Interessengruppen, einschließlich der Häufigkeit der Einbeziehung nach Art und Gruppe der Interessengruppen und der Verfahren zur Gewährleistung der Zuverlässigkeit der Informationen.

Erläuterung zu „Metrik & Berichtsangabe“:

In dem Maße, wie die Unternehmen / Organisationen immer zweckorientierter werden, werden auch die Definition und das Verständnis des Begriffs „nachhaltige Wertschöpfung“ an Bedeutung gewinnen. Die gegenwärtige aktionärszentrierte Sichtweise von Leistung und Wert entwickelt sich seit 2015 bereits zunehmend zu einem ganzheitlicheren Verständnis der Auswirkungen einer Organisation auf ein breites Spektrum von Interessengruppen. Damit dieser Wandel auch wirklich relevante Wirkungen entfalten kann, muss eine Organisation verstehen, welche Interessengruppen von ihren Entscheidungen am wesentlichsten betroffen sind und wie dies den Entscheidungsprozess beeinflussen kann.

Die Durchführung einer Materialitätsanalyse („Materiality Assessment“) ist von entscheidender Bedeutung, um zu verstehen, wie sich ein/e Unternehmen / Organisation auf ihre wichtigsten Interessengruppen (aus)wirkt. Sie erfordert ein Verständnis dafür, wer die Hauptbeteiligten sind und wie sie von den Entscheidungen der Organisation beeinflusst werden.

Das Materiality Assessment ist die am besten geeignete Kernaussage, da die Auflistung der für die Durchführung einer Wesentlichkeitsanalyse erforderlichen Schritte (d.h. die Auflistung aller identifizierten materiellen Themen und die detaillierte Beschreibung, wie sie sich auf die Interessenvertreter auswirken) das Endergebnis des Prozesses zur Identifizierung und Einbeziehung der Interessenvertreter ist.

Diese Berichtsangabe ist ein robuster Indikator zur Aufrechterhaltung der Rechenschaftspflicht gegenüber einer Reihe von Interessengruppen, da sie das Ziel der Einbeziehung von Interessengruppen verkörpert – nämlich sicherzustellen, dass die organisatorische Wirkung und der langfristige Wert mit den Interessen eines breiten Spektrums von Interessengruppen übereinstimmen und die Grundlage für Vertrauen in das Unternehmen bilden.

Um effektiv aufgestellt zu sein, sollte die Einbeziehung von Interessengruppen ein fortlaufender Prozess des Vorstands sein, um Beiträge von materiellen Interessengruppen einzuholen und einzubeziehen und diesen Interessengruppen über wichtige Informationen und Fortschritte zu unterrichten.

Dies ist die best geeignetste Berichtsangabe für die Einbeziehung von Interessenvertretern, da sie die Bedeutung eines kontinuierlichen Engagements und den Bedarf an nützlichen Informationen als Teil dieses Prozesses betont. Als Indikator für das laufende Engagement und die durch diesen Prozess bereitgestellten Informationen ist diese Offenlegung ein nützlicher Indikator für die Strenge des Stakeholder-Engagements des Vorstands und damit auch für den Einfluss, den das Stakeholder-Engagement auf die Unternehmensführung hat.

Ein rigoroses Engagement mit Stakeholdern ist für die langfristige Wertschöpfung von entscheidender Bedeutung, da es den Unternehmen ermöglicht, ganzheitlichere Entscheidungen zu treffen, die sowohl kurzfristige und langfristige Bedürfnisse als auch kommerzielle und gesellschaftliche Auswirkungen gegeneinander abwägen.

Regulatorischer Bezug:

GRI (102‐47) und GRI (102‐43)

Wenngleich eine gute Unternehmenssteuerung grundsätzlich für die Erreichung aller SDGs wichtig ist, wird „good governance“ in drei spezifischen SDGs explizit hervorgehoben:

“A company is more than an economic unit generating wealth. It fulfils human and societal aspirations as part of the broader social system. Performance must be measured not only on the return to shareholders, but also on how it achieves its environmental, social and good governance objectives.” – Davos Manifesto 2020

Except otherwise noted, the reuse of this document is authorised under a Creative Commons Attribution 4.0 International (CC-BY 4.0) licence (https://creativecommons.org/licenses/by/4.0/). CC BY-NC-SA: This license allows reusers to distribute, remix, adapt, and build upon the material in any medium or format for noncommercial purposes only, and only so long as attribution is given to the creator. If you remix, adapt, or build upon the material, you must license the modified material under identical terms.

ESG-KPIs – „Qualität der Leitungsorgane“

KPI-Bezug:

>> Qualität der Leitungsorgane <<

Metrik und Berichtsangabe:

  • Zusammensetzung des höchsten Leitungsgremiums und seiner Ausschüsse nach: exekutiv oder nicht-exekutiv; Unabhängigkeit; Amtszeit im Leitungsgremium; Anzahl der anderen wichtigen Positionen und Verpflichtungen jedes Einzelnen und die Art der Verpflichtungen; Geschlecht; Zugehörigkeit zu unterrepräsentierten gesellschaftlichen Gruppen; Kompetenzen in Bezug auf wirtschaftliche, ökologische und soziale Themen; Vertretung von Interessengruppen
  • Fortschritte gegenüber strategischen Meilensteinen: Offenlegung der strategischen Meilensteine, die voraussichtlich im folgenden Jahr erreicht werden, und der aus dem Vorjahr erreichten Meilensteine
  • Vergütung
    • Welche Vergütungsrichtlinien für das höchste Leitungsorgan und leitende Angestellte für die folgenden Arten der Vergütung gibt es?:
      • Feste Vergütung und variable Vergütung, einschließlich leistungsbezogene Vergütung, aktienbezogene Vergütung,
        Boni und aufgeschobene oder unverfallbare Aktien,
      • Antritts-Boni oder Einstellungsprämien,
      • Abfindungszahlungen,
      • Rückforderungen,
      • Altersversorgungsleistungen, einschließlich der Differenz zwischen Leistungssystemen und Beitragssätzen für das höchste Leitungsorgan, leitende Angestellte und alle anderen Beschäftigten.
    • Wie beziehen sich die Leistungskriterien in der Vergütungspolitik auf die Ziele des höchsten Leitungsorgans und der leitenden Angestellten für wirtschaftliche, ökologische und soziale Themen?

Erläuterung zu „Metrik & Berichtsangabe“:

Die richtige Kombination von Fähigkeiten und Perspektiven im Vorstand ist wichtig, um kontinuierlich solide Entscheidungen treffen zu können. Ein vielfältig zusammengesetztes Gremium kann komplexe Herausforderungen umfassender bewältigen und sich an ein sich veränderndes Umfeld anpassen, indem es sich auf unterschiedliche Perspektiven und Erfahrungen stützt.

Studien in denen öffentliche Unternehmen in Kanada, Lateinamerika, dem Vereinigten Königreich und den USA untersucht wurden, haben ergeben, dass Unternehmen mit größerer Vielfalt finanziell besser abschneiden als ihre Konkurrenten. Entscheidend ist, dass Verwaltungsräte, Aufsichtsräte etc., die die Vielfalt der Stakeholder ihrer Unternehmen widerspiegeln, besser auf deren Bedürfnisse abgestimmt und daher gut aufgestellt sind, um langfristigen Stakeholder-Value zu schaffen.

Diese Berichtsangaben haben den Vorteil, dass sie eine ganze Reihe von Dimensionen abbilden, die für die Zusammensetzung von Leitungsorganen entscheidend sind (z.B. Kompetenzen in Bezug auf ESG-Themen). Nur punktuelle Aspekte hinsichtlich der Zusammensetzung des Boards reichen nicht aus, um festzustellen, ob das Board für die besonderen Bedürfnisse des jeweiligen Unternehmens geeignet ist. Diese Berichtsangaben beinhalten die am besten geeigneten Kernaussagen, da ihre Umsetzung zur Erreichung einer größeren Vielfalt an Hintergründen und Fähigkeiten der Vorstandsmitglieder relativ universell und praxis-erprobt ist und diese Art der Darstellung leicht nach zu vollziehen ist.

Eine ergebnisorientierte Messung der Qualität der Arbeit des Vorstandes sollte sich auf den Beitrag des Vorstands zur Erreichung der erklärten Ziele des Unternehmens fokussieren. Diese Berichtsangabe ist der geeignestete Indikator für die Qualität des Vorstands, da sie einen vorlaufenden und einen nachlaufenden Indikator für die Fähigkeit des Vorstands, die Leistung des Unternehmens festzulegen und zu lenken, kombiniert. Das Erreichen strategischer Meilensteine im vergangenen Jahr ist ein nützlicher Indikator für die Fähigkeit des Vorstands, die Erreichung der strategischen Ziele der Organisation, einschließlich des Zwecks, zu überwachen. Strategische Meilensteine für das kommende Jahr ermöglichen es den Interessengruppen, die Qualität der Entscheidungsfindung durch den Aufsichtsrat und das Ausmaß, in dem diese Entscheidungsfindung mit dem Zweck und den Zielen des Unternehmens übereinstimmt, effektiver zu bewerten.

Die Anreize, die Vorstandsmitgliedern und leitenden Angestellten geboten werden, können die langfristige Wertschöpfung erheblich verstärken oder behindern, je nachdem, wie sie strukturiert sind. Wenn die Vergütung nicht mit den langfristigen Zielen, einschließlich einer Kombination aus kommerzieller und gesellschaftlicher Wertschöpfung, in Einklang steht, kann sie die Fähigkeit der Leitungsgremien untergraben, eine wirksame Aufsicht zu gewährleisten.

Diese Berichtsangabe ist daher ein wichtiger Indikator für die Qualität von Verwaltungsräten, Aufsichtsräten etc., da sie einen detaillierten Einblick in die verschiedenen Vergütungsmechanismen und deren Anwendung ermöglicht. Indem offengelegt wird, wie die Anreize für die Leitungsgremien auf langfristigen Wert ausgerichtet sind, dient diese Offenlegung als nützlicher Indikator für die Fähigkeit der Organisation, diesen Wert zu erreichen.
Wichtig ist, dass diese Offenlegung die berichtende Organisation dazu verpflichtet, ausdrücklich darauf einzugehen, wie ihr Vergütungsansatz mit den wirtschaftlichen, sozialen und ökologischen Zielen der Organisation in Beziehung steht. Dieser Grad der Offenlegung bietet externen Interessenvertretern wertvolle Einsichten bei der Bewertung der Ausrichtung verschiedener Aspekte der Unternehmensführung und fördert erhöhte Transparenz und Vertrauen.

Regulatorischer Bezug:

GRI (102‐22), GRI (405‐1a), GRI (102‐35) und EPIC

Wenngleich eine gute Unternehmenssteuerung grundsätzlich für die Erreichung aller SDGs wichtig ist, wird „good governance“ in drei spezifischen SDGs explizit hervorgehoben:

“A company is more than an economic unit generating wealth. It fulfils human and societal aspirations as part of the broader social system. Performance must be measured not only on the return to shareholders, but also on how it achieves its environmental, social and good governance objectives.” – Davos Manifesto 2020

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